An manchen Tagen kämpft man mit dem Aufstehen und sehnt sich nach ein paar kostbaren Minuten, um sich in die Decke zu kuscheln, ehe der Morgen ruft. Einmal in der Senkrechten, braucht man diesen flüssigen Kraftstoff, um menschlichen Motor und Getriebe zum Laufen zu bringen. Das kann schon einmal mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen. Jetzt stellen Sie sich dieses selbe Szenario vor, aber statt die Treppe hinunter zu stolpern, um eine Tasse des dampfenden Gebräus zu sich zu nehmen, erwartet Sie ein Lamborghini Countach oder ein Ferrari 512 TR in der Garage, bereit vor Ihrem Lieblings-Coffee Shop in Paris zu parken. Ein Traum von einem Morgenritual, oder?
Für Eleven Cars, die den Vorzug genießen, mitten im Herzen der französischen Hauptstadt zu residieren, ist dieser Traum durchaus Wirklichkeit, denn zusammen mit dem Fotografen Calvin Courjon machte sich das Team in den frühen Morgenstunden auf den Weg, lange bevor die Straßen entlang der Seine und die Boutiquen von Einheimischen und Touristen bevölkert sein würden.
Geboren in Sant´Agata, haben wir hier zunächst einen grandiosen Lamborghini Countach, der aussieht, als hätte er eben die Garage von Jordan Belfort – der Wolf of Wall Street höchstpersönlich – verlassen. Dieser wutschnaubende Stier verleiht den eleganten Pariser Straßen eine bedrohliche Präsenz. Er wurde von Marcello Gandini in Bertones Designstudio entworfen – er musste etwas Außergewöhnliches darstellen, wenn er erfolgreich in den Spuren des Miura folgen sollte. Zum Glück drängten sich bei der Vorstellung 1971 Kritiker und Kunden geradezu verzweifelt darum, diesen Stier zu zähmen. Obwohl sich der Countach über die beeindruckende Produktionszeit von 16 Jahren immer wieder weiterentwickelte, blieb er auch immer augenblicklich erkennbar. Und zum Glück für Lamborghini so begehrenswert wie damals in 1971, als die Hüllen von diesem Supercar gezogen wurden.
Ebenfalls nicht in Paris, sondern in Maranello geboren – komplett mit zum Countach passendem roten Interieur – parkt hier eine von Ferraris größten Schöpfungen der Nach-80er Jahre, der 512 TR. Als Weiterführung des mächtigen Testarossa verbucht der 512 TR Updates bei der Gestaltung von Front- und Heckpartie, eine Abschwächung der kantigen Natur des Originals im Dienst verbesserter Aerodynamik. Unter den Belüftungsschlitzen des Heckdeckels verbirgt sich Ferraris wunderbarer 4,9-Liter-Reihenzwölfzylinder, der nun vertieft in einen einzigen Heckunterrahmen montiert worden war: Damit wurde die Gewichtsverteilung optimiert, zugleich wurde dadurch der Schwerpunkt niedriger. Zusammen mit einer neu entwickelten Geometrie der Aufhängung ermöglichte der 512 TR auch ein wesentlich verbessertes Handling im Vergleich zum ursprünglichen Modell. Rasch avancierte er zum must-have-Ferrari für alle, die eine gelungene Verbindung aus Stil, Eleganz und Leistung suchten.
Als Kaffee-Mobil könnten wir uns kein brillanteres Duo vorstellen, als diese beiden. Natürlich könnte es vorkommen, dass man beim Versuch, sich zwischen vom Pariser Straßenalltag zerbeulten Renault Twingo zu behaupten, in kalten Schweiß ausbricht. Aber allein der Moment, in dem Sie draußen vor Ihrem bevorzugten Coffee Shop sitzen mit Café au lait und Pain au Chocolat vor Ihnen und sich im Anblick dieser weiß schimmernden Ikonen verlieren, ist unbezahlbar!
Fotos von Calvin Courjon