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Ferrari Racing Days 2008: Retrospektive

Der Nürburgring im Oktober. Gelb und rot färben sich die Blätter in der hohen Eifel. Die Herbstsonne heizt den Frühnebel aus den Tälern. Rot und gelb erstrahlen auch die Fahrzeuge. Ferrari, Maserati – solamente! 206 Dino, 250 GTO, 275 GTBC, 365 GTB, 412, 430, 512 BB, 599 GTB Fiorano, F-2006, FXX lauten nur einige der Gastnamen aus Maranello, 250 F, 6CM, 250 SI, 300 S, Tipo 61 Birdcage derjenigen aus Modena. Nach den Ferrari Markentreffen in Italien zählen die Ferrari Racing Days in Deutschland zu den größten Events der Marke aus Maranello. Ciao, Ferrari!

Machen wir Lucius Annaeus Seneca diesen Herbst einen Strich durch die Rechnung. Der sagte seinerzeit wissen: „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen.“ Wohl war! Doch stopp - nicht so bei uns. Nach der rasant genussvollen Italienrundfahrt beim Gran Premio Nuvolari und den legendären Tagen beim Goodwood Revival Meeting steht jetzt noch ein Abstecher in die Eifel auf dem Programm; die alljährlichen Ferrari Racing Days locken. Um es mottomäßig schlichter auf den Punkt zu bringen: Aller guten Dinge sind drei. Wohlauf.

Jedes Jahr aufs Neue sind die Ferrari Racing Days das herbstliche Highlight für Liebhaber der Marken aus Maranello und Modena. An den Renntagen treffen sich unzählige Liebhaber, Rennfahrer, Sammler und Bewunderer mit ihren weit über 1.000 Fahrzeugen auf einem gemeinsamen Nenner von Passion und Leidenschaft. Nirgendwo sonst in Deutschland lassen sich Faszination und Mythos der Marke intensiver erleben.

Ferrari Racing Days 2008: Retrospektive Ferrari Racing Days 2008: Retrospektive

Die Ferrari Racing Days 2007 auf dem Hockenheimring blieben in wacher Erinnerung und boten eine Vorahnung auf das, was hier im Schatten der Nürburg auf Tausende Besucher wartete. Die Ferrari Challenge Trofeo beispielsweise oder die Showläufe und Rennen der F1 Clienti, das exklusive FXX-Programm, der neue Ferrari California und Michael Schumacher als Patron und Ehrengast.

Gleich zur Begrüßung geht es bei der Shell Ferrari Historic Challenge heftig zur Sache. Im Grid A, das Feld der Einsitzer, gehen Automobile wie Maserati 6CM von 1938, Ferrari 625 F1 von 1952 oder Maserati 250 F von 1954 an den Start. Im Grid B sind die Fahrzeuge von 1954 bis 1959 vereint. Hier sind es Rennfahrzeuge wie Ferrari 250 GT Europa, Maserati 300 S oder Ferrari 250 Testa Rossa, die faszinieren. Gemeinsamkeit: alle Fahrzeuge besitzen Trommelbremsen – ein waghalsiges Unterfangen, sie im Renntempo über die teils nasse Piste zu scheuchen.

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Krawallig brummt das Grid C von der Startlinie. Hier gehen die Fahrzeuge mit Scheibenbremsen an den Start, die Baujahre reichen von 1959 bis 1981. Über 30 Fahrzeuge bollern gleichzeitig los, kenntnisreich kommentiert von Johannes Hübner aus der Sprecherkanzel. Der kollektive Start der Klassiker – immer wieder einer der schönsten Momente der Racing Days.

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Schließlich handelt es sich um ein emphatisch begrüßtes Starterfeld mit den absoluten Preziosen von Ferrari – Fahrzeuge, die zu den meist begehrten Klassikern auf vier Rädern zählen. Denken Sie nur an einen 250 GTO, einen 250 GT SWB, der als der harmonischste aller klassischen Ferrari gilt. Jeder, der hinter dem Volant eines fahrenden 250 SWB sitzen konnte, bestätigte danach den Eindruck, des perfekt balancierten Racers. Lesen Sie, wie es meinem britischen Kollegen Steve Wakefield bei einer Ausfahrt mit einem 250er SWB Recreation ergangen ist, der am 29. Oktober 2008 in London von R&M versteigert werden soll.

Dagegen wirkt der Ferrari 275 GTB beinahe ein wenig gesetzt. Doch auf dem Ring zeigen die Piloten, was in diesem Zwölfzylinder der Jahre 1965 bis 1967 steckt. Auch ein in Goodwood gesehener Bekannter ist wieder dabei: der skurrile „Breadvan“.

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Daniel Maier gewinnt mit einem Maserati 300S von 1955 das Rennen im Grid A vor Lukas Hüni mit seinem Maserati A6G CS von 1954. Nicolas Zapata wird mit seinem 56er Ferrari 625 TR Dritter. Im ersten Rennen von Grid C ist Daniel Franklin im 69er Ferrari 312 P siegreich, gefolgt von Arnold Meier und Jean Guittard – jeweils im Ferrari 512 BB. Das zweite Rennen im Grid A+B fährt erneut Maier vor Hüni und Conrad Ulrich nach Hause. Das zweite Grid C Rennen entscheidet der Deutsche Darius Ahrabian mit seinem 512 BB LM für sich, gefolgt von Franklin und Guittard.

Zur Abwechslung lohnt es sich allemal, über den Besucherparkplatz der Racing Days zu schlendern. Denn hier kommt aus ganz Europa ein einmaliges Fahrzeugfeld zusammen. Es ist die Masse der 360er Modena Ferrari, der 430er Ferrari und auch der sportiveren Scuderia-Modelle, die begeistert. Faszinierend ist auch das Farbspiel der Riege aufgefahrender 612 Scaglietti. Dieses Fahrzeug verkörpert den großen GT und harmoniert perfekt mit dem elitären Ferrari 599 GTB Fiorano. Beide Fahrzeugtypen dokumentieren anschaulich, wie schlüssig und evolutionsgetrieben das Design von Ferrari ist.

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Zurück an die Strecke. Hier geben sich derweil die Piloten der Rennserien Trofeo Pirelli und Coppa Shell ihr Stelldichein. Fahrmaschinen dieser Rennserien sind die Ferrari GT Typ 430. Der Wagen ist, wie auch alle seine Vorgänger, ein modifzierter Serienwagen. Am serienmäßigen verplombten Motor und dem Seriengetriebe wurde auch beim F 430 Challenge festgehalten. Durch gezielte Fahrwerksänderungen können die 490 PS Leistung nun besonders effizient auf die Rennstrecke gebracht werden. Die Namen der Helden hinter dem Lenkrad lauten hier unter anderem Ange Barde, Bjiörn Grossmann vom Autohaus Gohm, Max Blancardi aus Italien, Michael Cantillon, Wido Roessler, Peter Reichegger und Philip Baron aus Österreich.

Das Rennformat hat sich in der Saison 2008 in einigen Punkten verändert. Die Renndauer beträgt jetzt 38 Minuten plus eine letzte Rennrunde. Nach wie vor werden in beiden Rennkategorien der Ferrari Challenge je zwei Rennen ausgetragen, Fahrerwechsel gibt es allerdings jetzt nicht mehr. Die wenigen 2-Fahrer Teams müssen jetzt bereits bei der administrativen Abnahme erklären, welcher der beiden Piloten das erste Rennen und welcher das zweite Rennen bestreiten wird. Die Sieger freuen sich über Pokale, reichlich Ehre, Blicke der Damenwelt und Champagnerduschen.

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Es gibt bei den diesjährigen Racing Days noch einen weiteren Grund zum Feiern: der Ferrari 365 GTB/4 „Daytona“ begeht seinen 40. Geburtstag. Im Jahr 1968 wurde er während des Pariser Autosalons der Öffentlichkeit präsentiert. Er kam dem kundigen Publikum wie ein „Sportwagen von einer anderen Welt“ vor. Das erste „Cannonball-Sea-to-Shining Sea“ Rennen, in Amerika auf öffentlichen Straßen von der Ostküste zur Westküste ausgetragen, gewinnt ein blauer Serien 365 GTB/4 mit Dan Gurney am Steuer. Empfehlung: Lesen Sie in unserem Klassikerarchiv die ganze Geschichte dieses zeitlosen Sportwagens nach.

Ganz anderes trumpft das Feld der FXX-Ferrari auf. In einem Entwicklungsprogramm starten Ferrari-Kunden mit eigenen Fahrzeugen für die Marke. Das FXX-Programm ist exklusiv wie kaum eine andere Kooperation zwischen einer Automarke und ihren Kunden. Es richtet sich an 29 der weltweit treuesten und – zugegeben – zahlungswilligsten Kunden als Teil einer speziellen Kooperation zwischen ihnen und dem Ferrari Werk in Maranello, denn der FXX wird als Forschungs- und Entwicklungsträger verstanden.

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Tatsächlich gibt es 30 FXX-Ferrari. Denn auch Michael Schumacher besitzt einen solchen 860-PS-Boliden. Es gibt das Auto nicht als Straßenversion, sondern nur als GT-Prototyp-Variante. Bei einem Fahrzeug-Trockengewicht von rund 1.150 Kilogramm ergibt sich das unglaubliche Leistungsgewicht von 1,34 Kilogramm pro PS. Die Schaltzeit wurde inzwischen um weitere 20 Millisekunden auf nunmehr 60 gesenkt – vergleichbar mit den Werten aus der Formel 1 von 2003. Neu an den FXX-Fahrzeugen sind auch Heckflügel, Frontlippe und Veränderungen am Diffusor. „Work in Progress!“, wie man an der Strecke hört.

Noch eine Neuigkeit präsentiert sich beim Ferrari Pavillon: der Debütant Ferrari California gibt sich am Nürburgring ebenfalls die Ehre. Alle Details zu dieser Verführung auf vier Rädern lesen Sie im Auto der Woche Bericht, den Sie im Classic Driver Archiv finden. Übrigens: Von Panerai gibt es bereits die passende Uhr zum neuen California. Da bleibt eigentlich nur zu wünschen: Forza Ferrari! Bis 2009 dann wieder. Und an Seneca-Hörige: Wer den Termin rechtzeitig plant, wird auch Zeit finden! Benvenuti!

Bellissima! Sie wollen bei den Ferrari Racing Days stilecht vorfahren? Nichts leichter als das: Im weltweiten Classic Driver Automarkt finden Sie immer eine erstklassige Auswahl von Ferrari und Maserati Fahrzeugen aus allen Epochen. Derzeit haben wir knapp 600 Ferrari und über 200 Maserati Automobile im Angebot.

Text & Fotos: Mathias Paulokat


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