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Württembergische Classic 2006



Sie ist ganz klar und eindeutig eine Vorzeige-Rallye der Classic Masters Serie: die Württembergische-Classic. In ihrer elften Auflage ging es dieses Mal rund um Esslingen rund. Allerdings nicht ohne Ecken und Kanten.

Ich weiß nicht, ob es noch einen Veranstalter gibt, der es so gut meint mit seinen Teilnehmern, wie die Württembergische Versicherung. Die 160 Teams, aufgeteilt in Klassisch (nur Lichtschranken) und Sportlich (zusätzlich mit Gleichmäßigkeit und Orientierung), wurden wie in jedem Jahr nach allen Regeln der Gastgeberkunst verwöhnt. Schönes Hotel, feine Präsente, bombastische Siegerehrung. Man könnte geradezu ins Schwärmen kommen. Könnte. Wenn nicht auch noch Rallye gefahren worden wäre.

Mit Ex-Motorrad-Weltmeister Dirk Raudies, Box-Weltmeisterin Alesia Graf und Eberhard Mahle, der sein 40-Jähriges Berg-Europameister-Jubiläum feierte, war reichlich Prominenz am Start, die sich gemeinsam mit den 160 anderen Teilnehmern eine Rallye sicherlich einfacher vorgestellt hatten. Wenn das Bordbuchlesen sicher geklappt hat, das Lichtschrankenfahren einigermaßen funktionierte, man vielleicht sogar die geheimen Zeitmesspunkte erträglich meisterte, dann stellten die Orientierungsaufgaben, in denen alles gleichzeitig auftauchte, die meisten Teilnehmer dann doch vor größere Probleme, als man sie sich für ein einziges Wochenende wünschen würde.

Württembergische Classic 2006 Württembergische Classic 2006

Aber diese Schwierigkeiten hatten die Profis ganz genauso. Vielleicht sogar noch schlimmer: Ganz besonders in eben jenen Orientierungsprüfungen. Das Problem war, dass einige Teilnehmer die Ori-Regeln besser kannten und befolgten, als der Veranstalter sich das ausgedacht hat. Es gab bei der Württembergischen mehrere dieser „Ansichtssachen“, eine sei erwähnt: Die allseits ungeliebte Baumaffensuche. Baumaffen sind Schilder mit Nummern darauf, die im Orientierungssport überprüfen sollen, ob der Teilnehmer den vom Veranstalter gewünschten Weg gefahren ist. Fährt ein Team im Rahmen einer Orientierungsprüfung diesen richtigen Weg, kommt es an den entsprechenden Schildern vorbei, notiert diese und alles wird gut. In Esslingen sah man das etwas anders: Dort wurden diese Baumaffen in einer Wertungsprüfung mit Schnittkontrollen aufgestellt, was an sich eher überflüssig ist, da ja die Zeitmessung schon falsche Fahrstrecken erkennen ließe. Für größte Diskussionen bis hin zum Tobsuchtsanfall sorgte eines dieser Schildchen, welches an ein Andreaskreuz am unbeschrankten Bahnübergang gepappt wurde, so dass es reichlich übersehen wurde (obwohl alle auf dem rechten Weg waren).

Der Schildbürgerstreich hatte dann auch noch gehörigen Einfluss auf die Gesamtwertung, da rund 50 (!) der 71 gestarteten Teams in der sportlichen Wertung dieses Schild nicht notiert hatten und dafür jeweils 10 Strafsekunden kassierten. Und da gehörte die Top-Ten zu großen Teilen dazu.

Zwar war – wie immer und völlig zu Recht – völlig klar, dass am Gesamtsieg von Thomas und Alexandra Engl nichts zu rütteln war, aber schon ab Rang zwei wurde das Ergebnis neu ausgewürfelt. Was die Leistung der Vater-Sohn Teams Peter und Fabian Mohr im Mercedes 280 SE Coupé auf Rang zwei sowie Oliver und Jürgen Illig im Volvo P544 auf der dritten Position in keinster Weise schmälern soll. Ganz im Gegenteil: In solch undurchsichtigen Momenten zeigt sich eben, wer wirklich etwas kann.



In der Kategorie Klassisch, wo man sich mit eindeutigen Lichtschrankenaufgaben befassen konnte, erwies sich wohl noch eindrucksvoller, wer wirklich etwas kann: Vater Eberhard und Tochter Carolin Blumenstock aus Esslingen zeigten der Konkurrenz, wer die Nummer 1 im Lande ist: Fast 10 Sekunden Vorsprung auf die Zweitplazierten Martin und Hans Schmeisser sowie bald 20 Sekunden auf die Drittplazierten Jochen Autsch und Inge Stamm-Höhn sind bei reinem Lichtschrankenfahren schon ein dickes Brett.

Deutlich enger geht es hingegen noch in der Classic-Masters-Fahrerwertung vor dem letzten Lauf am Nürburgring zu: Norbert Henglein liegt trotz einer nachträglichen Rückstufung auf den 17. Platz in der Gesamtwertung der Württembergischen Classic zwar noch um Kloßbreite in Führung, Hans Düngfelder und Marita Schönwälder rücken aber nun wieder in Schlagdistanz.

Informationen zur Württembergische Classic erhalten Sie unter www.wuerttembergische-classic.de.

Text & Fotos: Thomas Senn


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