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Magazin

Aston Martin V8 Volante

Offen für Kenner

Text & Fotos: Mathias Paulokat

Saisonal geöffnet: der Aston Martin V8 Volante. Rechtzeitig vor Anbruch der diesjährigen Cabrio-Saison holen wir diesen noch jungen Klassiker ans Tageslicht. Der bullige Brite ist die Classic Driver Empfehlung, um den ersten Sonnenstrahlen des Jahres stilvoll entgegen zu fahren. Wir haben den V8 Volante auf der Straße getestet und seinen Charakter ergründet. Unser Votum: Dieser Aston ist mehr Cruiser als Sportwagen.

Die Kombination von Aston Martin und Cabriolet lässt Automobilenthusiasten mit der Zunge schnalzen. „Volante“ lautet das Schlagwort, welches das exklusive Zusammentreffen auf den Punkt bringt. Schon immer galten die offenen Briten aus Newport-Pagnell und Gaydon als besonders exquisite und gleichzeitig lässige Art, durch die Cabrio-Saison zu gleiten. Der Aston Martin V8 Volante aus den Siebziger- und Achtzigerjahren macht da keine Ausnahme. Im Gegenteil: seine bullige Erscheinung, luxuriöse Ausstattung und der dazu ausgezeichnet passende kräftige V8-Motor schaffen ein bis heute begehrenswertes Automobil, von dem insgesamt nur rund 1.100 Exemplare in gleichwohl unterschiedlichsten Ausführungen entstanden.

Wir von Classic Driver sind der Auffassung, dass dieses Fahrzeug bereits jetzt Klassikerstatus erreicht hat. Wirklich gute und unter dem Blech gesunde Automobile sind mittlerweile nicht mehr häufig anzutreffen, was sich auch in den Preisen der verbliebenen Top-Exemplare niederschlägt. Zudem repräsentiert das Fahrzeug im Hinblick auf seine Antriebsquelle eine wichtige Evolution der Marke. Der Aston Martin V8 war der legitime Nachfolger der modernen DBS-Modelle mit der Karosserie von William Towns. Die letzten Fahrzeuge dieser Baureihe waren ab 1969 parallel zum Sechszylinder endlich auch mit einem V8-Motor erhältlich.

1972: Zeitenwende bei AM

Im Jahre 1972 endete bei Aston Martin die Ära von David Brown. Die Firma wurde an den Investor Company Developments veräußert. Damit erlebte auch der schlicht gehaltene DBS seine Wachablösung. Die neue Unternehmensführung veränderte prompt die Front des Fahrzeugs und gestaltete sie mit den beiden Einzelscheinwerfern in dunklen Höhlen deutlich aggressiver. Doch erst im Februar 1978 ergänzte das Cabriolet die V8-Baureihe und erhielt prompt die traditions- und ruhmreiche Bezeichnung „Volante“, auf die Aston Martin Freunde rund zehn Jahren verzichten mussten. Insgesamt wurden die V8-Modelle gemäß dem Aston Martin Register in fünf unterschiedlichen Serien immerhin siebzehn Jahre lang bis 1989 produziert.

Was kann man heute von einem V8 Volante erwarten? Obwohl die V8-Modelle seinerzeit als mondäne und ernst zu nehmende Sportwagen positioniert waren, sind insbesondere V8 Volante der ersten Serien, die noch keine Vantage-Ausrüstung hatten und mit Weber-Vergasern vorfuhren, trotz ihrer über 300 PS Leistung keine Rennmaschinen. Die Höchstgeschwindigkeit eines frühen V8 Volante liegt bei ca. 225 km/h. Grund ist auch das hohe Gewicht von knapp unter zwei Tonnen. Dieses resultiert vor allen Dingen aus den bei einem Vollcabriolet erforderlichen Chassis-Verstärkungen.

Der V8 Volante ist ein eleganter Gleiter und sollte auch so bewegt werden. Die schnelle Kurvenhatz ist nicht sein Metier, obwohl die Servo-Lenkung erstaunlich leicht mit dem Aston umgeht. Beinahe zu leicht, denn wer es übertreibt, bringt die schwere Karosse außer Fassung und das Einfangen ist auch mangels Verwindungssteife kein wirkliches Vergnügen. Doch bis es so weit kommt, untersteuert der Wagen leicht und die Girling Scheibenbremsen bieten bei beherztem Zutreten den nötigen Biss. Insgesamt erscheint die bewusste und kundige Fahrt im offenen Aston sehr angenehm, spielerisch und gleichzeitig souverän. Damit empfiehlt sich der V8 als Cruiser, der ausgedehnte Touren mit Laufruhe und Verlässlichkeit goutiert.

Vantage-Modelle mit Leistungsplus

Besonders genussvoll ist die zügige Fahrt über langgezogene Landstraßen. Hier ist der Aston spürbar in seinem Metier. Auch Zwischenspurts behagen ihm, wobei die Chrysler-Torqueflite Automatik einen nennenswerten Teil der üppigen Energie absorbiert. Dennoch bleibt letztlich genug Kraft und Traktion, um den Volante zügig und zeitgemäß zu bewegen – was kaum überraschen dürfte: bei entsprechend großzügigem Kraftstoffverbrauch.

Ein luxuriöses Ambiente mit reichlich Holz, Leder, Uhren und Schalter verwöhnt dabei den Automobil-Aficionado auf gekonnte Weise. Und so bieten gerade frühe V8-Volante Fahrzeuge eine mondäne Art, den Sommer zu genießen. Eine Vorfahrt mit diesem Fahrzeug umweht immer der Hauch des Besonderen. Gleichzeitig verschafft sich die muskulöse Erscheinung reichlich Respekt; auch weil sie insgesamt zeitlos wirkt. Wer allerdings mehr Leistung wünscht, der muss zu einem der späteren Volante-Modelle greifen. Erst im Herbst des Jahres 1986 erhielten auch die Cabriolets die leistungsstarke Vantage-Technik mit nun 400 PS. Hierbei wurde auch die Optik des Fahrzeugs dem neuen Potenzial angepasst.

Das Ergebnis ist Geschmackssache. Reichlich Spoilerwerk raubt dem Volante die zeitlose Linie und lässt ihn eher modisch erscheinen. Und martialisch. Diese Attitüde passt jedoch besser zur Coupé-Variante des V8. Der Volante wirkt in seiner reinen Urform stimmiger und eleganter. Dies erkannte auch kein anderer als Prince Charles, der längere Zeit einen Vantage Volante bewegte, ihn jedoch im schlichten Blechkleid der Ausgangsversion orderte. Die Kombination mit Understatement überzeugte die Macher von Aston Martin, so dass diese eine unter 30 Fahrzeuge limitierte Kleinserie produzierten. Überflüssig zu erwähnen, dass die „Prince of Wales Volante“ (oder auch „POW“) heute sehr gesuchte Sammlerstücke sind. Es handelt sich schließlich um einen Gentlemen Cruiser par excellence. Das bringt uns zur Marktlage und zum Preisgefüge, auf welches sich Interessenten zum Saisonstart einstellen müssen.

Marktlage & Preise

Vorweg: Wir reden hier über einen Nischenmarkt, der von Liebhabern bestimmt wird. Die Coupé-Modelle des V8 sind bei den einschlägigen Händlern erwartungsgemäß deutlich häufiger anzutreffen, als die Volante Cabriolets. Das schlägt sich im Preisgefüge unmittelbar nieder. Typischerweise sind die Preise auch von dem Zustand der jeweiligen Fahrzeuge abhängig. Fällige Reparaturen oder gar Restaurationen gehen bei einem offenen Aston Martin schlicht gesagt brutal ins Geld. Das gilt auch für die erforderlichen regulären Wartungsarbeiten an der Fahrzeugtechnik, die sich unter Umständen aufgestaut haben. Entscheidend ist daher die genaue Inspektion des Fahrzeugs nebst penibler Kontrolle der Wartungshistorie.

Hervorragende und durchgehend originale Fahrzeuge und Sondermodelle mit geringer Laufleistung werden mittlerweile sogar zu Preisen jenseits von 150.000 Euro angeboten. Alltagstaugliche Modelle sollten unserer Beurteilung nach bereits ab rund 60.000 Euro verfügbar sein. Achten Sie auf eine vollständige Dokumentation, Anzahl der Eigentümer und ferner auf das Protokoll der regelmäßigen Werkstattvisiten. Prüfen Sie auch die elektrische Verdeckfunktion und die Dichtheit der Persenning. Fahrzeuge zu Preisen von rund 100.000 Euro sollten nicht nur durch makelloses Exterieur wie Interieur bestechen, sondern auch eine geringe Laufleistung aufweisen.

Der Vollständigkeit halber seien hier noch einige besondere Raritäten erwähnt: der Zagato Vantage Volante. Die Zagato Modelle entstanden ebenfalls in einer Kleinserie von 1988 bis 1990. Vermutlich kaum verkäuflich, dennoch erwähnenswert ist auch das mittlerweile als „Prince Michael of Kent“ (PMOK) bekannte Fahrzeug. Und ferner die noch vorhandenen „Ecurie Ecosse“ Fahrzeuge. Hierbei handelt es sich um Vantage Volante mit Abrisslippe – anders gesagt um POW-Typen, die einen Teil des ursprünglichen Aston Martin Vantage Werks-Trim erhielten. Als Bezugsquellen für V8-Modelle bieten sich ausgewiesene Fachhändler oder aber Autombil-Auktionen namhafter Häuser an. Als Alternative kommt zudem das Netzwerk des Aston Martin Owners Club in Frage. Wer sich zuvor eingehender informieren möchte, dem empfehlen wir weitere Recherchen. Einen guten Überblick über die verschiedenen Aston Martin V8 Serien gibt beispielsweise die Seite AstonMartin.com.

Fotogalerie

Aston Martin V8 Volante Aston Martin V8 Volante
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