Ein Mercedes-Benz 710 SSK mit Corsica-Karrosserie, ein siegreicher Le-Mans-Bugatti T50, ein Fiat „Otto Vu“ oder der Maserati 5000 GT aus dem Besitz des Aga Khans: Die Liste der Concours-Teilnehmer der Masterpieces & Style 2016 dürfte die meisten Automobilistenherzen höher schlagen lassen. Insgesamt über sechzig außergewöhnliche Klassiker stellten sich in insgesamt fünfzehn Klassen wie „Ready to Race“ oder „Flamboyant Years“ im Wettstreit um den Titel „Best of Show“ einer international besetzten Fachjury.
Die Idee für einen von der Öffentlichkeit zurückgezogenen Concours kam Classic Days-Veranstalter Marcus Herfort nach Gesprächen mit Sammlern, die sich einen Automobil-Schönheitswettbewerb in privater und entspannter Atmosphäre wünschten. Gemeinsam mit dem ebenfalls ehrenamtlichen Verein der Classic Days und der Stiftung von Schloss Dyck im Rheinland wurde dieser Wunsch in die Realität geführt. Für die Wertungen und die Koordination der Jury wurde der erfahrene Chefjuror Chris Kramer gewonnen. Das erklärte Ziel des verschwiegenen Events ist es, aus einer Auswahl hochkarätiger Automobilklassiker den „Besten der Besten“ zu küren. Dabei stehen der Originalzustand, die Seltenheit und das Design im Vordergrund der Bewertung. Auch der Weltverband FIVA erkannte das besondere Potenzial der Masterpieces & Style und verlieh dem Concours schon zur zweiten Ausgabe das höchste Prädikat „A“ für Concours-Veranstaltungen.
Das „Concours-Gathering“ begann am Donnerstag stimmungsvoll bei allerbestem Sommerwetter mit einem „Car-BQ“ in Gesellschaft der Klassiker. Am Freitag wurde das Defilée der Automobile vor der Jury und die Aufstellung auf der historischen Orangerie-Insel von Dyck im Sonnenschein zelebriert. Der Samstag mit erneuter Aufstellung im Park wurde von vormittags einsetzendem Regen begleitet – obwohl dieser später immer wiederkehrte, konnte dies die Stimmung auf Schloss Dyck nicht trüben und die Eigner ließen es sich nicht nehmen, ihre Autos am Orangerie-Parterre des Schlossparks zu zeigen.
Es ist diese idyllische Kulisse, die den Besucher mitnimmt auf eine Zeitreise in die goldenen Zeiten des Automobilbaus. Wie gemalt steht ein Alfa Romeo 6C 2500 SS Villa d’Este Coupé neben den roten Blättern eines japanischen Ahorns, während zwei Teilnehmer den Touring-Klassiker begutachten und fachsimpeln. Doch nicht nur die Atmosphäre stimmte – auch die Qualität der vom Auswahlkomitee zugelassen Automobile war wirklich außergewöhnlich: Wo sonst bekommt man die wichtigsten Kompressor-Modelle aus der über 100-jährigen Geschichte von Mercedes-Benz zu sehen? Wir staunten über ein Mercedes 710 SSK, zwei 630 K mit Karrosserien von Erdmann & Rossi und LaBaule Transformable, ein 500 K Sportcabriolet C, ein 540K Spezialcabriolet und ein 770 K, um nur einige Beispiele zu nennen. Marcus Herfort konnte und durfte Teilnehmer aus aller Welt gewinnen, überzeugen – und letztendlich die Wettbewerbsteilnehmer aus fast 100 Bewerbern aussuchen. Die Vorarbeit und die vielen Sammlergespräche, das weitgespannte Netzwerk nach fast zwölf Jahren Classic Days und Klassiker-Enthusiasmus öffnen sicherlich manche Sammlerpforte.
Auch die Arbeit der Jury unterscheidet sich von der anderer Concours-Veranstaltungen. Chief-Judge Chris Kramer war es wichtig, dass jedes Punktrichter-Team rund sechzig Minuten zur Bewertung der Automobile hatte, um sich ein umfassendes Urteil zu bilden. Dennoch dürfte es der 30-köpfigen Jury schwer gefallen sein, den Titel „Best of Show“ zu vergeben. Schließlich einigten sich die Preisrichter auf den fantastischen, 1928 gebauten Mercedes-Benz 710 SSK mit seiner ungewöhnlichen Corsica-Karrosserie. Den ebenfalls wichtigen Preis für das Auto im besten Originalzustand – „The World’s most pristine Masterpiece“ – gewann der Bugatti T50 „Le Mans“ aus einer deutschen Sammlung.
Diese Veranstaltung war jedoch noch viel mehr als nur ein Concours mit fantastischen Klassikern: Uns wird es vor allem als gelungenes und angenehmes Treffen von passionierten Enthusiasten, die ihre Begeisterung für das historische Kulturgut Automobil im Stillen teilen, in Erinnerung bleiben. Privatsphäre, intensiver Austausch und gute Gespräche – dafür war viel Platz bei den Masterpieces. Wie angenehm, dass in diesem Rahmen der aktuelle Hype um das Wertsteigerungspotential von Klassikern wenn überhaupt nur eine Nebenrolle spielt. Und genau dieser unaufgeregte und angenehme Rahmen ist es, der die Masterpieces & Style zu einem ganz besonderen Event macht. Man könnte fast sagen, die Teilnehmer wachsen in zweieinhalb Tagen zu einer „Concours-Family“ zusammen. Classic Driver freut sich jedenfalls, auch im kommenden Jahr offizieller Teil dieser Familie zu sein.
Fotos: René Hey / cannoneer.de