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Hitzeschlacht in Oschersleben

Am letzten Sonntag Abend sollten die Nachrichtensender berichten, dass es der heißeste Tag des laufenden Jahres war. Und genau an dem Wochenende startete der Historische Langstrecken Cup zu seinem fünften Lauf. Die savannenartige Bördelandschaft rund um Magdeburg gönnte einem keinen Schatten. Bäume sind Mangelware und auch schattenspendende Plattenbauten waren in unerreichbarer Nähe.

Hitzeschlacht in Oschersleben So flimmerte das Fahrerlager des Motoparks Oschersleben und lud die Einheimischen zu einer interessanten Rennveranstaltung. Neben dem Historischen Langstrecken Cup fuhren immerhin die Vorkriegs Classic Cars und die FIA Sportwagen Weltmeisterschaft um Punkte. Ganze neun der flachen PS-Monster fanden den Weg nach Sachsen-Anhalt. Viel mehr Zuschauer jedoch auch nicht. Die nahegelegenen Seen reizten bei diesem Wetter mehr.

Die anhaltende Hitze setzte den Teams und den alten Rennwagen heftig zu. Schon im Training zeigten sich erste Ausfallserscheinungen bei der Technik. Team Kehrmann wollte erstmals ihren Austin Healey Sprite zum Einsatz bringen, was jedoch am streikender Motortechnik scheiterte. Die Engländer um das Team Schlienger mit ihrem ultraflachen Marcos 1800 kamen auch über die Trainingssession nicht heraus. Ein kapitaler Kupplungsschaden setzte dem Vortrieb von Team Bolmers 1300er MG Midget ein Ende. Und auch Team Bremmekamp auf dem BMW 1800 Ti mußten mit defekter Zylinderkopfdichtung die Segel streichen.

Hitzeschlacht in Oschersleben Im ersten Lauf am Samstag über 2,5 Stunden sollte es zu einem Kampf der Zuffenhausener Sportwagen kommen. Vertreten durch den wunderschönen Porsche 904 GTS des Teams Frers, der den Beginn der Stuttgarter Prototypen-Rennwagen Anfang der 60er Jahre einläutete. Ärgster Konkurrent war der Porsche 911 ST aus dem Jahre 1971, der vom Team Dannesberger lautstark über den Kurs geprügelt wurde.
Der weiße TVR Griffith vom Team Derichs Rennwagen schob sich zu Beginn des Laufes auf den zweiten Platz zwischen beide Porsche. Bemerkenswert, da zu Anfang der Saison das neu aufgebaute Fahrzeug mit vielen Kinderkrankheiten im hinteren Feld dümpelte. Die Truppe um Erwin Derichs hat hier ganze Arbeit geleistet.

Nach Beendigung von Lauf 1 und nach 77 Runden siegte Frers mit nur 28 Sekunden Vorsprung vor Team Dannesberger auf Platz zwei und Team Derichs Rennwagen mit dem Griffith auf Platz drei. Der in der Meisterschaft führende Ford Mustang der luxemburger Hoffeld/Wagner/Schmitz fuhr mit drei Runden Rückstand als vierter durchs Ziel.

Die schöne Alfa Giulia vom Team BSM-Salewski erwischte es hingegen eiskalt. Ein Ausritt mit heftigem Leitplanken-Kontakt verformte die rechte Seite des silbernen Italieners kalt und forderte provisorische Reparatur mittels viel Tape. Im zweiten Rennen mußte so eine Aufholjagd gestartet werden. Beim Ford Escort 1300 GT des Teams Yellow Banana Racing beendete eine Stößelstange nach fünf Runden die Arbeit, was zur Aufgabe zwang. Sofort wurde mit dem Einbau des Ersatzmotors begonnen.

Am Sonntag morgen stand um halb Zehn der zweite Lauf über 80 Minuten an. Die Temperaturen hatten noch nicht ihren Höhepunkt erreicht und so konnten in den Cockpits noch halbwegs erträgliche Temperaturen gemessen werden. Der weiße TVR Griffith setzte sich an die Spitze des Feldes und der Zweikampf der beiden Porsche wurde fortgesetzt. Bis ein gebrochenes Gasgestänge den 904er stillegte. Dieser wurde zurück in die Box geschleppt und provisorisch repariert. Mit sechs Runden Rückstand ging es zurück auf die Piste, was alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg begrub. 15 Minuten vor Rennende begruben Probleme mit der Kraftstoffzufuhr die Siegesfahrt des TVR's.

Team Dannesberger sicherte sich so souverän der Führung, die sie bis zur Zieldurchfahrt nicht mehr hergaben. Die Luxemburger kamen mit fünf Runden Rückstand auf Rang zwei und behalten damit auch ihre Führung in der Gesamtwertung. Team Frers behielt den dritten Platz trotz des Reparaturaufenthalts mit besagten sechs Runden Rückstand. Die lädierte Giulia vom Team BSM Salewski profitierte vom Ausfall des bis dahin Klassenführenden und konnte durch eine spektakuläre Aufholjagd noch den Gesamtplatz vier und den Klassensieg einstreichen.

Es war ein Wochenende mit Höhen, Tiefen und Hitzerekorden. Der nächste Lauf Ende August in Spa verspricht, alleine durch den umliegenden Wald, mehr Kühle aber auch Atmosphäre.

Das Rennergebnis nach 2 Läufen und 230 Minuten:

Platz / Team / Fahrzeug / Runden

1 / Dannesberger / Porsche 911 ST / 118
2 / Hoffeld / Ford Mustang T5 / 113
3 / Frers Porsche 904 GTS / 112
4 / BSM-Salewski / Alfa Romeo Giulia / 112
5 / Scuderia Colonia / Lotus Elan / 112
6 / Pro Histo Racing (#45) / Porsche 911 / 112
7 / Motorsportfreunde Solingen / Alfa Romeo Giulia / 112
8 / Pro Histo Racing (#46) / Porsche 911 / 111
9 / TST Rettberg / Alfa Romeo Giulia / 111
10 / Scuderia Colonia / Porsche 912 / 111

Die aktuelle Teamwertung finden Sie hier.

Weitere Informationen über den FHR Langstrecken Cup finden Sie hier.

Text & Fotos: Kai v. Schauroth