Noch bis zum 9. Oktober zeigt das Museum für Gestaltung in Zürich eine Werkschau über das Schaffen des Schweizer Modeillustrators François Berthoud. Die Ausstellung gibt Einblick in die vielschichtigen, subtil-suggestiven Bildwelten des wohl einflussreichsten Modegrafikers der Gegenwart.
Heute sind es opulent inzenierte Fotografien, die in Hochglanzmagazinen die glamourösen Geschichten aus der Modewelt erzählen – die Kommunikation erfolgt in geglätteter Fotorealität. Dem gegenüber steht die klassische Modegrafik und Illustration, die durch Reduktion und gleichzeitige Überzeichnung spricht und bis in die 60er Jahre das Hauptkommunikationsmittel der Modewelt war. François Berthoud ist Jahrgang 61 und vereint beides – wohlgemerkt nicht im Spagat, sondern indem er den Weg zum Ergebnis auf den Kopf stellt und durch Reduktion, ganz ohne jede Überzeichnung, seine einzigartige Handschrift prägt.
Geprägt sind seine Grafiken auch im tatsächlichen Wortsinn. Das Hauptwerk Berthouds besteht aus Linolschnitten und eigens entwickelten Drucktechniken. Die Fotorealität der Vorlagen reduziert er erst auf einen prägnanten Bildausschnitt und dann, mittels Transparentpapier, nochmals auf die perfekten Linie. Übertragen in den Linolschnitt und in vielen einzelnen Druckschritten als überlagernde Ebenen auf’s Papier gebracht, sind Berthouds Werke schlichte, aber beeindruckende Zaubertricks der Handwerkskunst. Das klingt fast so leicht, wie das Ergebnis wirkt - doch die große Kunst liegt in der Aussparung. Die Andeutung lässt dem Betrachter Raum für Eigeninterpretation, die Kernaussage des Produktes vermittelt Berthoud trotzdem – geht es hier ja schließlich nicht um freigeistige Kunst, sondern von Werbung, die jedoch nachträglich den Ritterschlag der Kunstwelt erfahren hat.
Nach dem Studium war Berthoud zunächst als Grafiker und bald darauf als Art Direktor für den Condé Nast Verlag in Mailand tätig, wo Berthoud seinen Grundstein in die Modewelt zementierte. Seine unverkennbare Handschrift trugen unzählige Kampagnen für alle großen Namen und Marken. Sie brachten ihm Weltruhm – und nun die erste Einzelausstellung. „Illustrationen können gegenüber der Fotografie mehr Raum für Vorstellung bieten“, wird Berthoud in Zürich zitiert. Und weiter: "Das Thema der Verführung ist in der Mode allgegenwärtig“, sagt der Meister der Andeutung und Perfektionist im Spiel mit der Erotik der Linien. Doch lassen Sie ihr Auge selbst verführen – etwa bei der „Langen Nacht der Museen“ am 3. und 4. September 2011 in Zürich.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.museum-gestaltung.ch.
Text: Nanette Schärf
Fotos: François Berthoud