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Magazin

Mercedes-Benz Fashion Week New York 2009: Rückblick

Die mit großer Spannung erwartete Mercedes Benz Fashion Week New York dieser Saison fand vergangenen Freitag ihren Abschluss und das Fazit fällt weit versöhnlicher aus, als die im Vorfeld auftauchenden Gerüchte um gravierende Sparmaßnahmen vermuten lassen hätten

Das New York dieser Tage mag vielleicht nicht das Zentrum euphorischer Kaufkraft sein, die Mercedes-Benz Fashion Week New York zeigte jedoch, dass auch oder gerade in Zeiten wirtschaftlicher Rezession Designern eine Verantwortung zukommt, die sie sie nicht nur zu tragen wissen, sondern so manchen zu meisterhaften Leistungen anspornt.

Legten in den Jahren zuvor Pomp und Party noch einen Schleier des Wohlwollens über Kritiker und Käufer, so war ihr Blick in dieser Saison unverschleiert und klar. Überreizte, hektische Entwürfe fielen ebenso auf wie schlüssige Designkonzepte und innovative Schnittkunst. Wie in keiner Stadt zu keiner Zeit zuvor trennten sich Spreu und Weizen während einer Fashion Week so klar, dass jene, die in New York antraten und mit Applaus belohnt wurden, gewiss sein können: If you can make it there, you can make it everywhere.

Hier ein kleiner Auszug aus den bemerkenswertesten Kollektionen, die im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week New York präsentiert wurden:

Alexandre Herchcovitch

Alexandre Herchcovitch überraschte mit einer Kollektion, die auf den ersten Blick eher einer sommerlichen Leichtigkeit, denn der kalten Tristesse eines langen Winters gerecht wird. Mit warmen Rottönen, Pailetten- und Satinkleidern eröffnete der brasilianische Designer seine New York Schau mit einem fulminanten Formen- und Mustermix in dem nichts zusammenzupassen schien und dennoch alles richtig aussah. Die Botschaft kam an: Alexandre Herchcovitch macht Mode für Frauen, die Mode verstehen und just als sich in den Köpfen der Zuschauer dieser Gedanke manifestierte schlug der Brasilianer winterliche Stimmung in Grau- und Schwarztönen an.
Doch Herchcovitch wäre nicht Herchcovitch würde nicht selbst der schlichte, schwarze Wintermantel eine großzügige Portion Sex-Appeal ausstrahlen. Und so fanden Pailletten, Leder, Pelz und Rüschen auch in den gesetzten Modellen ihren Einsatz und machten, mal offensiv, mal zurückhaltend, ein sinnliches Angebot an die amerikanische Modebranche.

herchcovitch.uol.com.br
Calvin Klein

Für Calvin Klein übersetzte Designer of the Year Gewinner Francisco Costa die futuristisch, geometrische Formensprache seiner Frühjahr/Sommer Kollektion in die dunkle Jahreszeit und führte die wohl minimalistischste Kollektion der New York Fashion Week auf den Laufsteg. Mit asymmetrischen Schnitten, Cut-Outs und Layering-Effekten verlegte der gebürtige Brasilianer die Raffinesse ins Detail und lenkte den Blick auf Stoffe und Texturen. In den Fokus stellte der Calvin Klein Creative Director schwarze Wollkleider mit komplexen Faltenwürfen, feminine Kostüme und asymmetrisch geschnittene Mäntel, die wie Teile eines Baukastensystems zueinander passen. Um Schwerfälligkeit zu vermeiden, lockerte Francisco Costa die Kollektion durch goldgelbe, moosgrüne und silbergraue Stücke auf und rundete die Schau mit kühl-erotischen Abendroben ab. Eine intelligente und moderne Kollektion für intelligente und moderne Frauen.

www.calvinkleininc.com
Zac Posen

Ob sich Opulenz als kluge Antwort auf die Rezession erweisen wird sei dahingestellt, dass Jungdesigner Zac Posen mit seiner virtuosen Laufsteg-Inszenierung ungeniert zum Träumen aufforderte, ließ seine Kollektion jedoch zweifelsohne zu einem willkommenen Blickfang werden. Begleitet von den Browns, 5 Pianisten Geschwistern an Steinway Flügeln, entführte der ehemalige Central Saint Martins Student seine Zuschauer in eine sorglose Welt von mondänem Luxus in der er die Silhouette der vierziger Jahre mit dem Stil des viktorianischen Zeitalter paarte. Mit dem Bestreben, die bildhauerische Modesprache beider Epochen zu vereinen, setzte Zac Posen ausgeprägte Schultern und enge Korsagen als Signatur-Elemente ein, kombinierte diese mit auffälligen Mustern, Stickereien und edlen Stoffen wie Jaquard und Moiré. Und auch wenn nach all der Fülle die berechtigte Frage auftauchen möge, wo eigentlich der rote Faden der Kollektion, die durchgängige Linie, abgeblieben sein mögen, so muss man Zac Posen eines lassen: Sein konsequenter Rausch von luxuriöser Fülle unterhielt aufs Beste

www.zacposen.com
Yigal Azrouel

Als „Mercedes-Benz Presents Designer“ repräsentierte Yigal Azrouel auf der New Yorker Modewoche nicht nur die neue Mercedes Benz GLK Linie, sondern auch sein tragbares Designkonzept für junge, urbane Frauen. In den Fokus stellte er verkaufbare Looks, die die weibliche Silhouette klassisch-elegant und lässig-komfortabel in Szene setzen. Mit weiten Woll-Capes, voluminösen Oberteilen mit betonten Schultern, und schmalen Hosen aus Baumwolle und Leder trifft Yigal Azrouel sowohl den Nerv seiner Zielgruppe, als auch den kommerziellen Zeitgeist. Der Trivialität entkommt die Kollektion durch die in den neunziger Jahren bekannt gewordenen und von Yigal Azrouel neu interpretierten Triangelformen mit der er Hosen und Kleidern eine extravagante Komponente verleiht und selbst der klassischen Seidenbluse zu einem frischen Auftritt verhilft. Mit seiner realitätsnahen Mode, dem Einsatz hochwertiger Materialien und einer reduzierten Farbpalette zeigt Yigal Azrouel, dass gute Mode nicht avantgardistisch und verkopft sein muss, sondern als souveräner Alltagsbegleiter nicht nur auf New Yorks Laufstegen Anerkennung findet.

www.yigal-azrouel.com
Tommy Hilfiger

Begehrenswert und bezahlbar, inspirativ jedoch erreichbar. Die Marke Tommy Hilfiger steht für amerikanische Sportswear. Und dass Sportswear weit mehr kann als komfortable Jogginghose und bedrucktes Longsleeve bewies Hilfiger mit einer klassisch-sportiven Kollektion in der das kleine Schwarze ebenso wenig fehlte wie die elfenbeinfarbene Abendrobe. Doch gefällige Ausflüge in die Eleganz in Ehren – Tommy Hilfiger ist am Besten wenn es um tragbare Alltagsmode geht. Und genau dort stellte der Senior Designer mit einer großartigen Reihe von Jacken, Mänteln und Trenchcoats seine Kompetenz in den Vordergrund. Die „Outerwear“ geht bei Tommy Hilfiger als Hauptdarsteller hervor, lässt sich jedoch von den zeitlos schönen, herrlich unaufdringlichen Nebendarstellern Hose, Pullover, Top und Kleid begleiten. Ein gutes, rundes Konzept.

www.tommyhilfiger.com
Ralph Lauren

Stehe für das, was du am Besten kannst mit all deinem Talent, deiner Leidenschaft und deinem Fleiß ein, was immer auch passieren möge. Der letzte Tag der New York Fashion Week stand unter dem Stern der Zuversicht. Nicht zuletzt dank der fantastischen Präsentation von Ralph Lauren. Der Senior Designer setzte mit seiner Kollektion ein professionelles Statement gegen manch erschöpfte Präsentation seiner jüngeren Mitbewerber und führte seine Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Dunkeln ins Licht. Eröffnet wurde Ralph Laurens Schau mit schlichtem schwarz, das jedoch schnell durch silber, zartgrau, elfenbein und taupe abgelöst wurde. Für die Tageslooks setzte der Ralph Lauren unter anderem auf seine signifikanten, maskulinen Schnitte, die er in Tweed und Wolle ausführte, durch den Einsatz von Pelz und weich fließender Seide in Pastelltönen jedoch elegant verweiblichte. Mit atemberaubend schönen Abendroben aus Lamé, Charmeuse und Satin, die, ohne in den Kitsch abzudriften, an die romantische Seite der Frau appellierten, schloss Ralph Lauren eine perfekte Schau, in der nicht nur Träume und Sehnsüchte geweckt, sondern auch diskreter Luxus in vollendeter Form präsentiert wurden.

www.ralphlauren.com

Judith Marthaler, 1979 geboren, arbeitet als Texter & Konzeptioner und schreibt das Modeblog Whats-Wrong-With-The-Zoo.

Text: Judith Marthaler
Fotos: Mercedes-Benz USA



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