Straßensportwagen mit Motorsport-Genen
Er altert so perfekt wie einer der edelsten Weine – und daher ist es kaum zu glauben, dass der Ferrari 360 Challenge Stradale 2024 schon seinen 21. Geburtstag feiert. Als potenteste Version des 360 Modena im Jahr 2003 aufgelegt, bestach das 425 PS starke Cavallino durch sein unglaublich präzises Fahrverhalten, vom Rennsport inspirierte Exterieur-Details und einen der besten Soundtracks, der jemals für einen V8-Saugmotor komponiert wurde. Da nur 1.288 Exemplare gebaut wurden, sind Modelle wie dieses heute extrem begehrt und dürften im Wert weiter steigen.
Unter den wenigen Exemplaren, die derzeit zum Verkauf stehen, ist dies beim deutschen Händler Schaltkulisse stehende Modell mit bislang drei Besitzern (die letzten beiden aus München) dasjenige, das wir kaufen würden. Dieser 360 wurde im Mai 2004 neu an einen Käufer in Rom geliefert, der ihn bis 2015 über eine Distanz von 30.000 Kilometer fuhr. Der aktuelle Besitzer erwarb den im wunderschönen Farbton Blu NART über einem Interieur in Cuoio mit blauen Gurten lackierten Wagen im Juli 2021 von seinem zweiten Eigner und hat seitdem weitere 6000 Kilometer zurückgelegt. Das Auto ist vermutlich eines von nur sieben Exemplaren in diesem Blauton und nur einer von vier in der Europa-Spezifikation. Dieses Sammlerstück wurde gerade erst bei Ferrari Blöchl in München für über 10.000 Euro frisch gewartet und ist mit einer bescheidenen Laufleistung von 37.700 Kilometern bereit, von einem neuen Besitzer noch einmal in vollen Zügen genossen zu werden. Eine Bitte an ihn: Schicken Sie uns unbedingt ein Video von seinem herrlichen Auspuffgeräusch!
Polak’s Potenter Porsche
Wer sich in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren in amerikanischen Rennserien wie denen des SCCA engagierte, konnte sich beim Einsatz von Porsche-Modellen der Typen 904, Porsche 906 und 910 gute Siegchancen ausrechnen. In der Saison 1969 startete Milt Minter mit diesem vom Rennstallchef Vasek Polak vorbereiteten 906-136 in der SCCA-Serie und holte mit dem 1966 gebauten Coupé einen zweiten Platz und vier dritte Plätze. Aber Polak reichte dies nicht – er sah speziell beim Gewicht weiteres Verbesserungspotenzial.
Als Polak im Frühjahr 1970 in Deutschland unterwegs war, kam sein Mechaniker Alwin Springer, späterer Chef von ANDIAL Racing und Leiter Porsche Motorsport Nordamerika, auf die kühne, aber geniale Idee, das Dach zu entfernen. Und danach ein neues, leichtes Heck nach Vorbild des Porsche 908/03 zu konstruieren, die Türen zu verkleinern und alles, was auch sonst nicht unbedingt notwendig war, zu entfernen. Durch diesen Umbau wurde der 906 von einem Coupé zu einem Spyder, was eine beträchtliche Gewichtsersparnis bedeutete und ihn noch konkurrenzfähiger machte. Das bei Bruce Canepa in Kalifornien stehende Unikat errang 1970 Siege in Road Atlanta und Phoenix und erschien – nach zwischenzeitlichem Rückbau auf ein Coupé – 2023 erstmals wieder in seiner originalen Vasek-Polak-Spyder-Konfiguration bei der Rennsport Reunion 7 in Laguna Seca. Komplett restauriert, mit originalem Zweiliter-Sechszylinder und mechanischer Kugelfischer-Einspritzung sowie nur 612 Kilo (!) „schwer“.
Queen Over Tan
Wir wussten schon immer, dass die verstorbene Queen Elisabeth II. einen Sinn für stilvolles Reisen und Repräsentieren hatte. Oft sah man sie in einem One-off Bentley oder Rolls-Royce, den „State Limousines“, aber ihre größte Liebe galt sicher Land Rover. Und diese als „Royal Review State“-Fahrzeug bekannte Sonderanfertigung auf Basis eines Land Rover Serie III von 1978 war denn auch mit allem ausgestattet, was ein Royal so braucht.
Wenn das huldvolle Winken aus dem offenen Mobil zu den am Straßenrand stehenden Untertanen zu anstrengend wurde, versprach ein Tattinger Eiskübel für den Champagner eine kurze Erfrischung. Doch auch sonst bot die mit hellbraunem Leder bezogene Sitzlandschaft echten Komfort. Neben einer aus dem Heck ausfahrbaren Treppe und einer gekrümmten Plexiglasscheibe zum Schutz vor dem Fahrtwind auch einige ganz spezielle Details. Neben Insignien wie einer speziellen Kühlerfigur, einer Standarte und Emblemen an Bug und Heck ein im Fond installiertes „Ampelsystem“. Darüber konnte die Monarchin dem Chauffeur signalisieren, ob er anhalten (Stop), anfahren (Start) oder einfach langsamer (Slow) fahren sollte. Das hat uns zum Nachdenken angeregt: Welche weitere Option hätte sich sonst noch angeboten, vielleicht eine zum Fahren im Gelände? Am 2. November kommt dieses einzigartige Paradefahrzeug aus der Dean Kronsbein Collection bei der Londoner Auktion von RM Sotheby’s unter den Hammer.
Romeo, O Romeo!
Wir kennen und bewundern alle Alfa Romeo aus der goldenen Ära der 1960er-Jahre. Doch auch in den Achtzigern hat die Mailänder Marke einige bemerkenswerte Autos gebaut, wie diesen 75 1.8 Turbo Baujahr 1986. Mit vielen Upgrades, darunter Borbet-Felgen im Retro-Design, gemusterte Recaro-Sportsitze und sogar ein Zagato-Lenkrad. Dieser seine 155 PS auf die Hinterachse schickende 75 mit Standort Chur (Schweiz) ist nun bereit, noch einmal auf die Straße zu gehen und dabei viele Köpfe zu verdrehen.
Der zu seiner Zeit etwas unterbewertete 75er ist unglaublich anmutig gealtert. Und untermauert unsere Vorstellung, dass „kastenförmig“ schön sein kann, in Anlehnung an Volkswagen-, Audi-, BMW- und Mercedes-Benz-Modelle aus der gleichen Zeit.
Elektrische Revolution
Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein typisches, gepflegtes Exemplar eines frühen Meisterwerks des Mini-Erfinders Alec Issigonis. Aber wenn man die Kofferraumklappe öffnet – wo sonst die Einkäufe herumkullern – kommt etwas Außergewöhnliches zutage. Denn der britische Kultwagen wurde zu einem Elektroauto umgebaut und vom Ingenieur Maurice Bonafous, dem Erfinder des zweimotorigen Citroën 2 CV Sahara 4x4, homologiert!
Der unter der Aufsicht von Varta (für die Batterien) und mit dem Segen von British Leyland France auf Basis eines Austin Mini Cooper S Mk1 aus dem Jahr 1968 umgebaute E-Mini wurde im Juli 1981 von der französischen Zulassungsbehörde ordnungsgemäß zugelassen. Er verfügt über eine Einzel-Zulassung und einen französischen Fahrzeugschein, der seinen neuen Energiemodus ausweist. Das vielleicht Beeindruckendste ist, dass der Wagen locker eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreichen kann. Saft in den Batterien ist für eine Stunde Fahrzeit – und tatsächlich wurde das Auto zwischen 1980 und 1987 als Daily Driver genutzt! Heute redet alles von einer elektrischen Antriebsrevolution – doch wie dieser bei der Aguttes on Wheels Sale in Brüssel am 5. Oktober versteigerte Mini zeigt, leisteten clevere Tüftler trotz noch längst nicht so fortschrittlicher Batterietechnologie schon vor Jahrzehnten Pionierarbeit.