Nur wenige Gemälde haben einen so hohen Wiedererkennungswert außerhalb der Kunstwelt wie die Mona Lisa, van Goghs Sonnenblumen, Monets Seerosen und eben Der Schrei des norwegischen Malers Edvard Munch. Jetzt wäre die einmalige Gelegenheit, findet Classic Driver-Autor Simon de Burton, sich diese Ikone für die eigenen vier Wände zu sichern.
Leider sollte man dafür den Gegenwert etlicher Ferrari 250 GTO bereithalten können. Die Sachverständigen bei Sotheby's, wo das gefeierte Bild Anfang Mai bei einer Versteigerung impressionistischer und moderner Kunst angeboten wird, haben für das Gemälde nämlich einen Schätzwert von rund 80 Millionen Dollar errechnet
Der Verkäufer dieses 1895 geschaffenen Pastellbildes ist der norwegische Reeder Petter Olsen. Sein Vater Thomas war Freund und Nachbar des Künstlers und erwarb vor 70 Jahren den Schrei direkt von Munch. Inzwischen ist das Bild so etwas wie ein Star der Kunstwelt und findet sich als beliebtes Postermotiv wieder, wie auch auf Kaffeebechern. Ursprünglich hatte Edvard Munch Der Schrei als zentrales Bild seiner Fries des Lebens-Serie konzipiert; es drückt einen Augenblick größter Verzweiflung aus, der den Künstler in den Bergen nahe Oslo überfiel.
Der symbolistische Maler hat vier Fassungen dieses Motivs geschaffen, wobei die 1893 in Öl ausgeführte Version, die heute im norwegischen Nationalmuseum hängt, die wohl berühmteste darstellt. Das Osloer Munch Museum besitzt außerdem eine Skizze sowie ein späteres Ölgemälde, das von 1910 stammt. Beide wurden übrigens gestohlen und wiedergefunden: einmal 1994 während der Winter-Olympiade in Lillehammer und 2004 während eines bewaffneten Überfalls.
Die Version des Der Schrei, die jetzt bei Sotheby's zur Versteigerung kommt, ist nicht nur die einzige in privater Hand, sondern besitzt auch noch den Originalrahmen, den Munch selbst bemalt und mit einem Gedicht über diesen kunsthistorisch so bedeutsamen Verzweiflungsmoment versehen hat.
Schon jetzt hat die Ankündigung des Verkaufs für Schlagzeilen gesorgt. Ein Buchmacher wettet 2 zu 1, dass es für zwischen 75 und 100 Millionen Dollar unter den Hammer kommt, und 11 zu 4, dass bei 125 Millionen eingeschlagen wird. Damit hätte das Bildnis den bisherigen Rekord – 106 Millionen Dollar für einen Picasso-Akt – locker überboten. Der Eigentümer Olsen will mit dem Verkaufserlös ein Museum und ein Hotel bauen, die Munch gewidmet sein werden. Die Eröffnung ist für nächstes Jahr zum 150. Geburtstag des Künstlers geplant
Der Schrei wird vor der Auktion bei Sotheby´s in London ab dem 13. April ausgestellt, in den New Yorker Räumen des Hauses am 27. April. Weitere Informationen erhalten Sie unter: sothebys.com.
Text: Simon de Burton (aus dem Englischem von Alexandra Felts)
Photos: Sotheby's