Totgesagte leben länger, so der Volksmund und der hat im Falle des Jaguar X-Type offenbar recht. Sahen Pessimisten das Schicksal des „Baby“-Jag mit dem Verkauf des britischen Traditionsherstellers schon besiegelt, so bedeutet das rund 500 Bauteile umfassende Renovierungsprogramm den Einstieg in die zweite Lebenshälfte der Edelkatze.
Front und Heck wurden dabei feinfühlig, aber dennoch für den Betrachter deutlich sichtbar gestrafft. Der neue Kühlergrill im Maschendrahtdesign schafft in Verbindung mit einem modifizierten Stoßfänger und attraktiveren Scheinwerfern mehr Familiennähe zu den größeren Modellen. Die Heckansicht blieb dagegen bis auf etwas mehr Chromschmuck unberührt. Ein aktualisiertes Alufelgenprogramm rundet die äußere Erscheinung ab.
Das Hauptaugenmerk von Jaguar galt bei der Renovierung dem Innenraum. Neue Lederfarben, geänderte Absteppungen sowie eine breite Auswahl von Hölzern für das Armaturenbrett heben das Ambiente deutlich an. Zudem spendierte Jaguar dem X-Type ein sehr hübsch anzusehendes und übersichtliches Kombiinstrument. Speziell in der mit einer Vollederausstattung ausgerüsteten „Executive“-Version stellt sich nun auch in der kleinsten Jaguar-Baureihe ein hochwertiges Ambiente ein. Diese Positionierung wird auch durch den Wegfall der bisherigen Basisvariante deutlich, die in ihrer betonten Schlichtheit nicht mehr in das Marketingkonzept passt.
Unter dem Blech tat sich hingegen wenig. Die Motorenauswahl beschränkt sich auf zwei Benziner (2,5 l und 3,0 l V6) und einen Diesel, der nun auch mit einem von Ford zugelieferten Automatikgetriebe mit sechs Fahrstufen und Tiptronic-Modus bestellt werden kann (Aufpreis: 2.080,- Euro). Mit seinen 107 KW lässt sich das Jaguar typische Reisen bei moderater Geräuschentwicklung perfekt praktizieren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 211 km/h und der Verbrauch bleibt mit 6,2 Litern auf 100 Kilometern im Klassenrahmen, ebenso wie der Co²-Ausstoß von 164 Gramm.
Operation gelungen, Patient bei bester Gesundheit! So könnte das Resümee der Modellauffrischung lauten. Schade nur, dass Jaguar es im Rahmen der Modellpflege versäumt hat, die nach wie vor vorhandenen Mängel im Karosseriefinish abzustellen. So sorgen speziell bei dunklen Außenfarben sichtbare Grundierungsspuren ebenso für Missstimmung wie die teilweise nachlässige Innenraumverarbeitung.
Mit einem unveränderten Einstandspreise von 31.500 Euro für den Jaguar X-type 2,2 Classic (Limousine) und 33.350 Euro für den Estate stellt der X-Type trotzdem eine interessante Alternative zum Einheitsbrei der etablierten Konkurrenz dar. Dies umso mehr, als auch die Erlöse für Gebrauchtfahrzeuge klassenübliche Werte erreichen. Angesichts dieser Entwicklung freut es nicht nur eingefleischte Jaguar-Fahrer, dass manche Katzen mehr als ein Leben haben.
Text: Sven Jürisch
Fotos: Jaguar
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