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Magazin

Volkswagen Golf GTI Rallye

Cross-Golf

Text: Mathias Paulokat
Fotos: Frank Ratering, Mathias Paulokat

So etwas nennt man Comeback: Volkswagen holt zwei beinahe vergessene Rallye-Legenden zurück auf die Piste. Den legendären Weltmeister Golf GTI 2 der Gruppe A aus dem Jahr 1986 und die Replik eines 1980er Golf GTI 1 von 1980. Die Bühne: die Rallylegends in San Marino 2011.

Der Rahmen ist angemessen: 160 historische Rallyeboliden, dutzende Welt-, Europa- und Landesmeister sowie über 50.000 begeisterte Zuschauer bestimmen das Bild der diesjährigen Rallylegends San Marino. In der kleinen, gleichnamigen Republik findet alljährlich im Oktober das wohl spektakulärste historische Rallyeereignis der Saison statt. Legendäre Rennfahrzeuge, die ansonsten meist nur in Museen zu sehen sind oder zu eher geruhsamen Ausfahrten hervorgeholt werden, kann man hier zwei Tage lang wie zu ihren Glanzzeiten im vollen Renneinsatz erleben. Schonprogramm? Fehlanzeige!

Volkswagen Classic präsentierte gemeinsam mit dem technischen Partner KWL-Motorsport in San Marino gleich zwei besondere Highlights. Zum einen den Golf GTI 2 der Gruppe A; zum anderen die Replik eines 225 PS starken Golf GTI 1 Rallye von 1980. Der im Vergleich zu den anderen Boliden beinahe harmlos wirkende Golf GTI 2 ist eine echte Preziose: Volkswagen wurde mit dem 170-PS-Fronttriebler 1986 Weltmeister.

Golf GTI 2

Dieter Depping ging mit Weltmeister Peter Diekmann als Beifahrer an den Start, um die zehn Wertungsprüfungen zu meistern. Selbst für den dreifachen deutschen Rallyemeister und Dakar-Piloten bot der Golf GTI 2 ein ungewohnt pures Erlebnis. „Das ist ein ganz anderes Fahren, beinahe wie aus einer anderen Welt“, so Depping. Mit nur zwei angetriebenen Rädern und einer Leistung von rund 170 PS ist auf den winkligen Prüfungen voller Einsatz gefragt.

Für den 67-jährigen Weltmeister Peter Diekmann ist das Wiedersehen mit „seinem“ 1986er WM-Golf ein ganz besonderes Ereignis: „Ewig habe ich den Wagen nur im Museum gesehen. Jetzt wieder mit ihm fahren zu können und dabei die alten Weggefährten wiederzusehen, die Begeisterung der Fans zu erleben – das ist einfach wunderbar. Und zusammen mit Dieter Depping macht es einfach Spaß, dem Publikum eine gute Show zu bieten“.

Und die gute Show boten die beiden: Der Golf GTI 2 wurde am ersten Abend mit Lichtampeln ausgestattet und startete lautstark zur Nachtetappe. Am zweiten Tag musste das Getriebe gewechselt werden, da der zweite Gang klemmte. Das gelang den Mechanikern bravourös in rund einer Stunde. Pünktlich ging der 2er GTI am Nachmittag wieder auf die Strecke.

Golf GTI 1

Beim Golf GTI 1 handelte es sich um eine detailgetreue Replik des Rallye Monte Carlo-Fahrzeugs von 1980: Per Eklund lieferte mit dem Golf GTI Rallye ebenfalls eine eindrucksvolle Vorstellung ab. Der ehemalige Rallycross-Europameister, zweimalige Pikes Peak-Sieger und frisch gebackene schwedische Rallycross-Meister ging mit diesem in Gelb lackierten und komplett neu aufgebauten Golf GTI Rallye an den Start. Auch dieser Golf hat es in sich: Volkswagen Classic präsentierte in San Marino damit zum ersten Mal jenes Fahrzeug, welches dem Rallye Monte Carlo-Einsatzfahrzeug von 1980 nachempfunden ist – die Replik leistet immerhin 225 PS und spornte den erfahrenen Piloten Eklund mit seinem Beifahrer Hans Sylvan zu Höchstleistungen an: „Dank der sehr guten Pirelli-Reifen und dem wirksamen Sperrdifferenzial erreicht der leichte Fronttriebler ein erstaunliches Gripniveau“, erklärte die Rallyelegende Eklund.

Volkswagen macht mit den beiden Fahrzeugen auf ein großes Vorhaben aufmerksam: Denn ab 2013 wird der Konzern mit dem neuen Polo R WRC wieder in das aktuelle Rallyegeschehen auf den Pisten dieser Welt eingreifen. Gerade erst auf der IAA in Frankfurt präsentiert, absolviert der Polo R WRC mittlerweile erste Testfahrten; ab dem übernächsten Jahr geht es dann in der WRC um alles – und um die Fortsetzung einer großen Rallyetradition.

Volkswagen Rallye-Geschichte

Seit 1973 schreibt die FIA einen Marken-Titel für die Rallye-Weltmeisterschaft aus, seit 1979 auch einen Fahrer-Titel. Mit ihm sind besonders große Namen in der Geschichte des Motorsports verbunden: Walter Röhrl etwa, der lange in Diensten des Volkswagen-Konzerns stand und sich in den 80er-Jahren spektakuläre Duelle mit der französischen Rallye-Pilotin Michèle Mouton lieferte. In den Jahren 1980 und 1982 wurde Röhrl Weltmeister; bis heute ist er der einzige deutsche Titelträger. Auch die legendären Finnen Ari Vatanen (1981) und Juha Kankkunen (1986, 1987, 1991, 1993), die beide später von Volkswagen in das Marathon-Rallye-Programm mit dem Race Touareg eingebunden wurden, gewannen die Rallye-WM. Ebenso Carlos Sainz, Gewinner der Rallye Dakar 2010 mit Volkswagen: Er sicherte sich 1990 und 1992 als erster Spanier zwei Mal die WM-Krone.

Ein Kürzel prägt seit 1997 die über Jahrzehnte einzige Automobil-Weltmeisterschaft der FIA neben der Formel 1: „WRC“ steht in erster Linie für World Rally Championship, ist aber auch die Abkürzung für World Rally Car. Es ist die bis heute führende Fahrzeugklasse im Rallye-Sport, die aus der Gruppe A entstand. Die Läufe der World Rally Championship präsentieren sich heute so abwechslungsreich wie bei keiner anderen Rennserie: Wertungsprüfungen von Schotter, Schnee bis Asphalt und auf den vier Kontinenten Amerika, Australien, Asien und Europa stehen für extreme Vielfalt und globale Präsenz der spektakulären Motorsportdisziplin.

Historische Renn- und Rallyewagen finden sich im Classic Driver Marktplatz.

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