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Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella

Posthum hat der De Tomaso Pantera den Status einer Sportwagenlegende erreicht – zu Lebzeiten sah die Sache jedoch anders aus: Schon zwei Jahre nach seinem Debüt sollte er bereits einem Nachfolgemodell weichen – dem De Tomaso Monttella.

Ende der 1960er Jahre musste Henry Ford II noch immer die Zurückweisung seines Übernahmeangebots durch Enzo Ferrari im Jahr 1963 verdauen. Die legendären Siege des Ford GT40 in Le Mans hatten Ford, der damals als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender die Geschicke der Ford Motor Company leitete, zwar eine gewisse Genugtuung verschafft – doch sein Traum vom eigenen italienischen Sportwagen war noch nicht völlig geplatzt. Linderung sollte eine technische Partnerschaft mit De Tomaso verschaffen: Die in Modena ansässige Firma besaß zwar nicht das Prestige von Ferrari – dafür hatte Firmengründer Alejandro De Tomaso schon bei früheren Projekten mit Detroit zusammen gearbeitet und zudem die Rechte an den traditionsreichen Karosseriebau-Spezialisten Ghia und Vignale, die Ford sich ebenfalls bald einverleiben sollte.

Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella
Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella

Eines der ersten Projekte, das Ghia unter amerikanischer Führung und in Kooperation mit De Tomaso angehen sollte, war die Entwicklung des Mittelmotor-Sportwagens De Tomaso Pantera. Verantwortlich für das Styling war der US-Designer Tom Tjaarda. Im März 1970 feierte der Pantera sein offizielles Debüt auf der New York Auto Show. Obwohl die Presse berechtigte Zweifel an der Verarbeitungsqualität des keilförmigen Sportwagens anmeldete, waren die Messebesucher begeistert von der Kombination aus italienischem Design, einem 5,8-Liter-V8 aus dem Ford-Regal und dem Verkaufspreis von weniger als 10.000 US-Dollar. Die Absatzzahlen bestätigten den Erfolg, bis 1973 nicht nur die erste Ölkrise über den Markt hereinbracht, sondern auch neue amerikanische Emissions- und Sicherheitsbestimmungen den Druck auf den Pantera erhöhten. Während Ford langsam die Lust am Pantera-Projekt verlor, war man bei Ghia noch davon überzeugt, die bestehenden Probleme mit einer zweiten Serie in den Griff zu bekommen. Auf Basis des aktuellen den Chassis wurde mit der Entwicklung eines De Tomaso Pantera II begonnen. Designchef Tom Tjaarda verlieh dem Wagen nicht nur die in Amerika nötig gewordenen Stoßstangen, sondern modernisierte die gesamte Linienführung. Vor allem die filigranen, frei stehenden C-Säulen nach Vorbild des Maserati Merak, den Tjaardas Ghia-Vorgänger Giorgetto Giugiaro entworfen hatte, unterschieden sich deutlich vom Pantera der ersten Serie. 1974 debütierte der bronzefarben lackierte Prototyp auf der LA Auto Show.

Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella
Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella Classic Concepts: De Tomaso Pantera II / Monttella

Mittlerweile hatte sich die wirtschaftliche Lage in der gesamten Automobilindustrie zugespitzt – und auch bei Ford überdachte man die Prioritäten. Bis Ende des Jahres hatte sich der Konzern aus dem Pantera-Projekt zurückgezogen. Die Vignale-Fabrik, wo der erste Pantera gebaut worden war, wurde geschlossen und das gesamte Inventar verkauft. Allein Alejandro De Tomaso ließ sich von seinen Sportwagenplänen nicht abbringen – und produzierte den Pantera I mit seinen eigenen Formen und Teilen bis 1991 weiter. Der Prototyp des Pantera II wurde derweil auf den Namen Monttella umgetauft, neu lackiert und ins Ford-Headquater nach Michigan transportiert. Dort sollte er als Basis für neue Modelle anderer amerikanischer Marken zur Verfügung stellen – doch auch die Experimentierfreude von GM und Co hielt sich in Grenzen und der Monttella überdauerte die Zeit bis 1981 unbenutzt. Schließlich wurde er an einen örtlichen Zahnarzt verkauft. Nach dem Tod des Käufers tauchte der Wagen 2006 bei einer Versteigerung von RM Auctions in Monterrey wieder auf. Ein Mailänder Architekt und Freund des Designers Tom Tjaarda erhielt den Zuschlag bei 99.000 US-Dollar, ließ den Monttella umfassend restaurieren und in seinen bronzefarbenen Urzustand zurückversetzen. Seinen ersten Gesellschaftsauftritt absolvierte das Unikat beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este im Jahr 2008. Denn auch wenn die Geschichte sich gegen ihn wandte: Der De Tomaso Monttella wird für immer als zweiter Pantera in die Automobilgeschichte eingehen.

Fotos: RM Auctions