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Wankelmotor: Faszination einer Erfindung

Felix Wankel war einer der ersten Mitglieder des Museums-Fördervereins Sinsheim und hat das Museum stets mit großem Enthusiasmus unterstützt. Im Jahr 1960 hatte er für Schlagzeilen gesorgt, als er den von ihm entwickelten Rotationsmotor als Alternative zum Hubkolbenmotor vorstellte. Gut vier Jahrzehnte nach der technischen Umsetzung gibt eine jüngst eröffnete Sonderausstellung einen Rückblick auf diese technische Meisterleistung und einen Überblick zur Wankel-Technik der Gegenwart.

Zur Einweihung der Felix Wankel Sonderausstellung im Technik-Museum in Sinsheim kamen ca. 200 geladene Gäste. Die Ausstellung ist der Geschichte des Wankelmotors und seinem Erfinder Felix Wankel gewidmet. Sie ist seit 01. November 2002 bis 23. März 2003 täglich geöffnet und beinhaltet unter anderem von dem Erfinder persönlich benutzte Gegenstände, wie sein Zeichenbrett, Schränke und seinen Schreibtisch, vor dem er sicherlich so manche Tage und Nächte verbracht hat. Auch ist der Mercedes-Benz-Versuchswagen C 111, in dem der Wankelmotor ausgiebig getestet und weiterentwickelt wurde, zu sehen.

Wankelmotor: Faszination einer Erfindung NSU Ro80 schlug ein
Der Wankelmotor, Faszination einer Erfindung – Auf der Internationalen Automobilausstellung (1967) in Frankfurt stellte die Neckarsulmer Firma NSU den Ro80 mit Wankelmotor vor. Das revolutionäre Auto mit dem revolutionären Motor wurde sofort zum „Auto des Jahres“ gewählt. Der neuartige, vibrationsarme Motor versprach bislang unerreichten Komfort. Das klare Design und ein exzellentes Fahrwerk machten das Auto zum Höhepunkt des „Wankel-Jahrzehnts“, der 60-er Jahre. Wankels Motor stieß in der Öffentlichkeit auf große Begeisterung. Man erwartete eine turbinenartige, leise Kraftquelle mit sehr gutem Leistungsgewicht. Vermeintlicher Solidität und Ausgereiftheit des Hubkolbenmotors standen Eleganz und Einfachheit des neuen Antriebes gegenüber. Wankels Motor paßte zur zeittypischen Begeisterung für neue technische Lösungen.

Wankelmotor: Faszination einer Erfindung Auch heute ist der Wankelmotor keinesfalls ein abgeschlossenes Kapitel der Technikgeschichte. Wankelmotoren, die mit Dieselkraftstoff, Benzin oder Alkohol betrieben werden können, haben offenbar ebenso einen Markt wie Wasserstoff-Wankelmotoren. In den 60-er Jahren erlebten Wankelmotoren einen Boom: Viele Firmen, die Lizenzen erworben hatten, entwickelten Wankels Motor weiter und brachten ihn in teilweise recht hohen Stückzahlen auf den Markt. Rotationsmotoren gab es schließlich zu Lande, zu Wasser, in der Luft und auf Eis: Motorräder, Snowmobile, Kampfpanzer, Pumpen, Flugzeuge, Kettensägen und Rasenmäher wurden von luft- und wassergekühlten Rotationsmotoren angetrieben.

Denn mit der technischen Realisierung von Wankels Idee Mitte der 50-er Jahre war es noch lange nicht getan. Es hatte sich gezeigt, dass ein einfacher, im Viertakt laufender Rotationsmotors praktikabel war. Bei NSU und auch in Wankels eigener „Technischer Entwicklungsstelle“ (TES) in Lindau fand die Entwicklung des Wankelmotors zur Betriebsreife statt. Mit großer Beharrlichkeit, hohem persönlichen Einsatz und nicht immer konfliktfrei wurde der Motor perfektioniert. Felix Wankel hatte bereits in den 20-er Jahren das Ziel, einen „drehenden statt stampfenden” Verbrennungsmotor zu entwickeln. Seit den 30-er Jahren arbeitete er an neuen rotierenden Steuerungen konventioneller Motoren, an Problemen der Abdichtung und an Aufladevorrichtungen. Ideen, Konzepte, Versuche, die zum Drehkolbenmotor führten, haben also eine lange Vorgeschichte, die hier erstmals an Objekten gezeigt wird.



Dr. Kurt Möser, Konservator am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.

Gerda Burkhardt, Felix Wankel Stiftung.

Prof. Dr. Jakob Messerli, Museumsdirektor des Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim.


Dipl.-Ing. Hermann Layher, Museumsleiter des Technik-Museum Sinsheim + Speyer.

Zisch 74 – Gleitboot mit Flugzeugrumpf und Vierscheiben-Wankel-Motor 1974.


Hercules Wankel 2000
– gebaut 1973-1979,
294 ccm Kammervolumen,
27 PS bei 6000/min, Drehmoment: 35 Nm
bei 4500/min,
6-Gang-Getriebe.
Höchstgeschwindigkeit: 140km/h

Wankel-Spider – 500 ccm Kammervolumen
und 50 PS in der
Straßenversion bis zu
100 PS hatte die
Rennversion, er wurde
von 1964 – 1967 gebaut.
Mit einem Renn-Spider gewann Karl-Heinz Panowitz 1966 die Deutsche Grand-Tourisme Meisterschaft und Siegfried Spiess wurde damit Deutscher Automobilbergmeister 1967.

Van Veen OCR 100 – Zweischeiben-Wankelmotor mit 2x 500 ccm Hubkammern und 107 PS bei 6500/min Höchstgeschwindigkeit über 250 km/h Gewicht 330 kg.

Weitere Informationen über die Felix Wankel-Sonderausstellung.

Text: Technik Museum Sinsheim
Foto: Bernd Quaas und Felix Wankel, Stiftung/Landesmuseum für Technik und Arbeit