Überraschung! Der neue Zwölfzylinder-Ferrari heißt nicht wie vermutet F620 GT, sondern F12berlinetta. Und dieser hat es in sich: Mit seinem 740 PS starken V12-Frontmittelmotor läutet der Ferrari F12berlinetta eine neue Ära von Zwölfzylindersportwagen aus Maranello ein.
Die weltweite Vorpremiere des neuen, zweisitzigen Power-Coupés fand dieses Jahr erstmals online unter Ferrari.com statt – mit einer Schattengestalt, dem Projektnamen F620 GT und dem Titel „…der schnellste Ferrari aller Zeiten…“ fütterte Ferrari in der vergangenen Woche die Sportwagenfans an. Nun ist die Katze, beziehungsweise das Pferd, aus dem Sack. Und im von Scaglietti entwickelten Fahrgestell mit Spaceframe-Chassis steckt ein Antriebspaket, das den F12berlinetta zum schnellsten Straßensportwagen aus Maranello aller Zeiten macht. Eine Runde auf der Hausteststrecke von Fiorano absolvierte er in 1 Minute 23 Sekunden, schneller als jeder Serien-Ferrari zuvor.
Für den neuen Ferrari haben die Entwickler in Maranello das klassische Transaxle-Layout umfassend überarbeitet: Der Radstand wurde verkürzt, Motor, Armaturenbrett und Sitze wurden im Chassis tiefergelegt, um den Schwerpunkt des Sportwagens zu senken und die Silhouette flacher zu gestalten. Durch die neue Architektur der Hinterradaufhängung und des Getriebegehäuses konnte das Heck kurz gehalten werden. Dadurch wirkt das Auto, dessen Design das Ferrari Styling Centre gemeinsam mit Pininfarina realisiert hat, sehr kompakt und der Schwerpunkt wandert weiter nach hinten. Das von Scaglietti gebaute Chassis führt zusammen mit der aus 12 verschiedenen Alu-Legierungen gefertigten Karosserie, von denen laut Ferrari einige zum ersten Mal im Autobau zum Einsatz kommen, zu einer um 20 Prozent gesteigerten Verwindungssteifigkeit. Gleichzeitig konnten im Vergleich zum Vorgänger 70 Kilogramm Gewicht eingespart werden – das Leergewicht des neuen Ferrari F12berlinetta beträgt 1.525 Kilogramm. 54 Prozent Gewicht liegen auf der Hinterachse.
Das Herz des Ferrari F12berlinetta schlägt so stark wie in keinem Serien-Ferrari zuvor: Der 6.262 ccm V12-Saugmotor leistet bei 8.700/min satte 740 PS, pro Liter Hubraum also 118 PS, und erzeugt ein Leistungsgewicht von 2,1 kg/PS. Das maximale Drehmoment liegt bei 690 Nm, davon stehen 80 Prozent bereits bei 2.500 Touren zur Verfügung. Geschaltet wird per F1-Doppelkupplungsgetriebe mit verkürzter Übersetzung. Dadurch ergeben sich Beschleunigungswerte, die auf neuem Niveau liegen: 3,1 Sekunden von Null auf 100 km/h und nur 8,5 auf Tempo 200! Trotz gewaltigem Vorschub wurde natürlich auch Rücksicht auf die Emissionswerte des Power-Coupés gelegt: Der Kraftstoffverbrauch konnte um 30 Prozent gesenkt werden, der CO²-Ausstoß liegt bei 350 g/km.
Ein Aspekt für die Verbrauchssenkung ist die ausgefeilte Aerodynamik des F12berlinetta: Nach umfangreichen Tests im Windkanal und CFD-Simulationen konnte der CW-Wert auf 0,299 gesenkt werden. Einen Teil dazu trägt die sogenannte Aero-Bridge bei, die durch das spezielle Design der Motorhaube entstand. Sie erzeugt Anpressdruck, indem sie die Luft vom oberen Teil des Fahrzeugs auf die Flanken lenkt, wo sie mit dem Sog aus den Radhäusern zusammenwirkt. Auch das System Active Brake Cooling reduziert den Luftwiderstand: Es öffnet bei hohen Betriebstemperaturen spezielle Luftleitbleche zu den Bremsbelüftungen. Stichwort Bremsen: Für Verzögerung sorgen im F12berlinetta Karbon-Keramik-Bremsen der neuesten Generation. Fahrwerksseitig ist der Ferrari außerdem mit dem weiterentwickelten magnetorheologischen Dämpfersteuerungssystem SCM-E ausgestattet.
Im Cockpit des Zweisitzers bietet sich trotz Funktionalität, wie etwa die schnelle Erreichbarkeit aller relevanten Bedien- und Steuerungselemente, ein Komfort wie man es von den Zwölfzylindern dieser Reihe gewohnt ist. Durch die neue Architektur konnte sogar zusätzlich Stauraum hinter den Sitzen geschaffen werden, der über die weit zu öffnende Heckklappe leicht erreichbar ist. Der gesamte Innenraum ist in hochwertigem „Poltrona Frau“-Leder ausgekleidet.
Die Live-Premiere des Ferrari F12berlinetta findet im März auf dem Genfer Salon statt – und ist eines der großen Highlights im Sportwagensegment.
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Text: Jan Richter
Fotos: Ferrari