Seit 1929, als der automobile Schönheitswettbewerb zum ersten Mal im Garten der Villa d’Este veranstaltet wurde, ist der Concorso in vielerlei Hinsicht ein ästhetisches Erlebnis: Die frühsommerliche Kulisse des Comer Sees, das großzügige Anwesen, die eleganten Karosserien – und natürlich auch die gut gekleideten Besucher selbst sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre. Und ähnlich wie in Ascot oder bei der Henley Royal Regatta ist es bis heute unabdinglich, sich für den Concorso etwas mehr Zeit bei der Auswahl der passenden Garderobe zu nehmen.
Eleganz mit Blick auf die Wetterkarte
Für Männer ist es eine gute Gelegenheit, hellblau oder rosa gestreifte Seersucker-Jacken oder elfenbeinfarbene Leinenanzüge zu tragen, ohne deplaziert zu wirken. Auch einen klassischen Goldknopf-Blazer kann man sich problemlos überwerfen – meine Empfehlung ist und bleibt hier die fast schon schamlos formelle „Squadron“-Variante des britischen Herrenausstatters Daks. Sicherheitshalber sollte man bei der Auswahl jedoch immer mit einem Auge die Wetterkarte im Blick haben – denn der Comer See ist Ende Mai zwar wunderschön, doch es können auch recht plötzlich eisige Winde und Platzregen auftreten.
Bitte kein Nomex
Wer nicht zitternd und bibbernd in der Lobby der Villa d’Este Schutz suchen möchte, sollte deshalb immer einen Cashmere-Pullover griffbereit haben, den man sich entweder – „Euro Style“ – lässig über die Schulter wirft oder in seiner Vuitton-Tasche neben der Leica, dem „Knirps“, dem hübsch illustrierten Concours-Programm und den Visitenkarten (für alle Fälle) verstaut. Eine Krawatte ist übrigens nicht zwingend nötig – der Concorso ist schließlich ein entspannt-italienischer Event, bei dem es etwas zwangloser zugehen darf. Ein Seiden- oder Baumwollschal kann die Garderobe oft genauso gut ergänzen. Und auch wenn das Gelände der Villa d’Este nicht allzu groß ist, wird man doch den Tag über in Bewegung sein und sollte gleich morgens in bequeme Gucci Loafer oder Driving Shoes von Tod’s schlüpfen. Und als Schutz vor der Sonne – für den Concours-Samstag sind dieses Mal 23 Grad angesagt – bietet sich ein faltbarer Panama-Hut an. Wer mit dem eigenen Klassiker angereist oder sogar im Wettbewerb vertreten ist, sollte für abendliche Ausflüge in die Stadt einen leichten Tweed-Mantel sowie lederne Fahrerhandschuhe einpacken. Zeitgenössische Overalls sollte man sich derweil selbst dann sparen, wenn man mit einer entsprechenden Rennmaschine angereist ist. Auch Feuerfestes von Nomex wirkt hier doch etwas deplatziert.
Einmal aussehen wie Grace Kelly
Für Frauen ist der Concorso d'Eleganza Villa d'Este derweil die perfekte Gelegenheit, in Grace Kellys Fußspuren zu treten: Hauchdünne Sommerkleider, kunstvolle Hüte und sonstige Kopfbedeckungen – am Comer See ist all dies endlich einmal erlaubt. Nur bei den Absätzen sollte man nicht zu hoch stapeln, der kleinteilige Kiesboden hat schon den ein- oder anderen Tribut der Eleganz gefordert.
Fotos: Jan Baedeker for Classic Driver