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Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

Falls Sie das letzte Jahr auf dem Mars verbracht haben: 2011 jährte sich der Geburtstag des Jaguar E-Type zum 50. Mal. Der E-Type Roadster ist und bleibt der schönste offene Jaguar aller Zeiten, na gut – in Los Angeles durften wir dafür eine Runde mit dem schnellsten Frischluft-Modell in der Markengeschichte drehen.

Von 0 auf 100 km/h in 4,4 Sekunden und weiter bis 300 km/h – stolze Werte für einen offenen Jaguar. Dabei war die Entwicklung nicht wirklich eine Herausforderung: Bereits im Frühjahr 2011 hatten die Briten auf dem Genfer Salon mit dem XKR-S eine neue Ausbaustufe ihres Hochleistungscoupés enthüllt, die den 510 PS starken XKR mit 40-Mehr-PS und einem Drehmoment-Aufschlag auf 680 Newtonmetern in den Schatten stellte. Erreicht wurde das Leistungsplus durch eine neu programmierte Motorsteuerung und eine überarbeitete Abgasanlage, während eine straffere Aufhängung und neu kalibrierte Dämpfer den Kraftgewinn fahrdynamisch umsetzten.

Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA
Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

Die Karosserie wurde im Frontbereich und der Seitenpartie um neue Lufteinlässe zur Beatmung des Motors ergänzt, während am Heck ein neuer Spoiler aus Kohlefaser den nötigen Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten garantieren sollt. Breitere und gleichzeitig leichtere Räder sorgten für den Kontakt zur Straße. Bis auf das fehlende Dach entspricht das neue, auf der Los Angeles Auto Show 2011 erstmals gezeigte Cabriolet dem vorausgegangenen Coupé. Dies sagt viel aus über die hohe Steifigkeit der Aluminiumstruktur des XK, der ja gleich zu Beginn auch als Cabriolet entwickelt worden war. Klar im Vorteil gegenüber den Fahrern des Coupés sind die Insassen des Cabriolets jedoch, was den Motorsound angeht – bei offenem Dach erreicht das Konzerterlebnis natürlich ein anderes Level.

Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA
Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

So zumindest konnte ich es bei einer Fahrt um die Messehallen von L.A. erleben. Das XKR-S Cabriolet, dessen Schlüssel mir Jaguar vertrauensvoll in die Hand drückte, unterschied sich recht deutlich von dem strahlend-weiß lackierten und auf Hochglanz polierten Showcar, das ich noch kurz zuvor auf dem Jaguar-Stand bewundert hatte. Mein Testwagen war derweil schwarzmatt und hatte als Erprobungswagen bereits einige harte Runden auf dem Nürburgring hinter sich gelassen. Mit seinen Rennschalensitzen und einem unüberwindlichen Überrollkäfig war der Jaguar wahrscheinlich das klaustrophobischste Cabriolet, in dem ich je gesessen habe.

Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA
Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

Trotz des knappen Zeitplans hatte ich Gelegenheit, einige Kilometer herunterzufahren, dabei auch die höheren Drehzahlbereiche des Motors zu erkunden und mich darüber zu wundern, wie souverän die Federung die charakteristischen Schlaglöcher von L.A. wegzustecken vermochte. In Erinnerung wird mir jedoch vor allem der einzigartige Sound bleiben – das Knistern, das Prasseln und dieses heisere Maschinengewehr-Stakkato, das der V8 durch die Endrohre feuert. Bei diesem Soundtrack kann man nicht anders, als das Gaspedal herunterzupressen, bis die Nerven versagen – oder, wie in meinem Fall, ein Streifenwagen des LAPD unter einer Brücke auftauchte.

Jaguar XKR-S Cabriolet: Erste Ausfahrt in LA

Es war nur ein kurzer Vorgeschmack – doch schon jetzt ist klar, dass man sich mit diesem Jaguar vor keinem Mercedes SLS Roadster oder Ferrari 458 Spider zu verstecken braucht. Er ist ein echter Sportwagen – wenn auch ein großes und teures Exemplar: rund 138.000 Euro verlagt Jaguar für das neue Topless-Topmodell. Wer den Wagen wie ich in Los Angeles bewegen möchte, sollte jedoch auf mobiltelefonierende Damen achten, die ohne Seitenblick auf die Straße laufen – oder wahlweise auf den blickdichten Überrollkäfig verzichten. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Text: John Simister
Fotos: Jaguar