Alfa Vier!
Text: Mathias Paulokat
Fotos: RM Auctions
Tubolare Zagato! Dafür steht die markige Abkürzung beim Alfa Romeo TZ aus den sechziger Jahren. Das Fahrzeug ist dank Rohrrahmen, filigraner Zagato-Aluminiumkarosserie und 1,6-Liter Vierzylinder-Motor ein leichter und begehrter Klassiker. Ein besonderes Exemplar dieser raren Alfa kommt jetzt beim Auktionshaus RM unter den Hammer.
Der Alfa Romeo TZ1 gilt bei Freunden und Kennern exotischer Sport- und Rennwagen als Alfa Romeos Version des Ferrari GTO. Und dies, obwohl er nur einen 1,6-Motor mit vier Zylindern aufweist. In punkto Seltenheit kann sich der kleine Alfa aber durchaus mit den Großen der Sportwagenwelt messen. Nur knapp über 100 Exemplare entstanden in der Zeit von 1963 bis 1967.
Das nun zum Aufruf kommende Exemplar ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Es handelt sich um das Alfa Romeo TZ1 Coupé aus dem Jahre 1964 mit der Chassis-Nummer 750006. Das historische Belegheft liest sich beeindruckend: Das Fahrzeug hat an der Targa Florio, den 24 Stunden von Le Mans, den 1.000 Kilometer in Monza und der Tour de France teilgenommen. Seit 23 Jahren befindet sich das Auto in niederländischem Familienbesitz. Zuletzt profitierte dieses TZ Coupé von einer umfangreichen Restaurierung, ausgeführt von Piet Roelofs Engineering, mit der Anpassung auf Le Mans Konfiguration entsprechend des Reglements von 1964.
Entstehung und Renneinsätze
1962 wurde das Alfa Romeo Renn-Coupé erstmals präsentiert – auf dem Turiner Automobilsalon. Auffälliges Merkmal war neben der insgesamt schwungvoll klassischen Karosserie das besondere Heck und die Anordnung der hinteren Scheiben. Im Oktober 1963 rief Alfa Romeo dann beim FISA Cup in Monza die Rennversion der Giulia, die das Kürzel „TZ“ erhielt, zum Einsatz. „T“ steht dabei für „Tubolare“ und meint den Rohrrahmen, über welchem sich eine leichte Zagato – „Z“ – Karosserie aus Aluminium spannt. Unter dem Blechkleid arbeitet in der Front ein Reihenvierzylinder-Motor mit 1,570 ccm Hubraum und oben gesteuerter Nockenwelle. Die Leistung wird für dieses Fahrzeug nominal mit rund 150 PS angegeben. Die Kraftübertragung erfolgt mittels manuellem Fünfgang-Schaltgetriebe. Für die Zeit modern: Das Alfa Romeo TZ1 Coupé verfügte bereits damals über Einzelradaufhängung und hydraulischen Scheibenbremsen rundum.
Das gesamte Fahrzeug wog leer nur knapp über 650 Kilogramm. Fahrzeuge dieses Typs erreichten bei Rennsportveranstaltungen insgesamt gute Platzierungen. Die Gegner waren scheinbar übermächtig, sie hießen Ferrari GTO, Cobra, Maserati Birdcage oder Porsche 904. Doch tatsächlich lag die TZ1 nicht selten vor ihnen. Alfa Romeo erkannte das Potential und wollte die spezifische Leistung nochmals verbessern. So entstand 1964 die zweite Generation in Gestalt des Alfa Romeo TZ2 – mit insgesamt flacherer Karosserie, um 40 Kilogramm reduzierten Gewicht, modifizierter Fahrwerkstechnik und einer Leistung von nun über 160 PS.
Das Fahrzeug
Das TZ-Register gibt wertvolle Auskünfte über nahezu alle entstandenen Fahrzeuge. Die Historie von Chassis-Nummer 750006 ist gut dokumentiert. Demnach wurde das Auto von Autodelta auf Renn-Spezifikation aufgerüstet, belegt mit einer Rechnung vom 2. April 1964. Diese Tatsache macht den TZ1 zu einer besonderen Rarität, da spätere Fahrzeuge oft direkt aus der Homologation entsprangen. Das Fahrzeug erhielt bei Autodelta unter anderem neue Dämpfer, ein enger abgestimmtes Getriebe und ein besseres Kühlsystem.
Das Fahrzeug ging dann an einen italienischen Industrie-Magnaten, der die Giulia TZ1 sehr erfolgreich im Rennsport von 1962 bis 1966 einsetzte. Das Fahrzeug erhielt auch schon früh eine offizielle italienische Straßenzulassung in Vorbereitung auf die Targa Florio, bei der das Coupé mit Roberto Bussinello und Nini Todaro den dritten Platz errang. Es folgte ein wichtiger Einsatz in Le Mans gegen die damaligen Boliden der Motorsportwelt. Hierauf folgte ein Engagement bei der Tour de France mit der Startnummer 142. Am dritten Tag jedoch verunglückte das Fahrzeug und schied aus. Das Auto wechselte daraufhin den Eigentümer und wurde für neue Renneinsätze in Monza, Brescia und für die Targa Florio aufgebaut. Hierbei wurde auch der komplette Farbanstrich bis auf das blanke Aluminium entfernt. Diesen Look bewahrte das Auto bis ins Jahr 2000.
In den achtziger Jahren wechselte das Fahrzeug noch mehrfach den Eigentümer. Piet Roelofs Engineering wurde letztlich beauftragt, die Giulia TZ1 in originale Le Mans Konditionen zurück zu versetzen. Im Juli 2010 erlebte der Wagen dann ein Comeback bei den Le Mans Classic und errang einen Concours-Erfolg beim Le Mans Heritage Club Concours. Die Authentizität des Fahrzeugs wurde im Februar durch Alfa Romeo Spezialisten in Italien bestätigt. RM setzt den erwarteten Zuschlagswert des Fahrzeugs zwischen 475.000 und 575.000 Euro an. Alle Details und historische Dokumente sind im Register abrufbar. Die Ausschreibung von RM finden Sie im Classic Driver Automarkt.
Die Fakten
Hersteller:
Alfa Romeo
Entstehungsjahr:
1964
Fahrzeugkonzept:
Rennsport-Coupé
Chassis-Nummer:
750006
Design:
Zagato
Karosserie:
Aluminium
Motor:
wassergekühlter Vierzylinder-Motor
Hubraum:
1,6 Liter
Leistung:
ca. 150 PS
Kraftübertragung:
manuelles Fünfgang-Getriebe, Hinterradantrieb
Radstand:
2.200 mm
Stückzahlen:
knapp über 100 Fahrzeuge
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