Doppelte Weltpremiere: Ferrari zündet auf dem Genfer Salon gleich zwei härtere Sportstufen für den F599 GTB Fiorano. Während das neue Ausstattungspaket HGTE dem Zwölfzylinder-Modell ein dynamischeres Handling und schnellere Reaktionen beschert, ist der 700 PS starke Ferrari 599XX ausschließlich für den Radikaleinsatz auf der Rennstrecke konzipiert. Wie bereits beim Ferrari FXX ist ein Racing-Programm im Preis inbegriffen.
Nachdem sich Ferrari mit dem eleganten California in der modellpolitischen Comfort Zone etabliert hat, werden dieser Tage in Genf wieder härte Saiten angeschlagen. Im Fokus der Entwicklungen, mit denen Ferrari der Wirtschaftskrise entgegensteuern will, steht die stärkere Abgrenzung des Ferrari 599 GTB Fiorano von den komfortableren GT-Modellen, die in zwei Evolutionsstufen erfolgt. Zunächst ist der Zwölfzylinder ab sofort auch mit dem Ausstattungspaket HGTE verfügbar. Das steht für „Handling Gran Turismo Evoluzione“ und bedeutet, das Fahrwerk und Reifen grundlegend überarbeitet wurden, um ein kompakteres Handling, schnellere Reaktionen auf Lenkbefehle, gesteigerte Kurvenfreudigkeit und eine leichtere Steuerung zu erreichen.
Zu den Fahrwerksmodifikationen gehören eine neue Federung und eine stabilere Heckstange. Dazu kommt ein neues SCM-Dämpfersystem in der Position des Manettino. Um Karosseriebewegungen zu reduzieren, wurde zudem die Bodenfreiheit verringert und somit auch der Schwerpunkt herabgesetzt. Für optimierten Grip sorgen die neuen Reifen, deren Mischungsverhältnis entsprechend überarbeitet wurde. Die elektronische Steuerung, die F1-Schaltung und das Ansprechverhalten des Gaspedals wurde für schnellere Reaktionszeiten optimiert. Von außen erkennt man das HGTE-Paket am neuen, rauheren Sound der modifizierten Auspuffschalldämpfer und einer Reihe von Karosseriedetails, darunter neue 20“-Felgen in matter Lackierung und ein mattschwarzer Heckdiffusor mit verchromten Endrohren. Im Innenraum kommt derweil mehr Carbon und schwarzes Alcantara zum Einsatz.
Für die XX-Variante des F599 GTB geht Ferrari noch einen großen Schritt weiter: Motor, Ansaug- und Auspuffanlage wurden radikal modifiziert, so dass der F599XX ein maximales Drehmoment von 9.000/min und eine Gesamtleistung von 700 PS auf den Asphalt bringt. Neben der Leistungssteigerung stand die Reduktion des Gewichts auf dem Trainingsplan, die durch Formoptimierung einzelner Bauteile sowie dem Einsatz von Carbonfaser erreicht werden konnte. Die Erfahrung von Ferrari aus der Formel-1 wird besonders bei den elektronischen Systemen sichtbar: Die Schaltzeit wurde auf 60 ms reduzier und die elektronische Steuerung für den Einsatz im Grenzbereich optimiert. Zudem zeigt ein „virtueller Ingenieur“ dem Fahrer in Echtzeit die Effizienz des Wagens an.
Im Windkanal konnte zudem die Stabilität gesteigert werden. Erstmals kommt im Ferrari 599XX das sogenante Actiflow System zum Einsatz – eine Konstruktion, die den Luftwiderstand auf der Rennstrecke durch zwei Gebläse im Kofferraum, die die Luft vom Fahrzeugboden absaugen und am Heck wieder ausstoßen, deutlich reduziert. Auch die neuen Leitbleche und „Wheel Donuts“ nach dem Vorbild der F1 sorgen für verbesserte Aerodynamik und Kühlung. Die Karosserie besteht zum großen Teil aus Karbon, Verbundwerkstoffen und Aluminium, für die Bremsanlage wurde auf Carbon-Keramik-Scheiben zurückgegriffen. Für gute Kurvenstabilität sorgen Slicks (29/67 R19 vorn und 31/71 R19 hinten) und Felgen der Größe 19 x 11J vorn und 19 x 12J hinten.
Die Teststrecke in Fiorano umrundete der Ferrari 599XX bereits vor der Premiere in nur einer Minute und 17 Sekunden. Wer diese Rundenzeit unterbieten möchte, sollte allerdings über einen sehr guten Draht nach Maranello sowie die nötigen Finanzreserven verfügen. Denn im Preis, den Ferrari bisher nicht nennen möchte, ist für den Zeitraum 2010/2011 ein straffes Veranstaltungsprogramm inbegriffen, das vor allem ambitionierte Privatfahrer ansprechen soll. Bei offiziellen Rennen oder im Straßenverkehr kann man den 599XX dagegen nicht bewegen. Wer einen der limitieren Rennwagen zugeteilt bekommt, wird momentan entschieden.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Ferrari / headlineauto
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