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David Coulthard, gibt es ein Rennfahrerleben nach der Formel 1?

Beim 76. Goodwood Members' Meeting setzten wir uns mit dem 13-maligen Grand Prix-Sieger David Coulthard zusammen. Der Formel 1-Veteran erzählte vom Nervenkitzel im historischen Motorsport. Mit dem neu formierten IWC Racing Team hatte der Schotte gerade einen guten 9. Platz im Salvadori Cup erreicht.

Wenn man die Aufstellungen beim Goodwood Revival oder beim Members' Meeting studiert und die Namen ehemaliger Rennfahrer entdeckt, die zu ihrer aktiven Zeit ihre jeweiligen Disziplinen dominierten, dann wünscht man sich doch, dass sie auch hier in altem Glanz erstrahlen. Aber es sind dann meist eher die hochtalentierten Gentlemen Driver oder aktuelle Toppiloten, die aufs Podium springen. Für dieses Phänomen gibt es eine einfache Erklärung: Vorbereitung. Beziehungsweise ihr Fehlen. Was nicht heißt, dass die ehemals Großen und die Legenden des Motorsports keinen Spaß bei historischen Rennen hätten. Ganz im Gegenteil. Nur die Haltung ist eine andere. 

Vom Kartsport nach Le Mans

„Ich genieße die Atmosphäre und das familiäre Ambiente solcher Events, aber ich muss nicht unbedingt selbst auf der Strecke sein”, sagt David Coulthard, der als ehemaliger Topfahrer in der Formel 1 in Goodwood am letzten Wochenende für das debütierende IWC Racing Team in einem Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer an den Start ging. „Ich bin so glücklich, dass ich eine so reichhaltige und erfolgreiche Karriere hatte, die vom Karting bis nach Le Mans reichte, aber trotzdem konnte ich diesem Event nicht wirklich gerecht werden. Es war das erste Mal, dass ich in dieses Auto geklettert bin – im Hinblick auf meine eigene Motorsporterfahrung hätte ich vorher schon ein paar Testrunden fahren müssen. Aber ich habe ehrlicherweise nicht die Zeit oder Lust aufgebracht, weil in meinem Leben jetzt so viele andere Dinge passieren, die mir Freude bereiten.”

Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg

Coulthard hat schon einige 300 SLs auf der Straße gefahren, zum Beispiel bei der Mille Miglia. Auch im historischen Motorsport hat er sich über die Jahre immer wieder versucht. Aber für ihn ist, wie er erzählt, das Ausloten des Grenzbereichs in einem Fahrzeug auf einer Rennstrecke noch mal eine ganz andere Erfahrung. „Ich liebe den anspruchsvollen Charakter von Autos wie diesem, aber ich hatte nur sieben Runden Vorbereitung, um sein Limit zu testen – das richt nicht, um das Potenzial zu erkunden. Es lässt sich mit einem Golfprofi vergleichen, der zum ersten Mal einen Platz bespielt, ohne die Abstände zwischen den Löchern zu kennen.” Deswegen hat der klare und offene Schotte nichts als den größten Respekt für die Fahrer im historischen Sport, die schnell und enorm engagiert sind. „Sie arbeiten hart für dieses Ziel und verdienen die Begeisterung, wenn sie einen Sieg errungen haben.”

Man könnte doch annehmen, dass ein Pilot, der 246 Rennen in den unterschiedlichsten Formel 1-Fahrzeugen aus den V10- und den V8-Generationen bestritten hat, nichts vergleichbares mehr erwarten würde. „Sie haben recht! Nicht kann dieses unglaubliche Gefühl von Power und Grip in einer schnellen Kurve ersetzen oder wenn man mit seinem Team feiert. Aber diese Zeiten sind vorbei”, erklärt er. „Dieser Lebensabschnitt in der Formel 1 hat mich ausgefüllt und bereichert, deswegen suche ich nicht etwas, das die Formel 1 ersetzt. Ich habe vier meiner Autos in meinem Museum zuhause – ich bin in der luxuriösen Situation, sie zur Hand zu haben, sollte ich es wollen.”

Eine andere Welt

Eine wunderbare Zugabe: So sieht David Coulthard in dieser Phase seines Lebens Wochenenden wie das Members' Meeting, den Mercedes-Benz 280 SL von 1971 in seiner Garage oder die Gelegenheit, seinen jungen Sohn Dayton beim Karting zu verfolgen. „Die Möglichkeit, mit dem Flügeltürer für IWC zu fahren, die Zeit hier mit meiner Frau und meinem Sohn zu genießen und dann auch noch in Goodwood House zu wohnen ist ein toller Bonus. Ich habe soviel Glück.” Und ihn beeindruckt die Fähigkeit des Herzogs von Richmond, Menschen aus ihrem Alltag zu locken. „Alles, was mich hier umgibt, stammt aus einer anderen Welt, wo Menschen freundlich sind, die Kameraderie ausgeprägt und der Spirit mit Händen zu greifen.” Wir hätten es nicht selbst besser formulieren können, David. Wir sehen uns wieder beim Revival, oder?

Fotos: Robert Cooper für Classic Driver © 2018

Classic Driver berichtete am letzten Wochenende mit freundlicher Unterstützung von IWC Schaffhausen vom 76. Goodwood Members' Meeting. Unsere gesammelten Berichte finden Sie hier.