In 25 Jahren hat der in Europa lebende „Swatchista“ jede Sonderedition, Verkaufdisplays oder Werbungen der allgegenwärtigen Marke zusammen gesucht
Paul Dunkel einen Swatch-Fanatiker zu nennen, würde den Sammler wahrscheinlich nicht beleidigen. Man muss schon etwas fanatisch sein, um im Laufe der Zeit über 5.800 unterschiedliche Swatch-Uhren und Sammlerstücke zusammenzukaufen. In 25 Jahren hat der in Europa lebende „Swatchista“ alle Uhren, Verkaufdisplays oder Werbungen der allgegenwärtigen Schweizer Marke erworben. Darunter auch alle Editionsmodelle, die in dieser Zeit auf den Markt kamen: Von kunstvoll gestalteten Uhren zu Ehren der Olympischen Spiele oder des Montreux Jazz Festivals, bis hin zu Editionen bekannter Künstlern und Designer wie Keith Haring, Jeremy Scott und Kiki Picasso (auch bekannt als Christian Chapiron). So wundert es kaum, dass Dunkel neben den Uhren auch eine Sammlung zeitgenössischer Kunst aufgebaut hat - und zwar mit jenen Werken, die auch einige Zifferblätter seiner bunten Plastikuhren zieren.
Ein James Bond-Set in bestem Zustand
In dieser Fülle an Uhren findet sich auch eine James-Bond-Kollektion, bestehend aus 20 Swatch-Uhren. Verpackt in einer extra angefertigten Brieftasche aus Leder, ist jede einzelne Uhr einer 007-Episode gewidmet. Die 2002 vorgestellte Bond-Kollektion wurde sechs Jahre später durch das „Bösewicht-Set“ erweitert, das in einer Kassette aus Holz mit der Aufschrift „Danger“ ausgeliefert wurde.
Mode, die tickt
Natürlich findet sich auch die berühmte „Bacon-Swatch“ in der Sammlung. Sie ist ein Teil der ebenfalls komplett vorhandenen „Kidrobot-Kollektion“ mit passender Gurke und Chili-Schote, entworfen vom schweizerischen Künstler Alfred Hofkunst. Neben diesen besonderen Stücken findet sich auch eine große Zahl an Prototypen, die völlig unbekannt sind. Ob sich Ernst Thomke, der geisitge Vater der Swatch, hätte vorstellen können, dass seine günstige Jedermanns-Uhr einmal ein begehrtes Sammlerobjekt werden würde?
In fünf Jahren 50 Millionen Uhren verkauft
Der einstige CEO des Werkeherstellers ETA hatte die Revolution der Uhrenwelt mit Unterstützung von Nicolas Hayek vom Zaun gerissen. Allerdings legte die Swatch keinen Star-Ziel-Sieg hin. Die Premiere 1982 in Dallas war zunächst ein Fehlstart – aufgrund eines schlechten Marketingplans und fehlender Strategie konnte die Uhr nicht wie geplant als modisches Accessoire positioniert werden. Richtig los ging es erst 1983 nach einem Relaunch der Marke. In nur fünf Jahren wurden 268 verschiedenen Modelle vorgestellt und insgesammt 50 Millionen Uhren verkauft. Die Swatch war ein Phänomen – sie bescherte ihren Machern einen Umsatz, der die Produktionskosten um das Zehnfache überstieg und zur Grundlage für Hayeks „Rettung der Schweizer Uhrenindustrie“ wurde.
Wenn günstige Uhren Millionen bringen
Die Swatch entwickelte sich zum Kultobjekt – und die Mischung aus Masse und streng limitierten Editionen mit berühmten Partnern weckte schnell das Sammlerinteresse. Bereits im September 1990 – also nur sieben Jahre nach dem zweiten Start der Swatch – veranstaltete Sotheby’s in Mailand seine erste Swatch-Auktion, deren Ergebnis alle Erwartungen übertraf. 2011 lud das Auktionshaus Phillips de Pury zu einer Auktion in Hong Kong, auf der insgesamt 4.363 Swatch-Uhren und Sammlerobjekte versteigert wurden. Sie alle stammten aus der Sammlung des Schweizers Peter Blum und seiner Ehefrau Linda. Das Mega-Los wurde für 6,6 Millionen US-Dollar an einen Anwalt aus Asien verkauft. Vielleicht möchte ja jener Anwalt (oder einer seiner Mandanten) seine Sammlung um 5.800 Swatch-Stücke erweitern? Nach dem 7. April 2015 werden wir mehr wissen.