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BMW Z4 sDrive30i: Frische Brise

Vom Lifestyle-Flitzer zum ernsthaften Sportwagen: Mit seinem Relaunch hat der BMW Z4 deutlich an Reife gewonnen. Beim Design ist die Zeit der Experimente vorbei, statt kubistischer Formenspiele bietet das neue Modell ausgewogene Roadster-Proportionen nach klassischem Vorbild – und erstmals ein festes Dach über dem Kopf. Ob auch die Technik hält, was die Ästhetik verspricht, haben wir mit dem 3,0-Liter-Modell an der Nordseeküste erforscht.

Die erste Frage, die sich stellt: Warum nennt sich dieses Auto immernoch BMW Z4? Während andere Hersteller zum obligatorischen Facelift höchstens die Tränensäcke der Scheinwerfer kaschieren oder das Frontspoiler-Doppelkinn straffen, hat BMW ein rundum neues Modell erschaffen – zumindest äußerlich. Größer, gestreckter, mit längerem Radstand und breiterem Heck steht der neue Z4 auf der Straße. Die Exterieur-Designerin Juliane Blasi hat dem Roadster nicht nur die längste Motorhaube im Segment verpasst, sondern auch bei den Proportionen auf Ausgewogenheit, Eleganz und klassisch-unaufgeregte Harmonie geachtet – in den letzten Jahren durchaus keine Selbstverständlichkeit bei BMW. Rein optisch spielt der neue Z4 jedenfalls in der Liga von Porsche 911 und Mercedes SL, während Audi TT Roadster und Mercedes-Benz SLK ihrem Kompaktsportler-Image vorerst treu bleiben.

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Weniger eindeutig dürften die Meinungen zum neuen Klapp-Hardtop ausfallen. Sicherlich: Das Metallverdeck erhöht den Fahrkomfort, in dem Wind und Wetter ebenso nach draußen verbannt werden wie störende Fahrgeräusche bei höherer Geschwindigkeit. Zudem sieht der BMW Z4 auch mit geschlossenem Dach ausgesprochen gut aus, was im Cabrio-Segment eher die Ausnahme ist. Auch der ausgeklügelte Öffnungs-Mechanismus ließe so manchen japanischen Origami-Meister verblassen. Dennoch finden sich rund um das Alu-Verdeck auch die größten Mängel des neuen Modells. Wird man auf der Autobahn etwa von plötzlichem Regen überrascht (allein vier Mal während unserer Fahrt von Hamburg ans Meer), muss man bis zum nächsten Parkplatz ausharren. Der Schließmechanismus benötigt zwar nur 20 Sekunden, ist aber ausschließlich im Stand aktivierbar. Hier bietet die Konkurrenz deutlich praktikablere Lösungen, die nicht nur mit bayerischen Wetterbedingungen kalkulieren.

Auch das Gepäckabteil wird vom neuen Dachkonzept eingeschränkt. Statt 310 Litern Stauraum bei geschlossener Fahrt bietet der neue BMW Z4 bei geöffnetem Dach nur noch magere 180 Liter für Gepäck (früher 240 Liter), das unter den verstauten Klappdach-Elementen zudem fast unerreichbar bleibt. Erst zuklappen, dann ausladen – das Ideal sieht anders aus. Bei der Rundumsicht hat das neue Modell mit seiner größeren Heckscheibe zwar zugelegt, in engen Parkhäusern rangiert sich der Z4 allerdings wie jeder ordentliche Sportwagen, nämlich recht bescheiden. Plötzliche Duschen, Minimalgepäck, begrenzte Sicht: Wer derlei Einschränkungen verschmerzen kann, blickt hinter dem Steuer des neusten Bayern-Roadsters allerdings einer sonnigen Zukunft eintgegen. Denn fahrtechnisch hat der bislang recht spartanische Sport-Flitzer mit seinen großen Modellbrüdern aufgeschlossen.

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Was BMW international unter dem Slogan „Freude am Fahren“ propagiert, setzt sich beim Z4 letztlich aus der Kombination zahlreicher Faktoren zusammen. Da ist zum einen natürlich das typische Layout aus Frontmotor und Heckantrieb, langem Radstand, kurzen Überhängen, steifer Karosserie, weit zurückgesetztem Cockpit und Sportfahrwerk, das gerade auf kurvenreichen Strecken für eine satte, stabile und schwungvolle Fahrdynamik sorgt. Zudem hat die Lenkung mit dem Relaunch spürbar an Präzision gewonnen, auch bei abgeschalteten Assistenzsystemen ist der Roadster zum passgenauen Drift bereit. Wer es härter mag, kann zudem per Knopfdruck die Dämpferkennung, die Motorsteuerung, das Lenkverhalten und die Schaltcharakteristik in den Sport- oder Sport-Plus-Modus schicken. Kurz: Der Spielraum zwischen Komfort und Sport ist deutlich gewachsen.

Bereits im Frühjahr 2009 war Classic Driver mit dem BMW Z4 sDrive35i in Spanien unterwegs. Dank 306 PS und 400 Nm starkem Reihensechszylinder und Doppelkupplungsgetriebe ist das Baureihen-Topmodell ein vollwertiger Sportwagen, der es beim Spurt in 5,1 Sekunden auf 100 km/h durchaus auf M-Niveau bringt. Für unseren Trip an die Nordseeküste rund um Sankt Peter-Ording haben wir nun die mittlere der drei aktuellen Motorisierungsvarianten gewählt, die mit 258 PS zwar etwas weniger Leistung bringt, dafür aber auch rund einen Liter Kraftstoff spart (etwa 8,5 Liter/100 km). Der BMW Z4 sDrive30i, wie sich der Roadster entsprechend der neuen BMW-Nomenklatur nennen darf, ist dabei keinesfalls untermotorisiert – im Gegenteil: Kraftvoll und agil reagiert der Wagen auf jeden Gasbefehl, zieht dank der sportlich gestuften Sechsgang-Automatik auch bei hohen Autobahn-Geschwindigkeiten noch überraschend souverän und sauber nach vorn.

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Richtig zu Hause ist der neue BMW Z4 allerdings erst auf den ländlichen, oft menschenleeren Kurvenstraßen und Aleen entlang der norddeutschen Küste, auf denen sein fahrdynamisches Potenzial, seine Kurvenstabilität und seine überraschend satte Straßenlage besonders zur Geltung kommen. Das neue Cockpit arbeitet dem Fahrer dabei noch besser zu als bisher: Navigations- und Entertainment-Funktionen lassen sich in der Modellreihe erstmals intuitiv per iDrive ansteuern und das Klappdisplay ist übersichtlich und stets im Blick. Auch für die Gegenstände des täglichen Roadster-Bedarfs (Ray Ban, Sun Blocker, Gault Millau) hat BMW mehr Stauraum geschaffen, wobei der Platz hinter den Sitzen bei großgewachsenen Fahrern allerdings umgehend wieder verschwindet. Sobald die Wolkendecke sich über den Roadster-Piloten nur für ein paar Momente öffnet und der Sechszylinder in der frischen Nordseeluft gegen die Möwen ansingt, sind solche Kleinigkeiten aber schnell vergessen.

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Der Preis für den BMW Z4 sDrive30i liegt ohne Extras bei 42.900 Euro. Wir empfehlen den Zukauf der Sport-Automatik (2.340 Euro), des Adaptiven Sportfahrwerks (1.230 Euro), der Klimaautomatik (580 Euro), der Park Distance Control (780 Euro) und des Navigationssystem Professional mit Bluetooth-Unterstützung (3.720 Euro).

Text & Fotos: Jan Baedeker

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