Es war im letzten Oktober. Audi beendete die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Markenjubiläum mit einem imposanten Aufgebot der Auto Union Silberpfeile auf der traditionsreichen französischen Rennstrecke bei Reims. Denn für Audi gab es 2009 noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: 75 Jahre Silberpfeile. Wir zeigen die schönsten Impressionen.
1934 tauchten die legendären deutschen Silberpfeile erstmals auf den Rennstrecken der Welt auf. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 machten, bis auf wenige Ausnahmen, die Autos und Rennfahrer von Auto Union und Mercedes-Benz in ihren bis zu 500 PS starken Rennwagen die Siege unter sich aus. Mit den futuristisch anmutenden silbernen Boliden, die der Konkurrenz weit voraus waren, begründeten diese beiden Teams einen Mythos: die Ära der Silberpfeile. Fahrer wie Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch, Hermann Lang (Mercedes-Benz) oder Bernd Rosemeyer, Hans Stuck und Tazio Nuvolari (Auto Union) schrieben sich auf ewig ins Buch der Rennsportgeschichte ein. Mit den Silberpfeilen sind Geschichten und Legenden verbunden, die von Mut, Waghalsigkeit und Draufgängertum erzählen. Von Autos, die Endgeschwindigkeiten wie in der heutigen Formel 1 erreichten, aber auf Straßen fuhren, denen jede Sicherheitsvorkehrung fehlte. Von Rennfahrer-Helden, die mit Lederhaube auf dem Kopf und Baumwoll-Overall am Leib jede Sekunde ihr Leben riskierten – und es mitunter auch tragisch verloren – erzählen die eindrucksvollen Impressionen der Auto Union Silberpfeile auf dem Circuit de Reims, fotografiert von Stefan Warter.
Die Silberpfeile der 1930er Jahre gehören zu den faszinierendsten und wertvollsten Automobilen der Welt. Zudem besitzen sie eine eindrucksvolle Ästhetik. Die Verbindung von Technik und Kraft im Überfluss, Purismus und Eleganz sind wohl bei keinem anderen Fahrzeug in dieser Ausprägung vorhanden. Ein weiteres Faszinosum: Während Mercedes-Benz seine Originalautos weitestgehend heute noch in seinem Besitz weiß, gingen die Auto Union Silberpfeile fast ausnahmslos verloren. Da sie in der späteren sowjetischen Besatzungszone stillgelegt worden waren und von den neuen Machthabern in einer Bergwerkshalle bei Zwickau entdeckt wurden, gelangten die Rennwagen der Auto Union nach dem Zweiten Weltkrieg in russischen Besitz. Dort sollte sich ihre Spur bald verlieren. Mit Glück konnten einige wenige dieser Wagen gerettet werden, andere wurden nach Originalfotos und Plänen wieder aufgebaut.
Die fünf fotografierten Silberpfeile befinden sich im Besitz von Audi Tradition. Nur noch als Wiederaufbau existieren der legendäre Auto Union Typ C 16-Zylinder-Rennwagen, in dem Bernd Rosemeyer 1936 Europameister wurde, der Auto Union Typ C 16-Zylinder-Stromlinienrekordwagen von 1937, in dem Rosemeyer die magischen 400 km/h durchbrach und 1937 einen neuen Weltrekord aufstellte und der Auto Union Typ D Doppelkompressor 12-Zylinder-Rennwagen von 1939. Weitestgehend aus Originalteilen besteht der Auto Union Typ D 12-Zylinder-Rennwagen von 1938. Mit solch einem Silberpfeil gewann Tazio Nuvolari die Großen Preise von Italien (Monza) und England (Donington). Komplett im Original erhalten ist der Bergrennwagen von Hans Stuck aus dem Jahr 1939, der Auto Union Typ C/D mit 16 Zylindern. Noch bis zum 31. März 2010 können die legendären Auto Union Silberpfeile zusammen mit drei ehemaligen Silberpfeil-Konkurrenten von Mercedes-Benz im Audi museum mobile in Ingolstadt in der Sonderausstellung „Familiensilber“ bewundert werden.
Einen virtuellen Rundgang durch die Austellung „Familiensilber – Die Auto Union und Ihre Konkurrenten“ finden Sie hier.
Text: Tassilo C. Speler/Audi
Fotos: Stefan Warter
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