Exzellent in Form! So präsentiert sich die aktuelle Neuauflage des verkaufsstarken BMW Z4 Roadsters. Deutlich größer, geräumiger, komfortabler und auf Wunsch auch noch sportlicher zeigt sich der Zweisitzer des Modelljahrgangs 2009. On top gibt es jetzt zudem statt Stoffmütze ein elegantes Klappdach aus Metall. Da stellt sich die Frage: Ist dieser Roadster tatsächlich ein Alleskönner, ein Wundermittel für die anbrechende Frischluftsaison? Die Antwort fanden wir im südlichen Spanien, wo wir das Topmodell, den BMW Z4 sDrive35i, zum Testlauf entlang der Costa Blanca baten.
Alicante, Stadt des Lichts. Blauer Himmel, Sonnenschein und Wärme auf der Haut. Pünktlich zum Aufgang der Sonnen-Saison präsentiert BMW die Neuauflage des Z4 Roadster. Sein eigenwilliger Vorgänger wurde als straff abgestimmtes Sportgerät ausgesprochen spitz positioniert. Der aktuelle Z4 soll mehr bieten: mehr Genuss, mehr Eleganz, mehr Universalität und bei Bedarf auf Knopfdruck sogar nochmals mehr Sportlichkeit.
Zwei junge Damen des Designs erhielten hierfür freie Hand. Juliane Blasi, verantwortlich für das Exterior Design und Nadya Arnaout, Interior Design, schufen eine automobile Skulptur. Kontaktaufnahme unter südlicher Sonne: Der neue BMW Z4 Roadster zeigt sich rassig, geduckt und dank 24 Zentimeter Längenzuschlag auffällig erwachsen. Prompt gewann er den „Eyes-on Design Award“ und den deutschen „Red Dot Design Award“ für gelungene Formgebung. Die gewohnt lange Motorhaube ist als stilbildendes BMW Roadster-Element erhalten geblieben. Die markentypische Doppelniere fällt größer denn je aus. Seitliche Kiemenelemente erinnern an automobile Stil-Ikonen wie den BMW 507 oder junge Designklassiker wie den BMW Z8.
Große Radausschnitte signalisieren beim neuen Z4 Sportlichkeit, genauso wie der lange Radstand mit knappen Überhängen und die weit nach hinten gerückte Sitzposition. Auffällig, fließend und gelungen wirkt auch die markante Schulterlinie. Sie umfasst nicht nur spannungsgeladen das Cockpit, sondern zeigt sehnig wirkende Linien, die von den Scheinwerfern über die Motorhaube bis ins Heck hinein laufen und den neuen Z4 so wie hingegossen erscheinen lassen. Der Z4 zeigt Muskeln, ohne zu dick aufzutragen. Souverän wirkt auch das gegenüber dem Vorgänger um rund zehn Zentimeter breitere Heck, welches nicht nur aufgrund von Anordnung und Optik der Rückleuchten jetzt viel stärker an den BMW 6er erinnert, als an seinen scharf und kantig gezeichneten Wegbereiter, dessen Ende wie abgeschnitten wirkte.
Kein Zweifel, rein visuell ist der BMW Z4 deutlich ausgereifter. Im unmittelbaren Wettbewerbsvergleich entspricht sein ganzer Habitus jetzt mehr dem Auftritt eines Mercedes-SL, als dessen kleinerem SLK-Bruder. Dieser Zweisitzer war es jedoch, der das Klappdach aus Metall in der kompakten Roadster-Klasse etablierte und zu einem großen Erfolg machte. BMW tat ergo gut daran, dieses Konzept auf eigene Weise umzusetzen und den neuen Z4 sehr hochwertig zu positionieren. Das zweiteilige, elektrohydraulische Hardtop in Aluminium-Schalen-Bauweise gewährt eine gute Rundumsicht und gleitet in einem lautlosen, 20 Sekunden währenden Faltakt nach hinten unter den Kofferraumdeckel – allerdings nicht während der Fahrt. Dabei fällt auf: Der neue Z4 hat jetzt vier Seitenscheiben, die den Längenzuwachs ebenfalls verdeutlichen.
Auch große Fahrer finden genügend Platz in einem hochwertig anmutenden Interieur mit dem Tastsinn schmeichelnder Haptik. Alcantara, Leder, Aluminium und polierte Hölzer. So fühlt sich BMW-Oberklasse an! Das Kompliment geht an Designerin Nadya Arnaout, die es verstand, ein fahrerorientiertes, modern sachliches, gleichwohl behagliches Innenraum-Arrangement zu schaffen, welches ausgezeichnet zum souveränen Äußeren des Z4 passt. Erfreulich im Interieur sind auch die vielseitigen elektronischen Schnittstellen, das kombinierte High-End-Navigations-Audio System mit integrierter Festplatte und großzügig bemessenem Display. Dieses fährt auf Knopfdruck aus dem Armaturenbrett oberhalb der Mittelkonsole. Echte Pluspunkte auf der Nutzwertskala sammelt der Roadster schließlich mit seinen zahlreichen Ablagefächern. Neu ist auch eine Durchladeöffnung zum Kofferraum, der zwischen 180 und 310 Liter Volumen fasst. Damit soll jetzt auch der Transport von zwei paar Skiern oder alternativ zwei Golfbags möglich sein. Der Z4 taugt zum universellen Sportgerät.
Soviel für die Vernunft. Emotionen weckt der neue Roadster vor allen Dingen beim Fahren. Erwartungsgemäß geht der schon bekannte 306 PS starke Reihen-Sechszylinder-Motor forsch zur Sache. Eine Anfahrschwäche ist ihm dank Doppelturbo in der sDrive35i-Variante vollkommen fremd. Ab 1.300 Umdrehungen liegen beinahe dauerhaft 400 Newtonmeter Drehmoment an. Kickdown: das optionale Doppelkupplungsgetriebe, bei BMW Sport-Automatik genannt, schnalzt die Gänge nur so hintereinander in den Antriebsstrang. Was Porsche im Boxster und Cayman gut gelungen ist, funktioniert auch im BMW Z4 mit erfreulicher Präzision und erlebbarer Schaltzeit-Verkürzung. In gerade einmal 5,1 Sekunden zeigt die Tachonadel 100 km/h. Ohne Pausen wandert sie wie der Sekundenzeiger eines hochfrequenten Uhrwerks über die sachlich gehaltene Tachoscheibe. Zugkraftunterbrechung? Fehlanzeige! Erst bei 250 km/h bremst der elektronische Begrenzer den Wagen ein. Rasch zur Windvorhersage: Ab 120 km/h wird es bei offener Fahrt im Z4 selbst unter spanischer Sonne recht frisch. Ab 150 km/h helfen auch hoch gefahrene Scheiben und Windschott nicht mehr. Ab diesem Tempo verlangt der offene BMW nach dem windresistenten Roadster-Fahrer.
Weiter auf kurvenreicher Strecke: hier treten bisher unerwähnte Vorzüge des neuen Z4 zu Tage, wie die exakte Lenkung, harmonische Achslastverteilung, ein berechenbares Bremsverhalten und die steife Karosserie. Besondere Fahrfreude vermittelt zudem die serienmäßige „Fahrdynamik Control“. Sie verändert Antriebs- und Fahrwerksabstimmung auf Knopfdruck. Ist der neue Z4 Roadster im normalen Modus deutlich komfortorientiert ausgelegt, so erreicht er im Sport-Modus die serienmäßig sportliche Abstimmung seines Vorgängers. Und im Sport-Plus-Modus legt der Roadster noch eine Schippe drauf: Direkt und dabei sensibel fordert der Z4 dann alle sportlichen Fahrsinne. In summae: Gut gemeint und gut gemacht!
Sportliche Roadster aus dem Hause BMW haben eine überaus bedeutende und langjährige Tradition. Wer sich genauer mit der Marke beschäftigt, stellt fest, dass ein Großteil der sportlichen DNA tatsächlich nicht nur in den 3er Coupé-Baureihen verankert ist, sondern gerade auch in den offenen Zweisitzern. Klassiker wie BMW 315/1, BMW 328 und der zitierte BMW 507 setzten in ihren Epochen ästhetische wie sportliche Maßstäbe. Roadster wie BMW Z1 und BMW Z8 entpuppten sich quasi schon bei den jeweiligen Premieren als „Instant Classics“. Der BMW Z3 sorgte schließlich für den durchschlagenden kommerziellen Erfolg der offenen Zweisitzer, auf dem der erste Z4 mit rund 180.000 verkauften Fahrzeugen in beeindruckender Weise aufsattelte.
Zum Verkaufsstart des neuen BMW Z4 stehen neben der derzeitigen Top-Motorisierung auch die Varianten sDrive30i mit 258 PS und sDrive23i mit 204 PS zur Auswahl. Beide Motoren, sowohl der 3,0-Liter Reihensechser Saugmotor, wie auch das 2,5-Liter-Aggregat, sollen dank Blue Efficiency im EU-Normverbrauch mit rund 8,5 Liter auskommen. Der 306 PS starke und 400 Newtonmeter Drehmoment produzierende Twin Turbo mit Benzin-Direkteinspritzung wird mit rund 9,4 Liter angegeben. Die Preise starten für den 23i bei 35.900,- Euro inklusive Mehrwertsteuer. Ab 42.900,- Euro ist der 30i und ab 47.450,- der sDrive35i erhältlich. Mit wünschenswerten Sonderausstattungen schraubt sich der BMW Z4 somit schnell auch unter Preisgesichtspunkten auf Premium-Niveau. Im Gegenzug erhalten Käufer einen vielseitigen und dennoch sportlichen BMW, der in bester Manier die Werte der Marke aufgreift und offene Fahrfreude vermittelt. Nicht nur unter der Sonne Spaniens.
Aus dem Classic Driver-Archiv: Das seit Ende 2008 nicht mehr produzierte BMW Z4 M Coupé – unserer Meinung nach ein „Instant Classic“.
Text & Fotos: Mathias Paulokat
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