In den zwei Tagen werden im Rahmen der 31. Techno Classica Essen in Halle 1a rund 190 Sammlerstücke bei RM Sotheby’s über den Tisch gehen. Ein Großteil davon sind moderne Klassiker aus einer riesigen Schweizer Sammlung, die RM Ende letzten Jahres aufgekauft hat. Einige Modelle aus dieser Kollektion haben bei den Auktionen des kanadischen Hauses in Paris und auf Amelia Island bereits gute Ergebnisse erzielt. Doch hat sich RM das Beste fraglos für Essen aufgespart.
Doch lassen Sie uns zunächst erklären, was uns beim Blick in den Katalog abseits der Youngtimer sonst noch anmacht. Allen voran ein Trio, das man auch als „Heilige Dreifaltigkeit“ der straßentauglichen Lancia Rallyeautos bezeichnen könnte: Ein Stratos HF Stradale von 1975 (Schätzpreis 480.000–520.000 Euro), ein 037 Stradale Baujahr 1982 (350.000–400.000 Euro) und ein 1985 zugelassener Delta S4 Stradale (450.000–550.000 Euro). Alles sehr originale und sehr gut gepflegte Modelle mit geringer Laufleistung. Es wäre schade, dieses Terzett auseinanderzureißen!
Wenn Sie sich anno 1996 noch keinen Lamborghini Diablo SE30 leisten konnten oder damals die Bestellung zu spät eingereicht hatten – keine Sorge: Denn RM versteigert in Essen ein nur 450 Kilometer gelaufenes Exemplar in Titan Silver Metallic. Das so ausschaut, als wäre es gerade erst aus dem Werk in Sant’Agata herausgerollt. Der Schätzpreis ist mit 395.000-495.000 Euro allerdings recht saftig. Wer über über ein noch höheres Budget verfügt, sollte den für 1,5-1,7 Millionen Euro in der Liste stehenden Bugatti Veyron Vitesse – das Showcar für den Genfer Autosalon des Jahres 2013 – ins Auge fassen.
Auch wenn er bei einer filmischen Auseinandersetzung mit einem gewissen Mister Bond ein leicht verbogenes Chassis davontrug, so ist der Land Rover Defender SVX aus Spectrefraglos eines der coolsten Filmautos der letzten Jahre. Das Modell Baujahr 2015 kommt zum Schätzpreis von 175.000-225.000 Euro. Der voll funktionsfähige Wagen befindet sich noch im gleichen Zustand wie am Ende der Dreharbeiten und daher zu stark beschädigt, um auf der Straße gefahren werden zu können, so RM.
Da erwärmen wir uns doch lieber an der Vorstellung, einen Prototypen der 993-Generation des Porsche 911 Turbo zu erwerben. Das schwarze Exemplar mit rotem Interieur (Schätzpreis 295.000-395.000 Euro) ist einer der frühesten erhaltenen 993-Prototypen und wurde nach Abschluss seiner Test- und Entwicklungsarbeiten in Weissach ohne die damals noch geheime Motor/Getriebe-Einheit an den bis heute einzigen Besitzer verkauft. Zum Glück wurde der Antrieb gleich nach dem Verkaufsstart des Modells wieder mit dem Auto vereint, sodass wir hier von einem wirklich „einmaligen“ Porsche 911 sprechen können.
Doch wenden wir uns nun dem Hauptereignis zu: Der Youngtimer Collection. Deren Reiz liegt in der großen Bandbreite der angebotenen Lots. Sie reicht von einer opulenten Daimler Super Eight Limousine mit einem unteren Estimate von nur 15.000 Euro (verdammt viel Auto für so viel Geld) bis zu einem von nur 17 Alpina B7 Turbo Coupés, für das man einen Erlös zwischen 140.000 und 160.000 Euro erhofft.
Für uns zählen folgende Modelle zu den herausragenden Lots. Da wäre zunächst ein Rolls-Royce Silver Seraph von Park Ward. Die Limousine verkörpert britischen Rolls-Luxus in Reinkultur und hat erst gut 10.000 Kilometer hinter sich. Und der Hammer: Sie wird auf nur 30.000 bis 35.000 Euro geschätzt. Ähnlich günstig zu haben ist ein schmucker Bentley Turbo RL Baujahr 1991 (25.000–30.000 Euro), doch ist das 1997 gebaute Continental T Coupé unser Favorit aus Crewe (70.000–80.000 Euro).
Wenn Sie ein Fan der originalen BMW 8er-Serie sind, dann gibt es kaum etwas Besseres als Alpinas B12 5.0 – ein wahrer „Autobahnstürmer“ mit der Optik eines Supersportwagens. Das von RM angebotene Exemplar Baujahr 1992 kommt mit einem Pre-sale Estimate von 100.000–120.000 Euro unter den Hammer – nicht gerade wenig, doch wurden auch nur 97 Exemplare in Buchloe gebaut. Auch wenn der Porsche 928 GTS aus 1994 sicher begehrenswert ist, sind wir nicht sicher, ob der an anderer Stelle im Katalog offerierte 928 mit wilder König-Karosserie nicht noch cooler ist. Im Paket mit dem damals extrem fortschrittlichen Nokia Mobira Incar-Telefon soll er für 50.000-60.000 Euro eine neue Garage finden.
Doch das Auto, für das wir unsere Hand am höchsten heben würden, ist ein Modell, nach dem viele bereits im Internet geschmachtet haben: Der Mercedes-Benz 500 TE AMG von 1979, ein fetter Kombi-Hammer aus Affalterbach. Der niedrige Schätzpreis von nur 60.000.-70.000 Euro ist wohl der komplett unbekannten frühen Historie des Autos geschuldet. Dennoch schätzen wir, dass es am 12. April ein heftiges Feilschen um diesen Dampfhammer geben wird. Wir wären nicht einmal überrascht, wenn er sogar zum teuersten Auto der gesamten Auktion avancierte...
Fotos mit freundlicher Genehmigung von RM Sotheby’s © 2019