Auch Skeptiker müssen zugeben: So langsam hat sich der Kleine etabliert. Als urbanes Vehikel setzt der Smart Fortwo in seiner Klasse klar den Maßstab. Nun hat Daimler das Stadtauto zur Hälfte seiner Laufzeit dezent überarbeitet. Ab September gibt es Coupé und Cabrio mit schärferem Design, sparsameren Motoren und einigen frischen Optionen – zu gleichbleibenden Einstiegspreisen. Gänzlich neu ist das Smart Brabus tailor made Programm: unsere Classic Driver Empfehlung. Kleiner Wagen, große Freiheit.
12 Jahre! So lange gibt es den mittlerweile 2,70 Meter kurzen Smart nun schon auf unseren Straßen. Anfangs bestaunt, dann belächelt, später beachtet und in engen Großstadtlagen begehrt, hat der Stadtwagen einen festen Platz im Portfolio der Daimler AG erobert. Sogar Hermés kleidete den Smart bereits ein – vor zwei Jahren zum zehnjährigen Geburtstag. Rund 1,2 Millionen Kunden weltweit entschieden sich seit 1998 für eine der Smart-Varianten. Der schlagende Beweis für den großen Erfolg des kleinen Wagens.
Man mag es gut finden oder nicht: Der Smart ist automobile Gegenwart und vor allen Dingen auch Zukunft. Doch keine Bange: rassige Sportwagen, Langstrecken-Limousinen oder universelle Geländewagen will und kann er nicht verdrängen. Er will kein Ersatz für andere Fahrzeugklassen sein, sondern bietet ein alternatives Mobilitätskonzept im urbanen Raum, welches kein geringerer als Swatch-Erfinder Nicolaus G. Hayek bereits in den 1980er Jahren ersann. Mit diesem Konzept setzte der Micro-Wagen bei Erscheinen konsequent ungewohnte Maßstäbe: kleiner, sparsamer und jüngst im groß angelegten Feldversuch auch gänzlich emissionsfrei.
Ab sofort auch edler! Denn mit der Modellpflege ist auch eine von der Fahrzeuggarantie gedeckte „ab Werk“ Veredelung möglich, die selbst Auto-Aficionados hellhörig machen wird. Tausende von Farbtönen, eine Vielzahl hochwertiger Ledersorten und Cabrioverdeckfarben, Kontrastnähte, verschiedenste Dekore im Interieur – all das steckt hinter der neuen Produktlinie „tailor made“. Das Mandat für das Programm erhielt die Bottroper Fahrzeugschmiede Brabus, die schon bei der ersten Generation des Smart die qualitätsorientierte Klientel für den Kleinwagen gewann.
Im vergangenen Jahr testete Brabus in einer Kleinserie das Konzept. Die Nachfrage überzeugte die Macher. „Ab sofort ist der Smart Brabus tailor made europaweit erhältlich“, gibt Kai-Uwe Trillenberg, Leiter Marketing & Sales der Smart-Brabus GmbH, gegenüber Classic Driver Auskunft. „Wir planen pro Jahr einen Absatz von rund 1.000 Fahrzeugen.“ Die Vielfalt des Programms ist beachtlich. Alleine 30 verschiedene Lederfarben in fühlbar hochwertiger Qualität sind in der Basisauswahl im Angebot. Und wer sein Leder etwa von Muirhead, Poltrona Frau oder Schedoni beziehen möchte, wird bei Brabus nicht abgewiesen.
Das weckt die Phantasie. So läßt sich praktisch zu jedem modernen oder auch klassischen Wagen ein Smart als optisch angenähertes Tender-Fahrzeug konfigurieren. Eine unseres Erachtens überaus erfolgsversprechende Idee, welche beispielsweise auch Aston Martin mit dem Cygnet verfolgt. Und wer keine genauen Vorstellungen mitbringt, kann auf eine Reihe attraktiver tailor made Pakete zurückgreifen.
Der Name des Programms gilt – so oder so: es wird „maßgeschneidert“. Die Fahrzeuge werden in Bottrop in individueller Handarbeit und unter Verwendung von herstellergeprüften, hochwertigen Materialien veredelt. Die Bottroper Brabusallee avanciert damit zur automobilen Savile Row des Ruhrpotts. „Alles ist möglich“, lautet die Devise von tailor made. Und das zu fairen Preisen. Mit einem Aufschlag von rund 5.000 Euro – eine Summe, die anspruchsvolle Smart-Kunden ohnehin zusätzlich investieren – kann jeder Käufer nun ein auffallend individuell gestyltes Fahrzeug kreieren.
Während unserer Ausfahrt durch das Ruhrgebiet und auf dem kurvenreichen Gelände der Zeche Zollverein in Essen empfahl sich eindeutig der leistungsstärkste Motor als Antriebsquelle unserer Wahl. Der 102 PS starke Benziner mit knapp einem Liter Hubraum beschleunigt den Zweisitzer in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Erfreulichen Antritt ermöglicht auch das Drehmoment von 147 Newtonmeter. Damit sind im fließenden Stadtverkehr kernige Zwischenspurts drin, welche den Smart bei Ampelkreuzungen durchaus auf die Pole-Position bringen können. Die Nickbewegungen beim Schalten sind zwar weniger geworden, aber immer noch vorhanden. Daran muss man sich gewöhnen. Genauso an das kurze Pfeifgeräusch, welches jeden Gangwechsel intoniert. Die Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller für den Brabus Smart mit 155 km/h an. Diese erreichten wir auf den Autobahnen des Ruhrgebiets tatsächlich problemlos und auch ohne langen Anlauf. Damit gibt der Brabus Smart sogar eine Visitenkarte als ausreichend schneller Verbindungswagen zwischen nicht allzu weit voneinander entfernt liegenden Städten ab. Oder für Fahrten zum Flughafen in den Außenbezirken von Metropolen.
Was hat sich mit der Modellpflege sonst noch geändert? Das Interieur wurde insgesamt wertiger und mit einem neuen Kombiinstrument gestaltet. Optional sind nun die fast schon obligatorischen LED-Tagfahrleuchten, Bordcomputer, Navigationssystem, Freisprecheinrichtung, Tempomat, Klimaanlage und nun auch Anschlüsse für iPod oder iPhone erhältlich. Das Motto „Weniger ist mehr!“ mag für das Grundkonzept des Smarts immer noch gelten. Die Maxime „etwas mehr geht immer!“ gilt seit der neuen Generation mindestens aber genauso für den Smart.
Text: Mathias Paulokat
Fotos: Mathias Paulokat / Daimler
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