Nicht nur den Individualverkehr will Volkswagen ab 2013 unter Strom setzen. Auch für den Taxibetrieb planen die Wolfsburger mittelfristig eine elektrische Revolution. Auf der Hannover Messe wurde nun der Prototyp einer neuen Taxigeneration präsentiert, die emissionsfrei die Metropolen der Welt mobilisieren könnte – und erfreulicherweise an den legendären Samba-Bus erinnert.
Lärm, Gestank, Gedränge - der Mailänder Stadtverkehr ist eines der abschreckensten Beispiele für den drohenden Kollaps benzinbetriebener Mobilität. Wie verlockend ist deshalb die Vorstellung, in einem Jahrzehnt würden nur noch elektrische Automobile durch die norditalienischen Straßen gleiten, ohne Krach und ohne Emissionen. Diese Vision hatten wohl auch VW-Chefdesigner Klaus Bischoff und sein Entwicklungsteam im Kopf, als sie ihrer neuen, elektrischen Taxi-Studie nicht nur den Namen „Milano“, sondern auch die klassische, schwarz-grüne Farbkombination gaben, die einst allen Mailänder Taxis als Erkennungszeichen diente. Natürlich soll der kompakte und konzeptionell äußerst innovative Elektro-Van mit der passenden, städtetypischen Lackierung auch in Metropolen wie London, Moskau oder Tokyo funktionieren.
Was viele VW-Fahrer nicht wissen: Volkswagen gehört zu den erfolgreichsten Taxiherstellern der Welt, selbst in New York sieht man derzeit erste Yellow Cabs aus Wolfsburg. So konnte das Designteam auf reichlich praktische Erfahrung zurückgreifen, um das Fortbewegungsmittel logisch weiter zu entwickeln. Um das Ein- und Aussteigen zu vereinfachen, wurde auf der Beifahrerseite des Milano Taxis eine weit nach vorne öffnende Schwenktür integriert. Statt Beifahrersitz finden die Gäste vorne rechts einen Cargobereich ohne Ladekante für sperriges Gepäck, der eigentliche Kofferraum dient nunmehr zum Verstauen kleiner Gegenstände. Obwohl das Taxi nur 3,7 Meter lang ausfällt, haben die Fondpassagiere außergewöhnlich viel Platz. Wer hinten rechts sitzt, kann die Beine sogar komplett ausstrecken. Auch die Kopffreiheit des 1,6 Meter hohen Vans soll weit über dem Durchschnitt liegen.
Neben der Sitzlehne des Fahrers informiert ein 8-Zoll-Touchscreen die Fahrgäste nicht nur über Fahrpreis und Navigationsdaten, auch Kreditkartenzahlung sowie das Abrufen von Informationen über Reise- und Wetterdaten soll über die Schnittstelle möglich sein. Der Fahrer verfügt derweil über ein eigenes Touchscreen, das Taxameter, Türöffner, Bordrechner, Navigationssystem, Taxifunk, Telefon, Veranstaltungskalender, Wetterdaten und persönlich eingepflegte Apps verbindet. Von außen erinnert das VW Milano Taxi nicht nur wegen der senkrechten Seiten- und Heckflächen an den schönsten Fünfzigerjahre-Bully, den Samba Bus. Auch die transparenten Dachbereiche und der Verzicht auf einen Kühlergrill lassen Parallelen zur Design-Ikone erkennen.
Angetrieben wird das Milano Taxi von einem Elektromotor mit 85 kW Spitzenleistung und einer Dauerleistung von 50 kW. Für die Energieversorgung soll eine Lithium-Ionen-Batterie sorgen, die nach nur einer Stunde an der Steckdose zumindest zu 80 Prozent aufgeladen sein soll. Die Reichweite der 1,5 Tonnen schweren Konzeptstudie liegt laut VW bei 300 Kilometern. Bisher handelt es sich beim VW Milano Taxi um einen reinen Prototypen. Sollte Volkswagen an seinen Plänen festhalten und in drei Jahren die ersten vollelektrischen Serienmodelle einführen, läge eine passende Lösung für den Taxiverkehr auf der Hand.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Volkswagen
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