„Lamborghini meets St. Moritz“, so stand es auf der Einladungskarte, mit der das „OK“ am letzten Wochenende auf 1856 Meter ü. M. zu einem Sportwagen-Treffen der Superlative gebeten hatte. Die Herden der Lamborghini Owners Clubs strömten aus der Schweiz, Italien und Deutschland heran. Über den Almauftrieb auf Italienisch schreibt eine Augenzeugin.
Leicht geschüttelt, aber sichtlich gerührt entstiegen am vergangenen Wochenende die rund 200 Teilnehmer ihren 120 Fahrzeugen. Darunter waren fast alle Modellreihen der 44-jährigen Firmengeschichte Ferruccio Lamborghinis und seiner Automobili Lamborghini SpA vertreten – sowohl das familientaugliche, seinerzeit sehr erfolgreiche Modell Espada aus den End-60er bis -70er Jahren, als auch der Countach, der in den Siebzigern dem Miura folgte und der Inbegriff einer rennsportreifen Maschine in einem straßentauglichen Auto war. Auch dabei war das kompakte Modell Urraco, dem nie ein durchbrechender Erfolg gelang, und natürlich diverse Diablo, ein Islero, ein monströser Lamborghini LM sowie viele Varianten der aktuellen Modelle Murciélago und Gallardo.
Zudem konnte die Lifestyle- und Fashion-Metropole in den Alpen für ein Wochenende mit einer weiteren „Designer Boutique“, dem ArtiMarca Shop, der eigens für das Meeting im Hotel Kempinski eingerichtet war, auftrumpfen. Das Werk aus Sant’Agata hatte seinen Showroom, einen Teil des Museums und ein paar Schränke im ArtiMarca Shop leer geräumt und war damit als Gast nach St. Moritz gereist. Mit im Gepäck waren besondere Fahrzeuge wie ein roter Lamborghini 350 GT oder das Jubiläumsmodell Countach 25 Aniversary. Daneben wurden die neuesten Sportler wie der Murciélago LP 640, der Gallardo Spyder und Gallardo Superleggera in allen Varianten und etlichen Couleurs gezeigt. Der beliebte gelbe Werks-Miura musste leider kurzfristig in Italien bleiben.
Testfahrer-Legende Valentino Balboni, der alle aufgezählten Modelle bereits als Neuwagen auf Herz und Nieren getestet hat, war selbstverständlich persönlich vor Ort. Zum Dessert des Galadiners am Samstagabend wurde ein Film ausgestrahlt, in dem Valentino – zu Tränen gerührt – über seinen Einstand vor 40 Jahren bei Lamborghini erzählt. Der Film das „Amuse Gueule“ zur darauf folgenden Ehrung der langjährigen Freundschaft zwischen dem Ehrenmitglied Valentino und den Clubs.
Hauptsponsor der Veranstaltung war Lamborghini Zürich, der zur Gruppe der Schmohl AG gehört. Neben dem Schweizer Classic Driver Händler waren außerdem der Lamborghini-Veredler BF-Performance – mit einem Murciélago LP 660 (leistungsgesteigert) und einem Gallardo Spyder mit Aerodynamik-Kit und veredeltem Innenraum – sowie die Classic Driver Händler Lamborghini Porrentruy, Lamborghini St. Gallen und Bentley & Lamborghini Stuttgart präsent. Robert Forstner, der Geschäftsführer der Stuttgarter Vertretung, blickte am Sonntag bereits gespannt auf das kommende Lamborghini-Ereignis: Die Driving-Academy wird am 2. und 3. Juli 2007 auf dem Adria International Raceway (www.adriaraceway.com) gastieren. Diese Veranstaltung bietet vor allem Nicht-Lamborghini-Fahrern die Gelegenheit, die neuesten Modelle ausgiebig auf der Rennstrecke und auf der Straße zu fahren. Mehr Informationen finden Sie unter www.lamborghiniacademy.com.
Auf dem Programm standen drei Tage Berge, Wellness und Benzingespräche. Etliche Höhenkilometer wurden abgespult, ob mit den Lamborghini über zwei Pässe, zum Abendessen mit der Seilbahn auf die Chantarella Hütte oder bei Helikopterrundflügen beim Mittagslunch am Airport Samedan. Ich hatte das Vergnügen, erst den Superleggera, dann den 350 GT als Fotofahrzeug auf den Alpenstrassen genießen zu dürfen. Der Supersportler ist hart, ehrlich, extrem und Italienisch. Man muss schnell fokussieren, eine ruhige Hand haben und – solange es ihn nicht als Spyder oder Targa gibt – eine schlanke Taille halten, um aus dem Fenster fotografieren zu können. Trotzdem ist und bleibt es Liebe nicht nur auf den ersten Blick. Ich spreche wohlgemerkt von Beiden!
Die Kühe am Straßenrand der Serpentinen, am Julier- und Malojapass, nahmen den fulminanten Auftritt der Stiere mit natürlicher Gelassenheit. Während sich die in Abstimmungsfragen sonst so einigen, eidgenössischen „Eingeborenen“ zum Teil in der Ausführung ihrer stammestypischen Rituale gestört fühlten. Die Euphorie äußerte sich daher in den verschiedensten Kategorien – von größter Freude, über stillen Neid, bis hin zu bösen Beschimpfungen, die die dröhnenden Motoren jedoch wie immer mit einem charmanten Grollen dankend bzw. ignorierend schluckten. Sie sind es eben gewöhnt, geliebt oder gehasst zu werden. Ein Unentschieden gab es bei Lamborghini noch nie.
Als Schlusswort bleibt uns also nur zu sagen: Kompliment ans OK (das ist Schwitzerdütsch und steht für: Organisations-Komitee, also den Zusammenschluss von mindestens zwei Personen zur Umsetzung, Durchführung, Koordinierung, Verwirklichung und Delegation von Ideen, Visionen etc. – in dem Fall Stefan Sehring und Oliver Brütsch).
„Es risigs „merci“ an d’ schwitzer Polizei – s’ isch unglaublich, dass die Kolonne in de Bärge möglich gsy isch!“ Ein herzliches Dankeschön nach Sant’Agata, das man dort der Tradition der extrem-italienisch-kompromisslosen Supersportler treu bleibt. „A presto Valentino“ und „sotto il prossima!“ an den bösen „Pferdemetzger“ aus Italien mit dem orangefarbenen Diabolo GT.
Text & Fotos: Nanette Schärf (www.nanetteschaerf.com)
ClassicInside - Der Classic Driver Newsletter
Jetzt kostenlos abonnieren!