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Ausstellung: The Allure of the Automobile

Meisterwerke der Ingenieurskunst: Eine Ausstellung im High Museum of Art in Atlanta erkundet derzeit auf eindrucksvolle Weise den Grenzbereich zwischen Technik und Kunst. Die Exponate, 18 äußerst seltene und begehrenswerte Klassiker, stammen aus der Goldenen Ära des Automobilbaus – und sind teilweise nicht weniger wertvoll als ein Pollock oder Picasso.

Atlanta, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia, ist weder als Kunst- noch als Automobilmetropole bekannt. Dennoch ist es Kurator Ken Gross, der schon beim Pebble Beach Concours d’Elegance in der Jury saß, gelungen, 18 der seltensten Ikonen der Automobilgeschichte in den amerikanischen Süden zu holen. Die Ausstellung „The Allure of the Automobile“, die noch bis zum 20. Juni 2010 im High Museum of Art in Atlanta zu sehen ist, beschränkt sich zeitlich auf die Jahre zwischen 1930 und 1965, der Blütezeit des Karosseriebaus. Im Fokus der Schau steht ganz allgemein die technische und ästhetische Evolution des Automobils, wobei ein Themenschwerpunkt auf den stilistischen Kontrasten zwischen europäischem und amerikanischem Automobildesign sowie dem Unterschied zwischen Vor- und Nachkriegsautomobilen liegt.

Ausstellung: The Allure of the Automobile Ausstellung: The Allure of the Automobile

Allein die Hälfte der Automobil-Skulpturen – der Begriff ist angesichts dieser eindrucksvollen Formen absolut angebracht – stammt aus den Dreißigerjahren, als kleine Manufakturen ihre wohlhabenden Kunden mit einzigartigen Karosserien belieferten. Das Zentrum der automobilen Mode war lange Zeit Paris, wo nicht nur europäische Marken wie Bugatti, Delage, Delahaye und Hispano-Suiza, sondern auch die amerikanischen Modelle von Duesenberg und Packard mit elegantesten Karosseriekleidern ausgestattet wurden. Neben einem Packard und einem Duesenberg aus dem Vorbesitz von Clark Gable zeugt unter anderem ein Bugatti Type 57S Atalante von 1937 dieser großen Epoche. Als atemberaubendes Beispiel für die italienische Eleganz und Sportlichkeit dieser Zeit steht derweil ein Alfa 8C2900B Touring Berlinetta, über den F1-Weltmeister Phil Hill einst sagte: „Wessen Herz bei diesem Anblick nicht zu rasen beginnt, der hat kein Blut in sich.“ Eindrucksvoll ist auch die langezogene Art-Déco-Silhouette des Mercedes-Benz 540 K Special Roadster, der 1937 einen frühen Meilenstein für die deutsche Automobilgeschichte setzte.

Nach dem Krieg wandte sich die Industrie vom überschwenglichen Luxus und der Dekadenz der Vorkriegsjahre ab. Was die Ingeniere und Designer begeisterte, waren kleinere und sportlichere Modelle. In Deutschland erhoben sich Marken wie Mercedes-Benz und Porsche aus der Asche, um aufregende Sportwagen zu entwickeln. Natürlich darf der 300 SL in der Ausstellung nicht fehlen, spannender ist jedoch das 1953 gebaute Porsche 550 Le Mans/Carrera Panamericana Coupé, dessen aerodynamische Silhouette auch heute noch stilprägend erscheint. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren produzierte auch die britische Automobilindustrie einige große Design-Ikonen: In Atlanta ist neben einen Jaguar XKSS Roadster aus dem Besitz von Steve McQueen ein wunderbarer Aston Martin DB4 GT Zagato zu sehen. Jüngstes Modell der europäischen Nachkriegsgeschichte ist allerdings ein Ferrari 250 GT SWB, der nicht nur mit seinem Look, sondern auch auf der Rennstrecke große Erfolge feierte. Die Entwicklung einer eigenständigen amerikanischen Designsprache illustrieren schließlich die Klassiker von Dodge, Cadillac und Chevrolet – letzere Marke vertreten durch einen Corvette „Bill Mitchell“ Stingray Prototyp, der 1959 vom Beginn des Space Age zeugte.

Die ausgestellten Automobile:

• 1933 Pierce-Arrow Silver Arrow
• 1934 Packard Twelve Runabout Speedster, formerly owned by Clark Gable
• 1935 Duesenberg JN Roadster, formerly owned by Clark Gable
• 1937 Mercedes-Benz 540 K Special Roadster
• 1937 Bugatti Type 57S Atalante Coupe
• 1937 Delage D8-120S, Surbaisse, formerly owned by Louis Delage
• 1937 Hispano-Suiza H-6C "Xenia" Coupe
• 1938 Alfa Romeo 8C2900B Touring Berlinetta
• 1938/39 Porsche Type 64 Coupe replica
• 1948 Tucker Model 48 Torpedo
• 1953 Porsche 550 Le Mans/La Carrera Panamerica Coupe
• 1954 Dodge Firearrow III Concept Coupe
• 1955 Mercedes-Benz 300SLR (W 196-S)
• 1957 Cadillac Eldorado Brougham
• 1957 Jaguar XKSS Roadster, formerly owned by Steve McQueen
• 1959 Chevrolet Corvette "Bill Mitchell" Stingray Prototype
• 1961 Aston Martin DB4 GT Zagato
• 1961 Ferrari 250 Short-Wheelbase Berlinetta, "SEFAC Hot Rod"

Weitere Informationen zur Ausstellung „The Allure of the Automobile“ im High Museum of Art in Atlanta, USA, finden Sie hier.

Text: Jan Baedeker
Fotos: High Museum of Art Atlanta



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