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Darum übertreffen die Spa Six Hours alle historischen Autorennen

Die Reifen sind abgekühlt, die Adrenalinspiegel wieder auf Normalniveau gesunken, die Champagnerflaschen geleert. Endlich haben wir Zeit, um zusammen mit Graf von Faber-Castell darüber nachzusinnen, was die Spa Six Hours so einzigartig macht.

„Die Spa Six Hours habenmeine Erwartungen gleich in mehrfacher Hinsicht übertroffen“, sagt Graf Charles Alexander von Faber-Castell, nachdem er mit sichtlicher Freude die Siegerpokale an Marcus Graf von Oeynhausen und Nico Verdonck überreicht hat. Mit einem dunkelgrünen Ford GT40 hatte das deutsch-belgische Rennduo die Kontrahenten Craig Davies, Andy Newall und John Young um 2,5 Sekunden geschlagen. „Die Atmosphäre in Spa ist wirklich entspannt, man hat fast überall freien Zugang, allerorts kann man sich mit den Teams und Fahrern unterhalten. Das ist hier keine glamouröse Show – im Mittelpunkt stehen allein die Fahrer und ihre Kämpfe auf der Rennstrecke, die sie ohne Rücksicht auf die Werte ihrer Rennwagen hart aber fair austragen. All dies macht für mich den ganz besonderen Charme der Spa Six Hours aus.“ 

Wir könnten dem Grafen nicht mehr beipflichten. Die Spa Six Hours sind auch unserer Meinung nach das ursprünglichste, härteste und damit authentischste Rennen für historische Automobile weltweit. Hier gibt es keinen extravaganten Firlefanz – nur echten Rennsport, hart und ohne Bandagen ausgetragen, ganz wie zur goldenen Zeit der Langstreckenrennen, die hier beschworen wird. Und die Fahrer teilen die Begeisterung einhellig: Fast alle Piloten, mit denen wir sprechen, kehren Jahr für Jahr an den Ardennenkurs zurück, um sich der größten Herausforderung in der Welt des historischen Motorsports zu stellen. 

Schon ehe sie überhaupt im Blickfeld erscheinen, schallt von der Mauer der alten Boxengasse der unbeschreibliche Sound der 114 historischen Rennwagen, die aus der Spitzkehre La Source hinaus beschleunigen, um dann mit Vollgas das Bergabstück nach Eau Rouge herunterzustechen. Der Motorenlärm dröhnt in den umliegenden Wäldern wie Donnerhall, während in den Boxen die Aufregung steigt. Wenn die Gruppe der führenden Ford GT40 mit furchteinflößendem Tempo vorbeizischt, lässt einem die Explosion aus Geschwindigkeit, Gerüchen, Farben und Geräuschen das Herz fast aus der Brust springen. Die Ohren klingen und jedes Nackenhaar stellt sich auf. 

Natürlich sind es sehr viele Einzelfaktoren, welche die Spa Six Hours so einzigartig machen. Teams, Fahrer und Autos sind am Ende nur die Gäste, denn der tief in der Geschichte verwurzelte Kurs ist gleichzeitig Hauptakteur und Bühne des dramatischen Schauspiels. Wenn die Spätsommersonne hinter den Hügeln verschwindet, sich die Spreu langsam vom Weizen trennt und die Ausfallliste immer länger wird, ist das Rennen erst wirklich lebendig. Es ist ein einmaliges Spektakel, das man mit allen Sinnen erlebt haben muss.

„Mich hat die Vorstellung, bei Nacht Rennen zu fahren, schon immer fasziniert“, sagt der deutsche Rennfahrer Bernd Georgi, der mit seinem Ford Falcon bereits zum elften Mal teilnimmt und auf einem respektablen 40. Platz landet. „Schon als Kind habe ich das Licht in meinem Zimmer ausgemacht, um mit meinen Carrera-Autos – natürlich mit eingeschalteten Scheinwerfern – im Dunkeln zu spielen!“ Und wie fühlt sich das im Vergleich mit der Realität an? „Es ist im Dunkeln schon eine größere Herausforderung, denn es ist dann viel schwieriger, die richtigen Bremspunkte zu treffen. Noch heikler jedoch sind die nachfolgenden Autos und ihre Scheinwerfer – sie blenden auf und man weiß nie, ob es nun ein führender Ford GT40 oder ein gleichschneller Konkurrent ist.“ 

Der sprichwörtliche Rush-Hour-Verkehr ist dann auch die größte Herausforderung in Spa. Schließlich tummeln sich über 100 Autos auf dem nur sieben Kilometer langen Kurs – und die Führungsriege ist pro Runde 40 Sekunden schneller unterwegs als die Schlusslichter. Da kann es gelinde gesagt schon einmal chaotisch zugehen, speziell wenn die Dunkelheit hereinbricht und die Konzentration nachlässt. „Jeder ist auf sich allein gestellt“, kommentiert Michael Squire von RM Sotheby’s, der die sechs  Stunden von Spa zum ersten Mal in einem kleinen, aber feinen Lotus Elan 26R bestreitet. „Bei kleineren Rennmeetings kennt man meistens die Jungs, gegen die man antritt. Doch hier sind so viele Fahrer unterwegs, dass man sich im Laufe des Rennens selbst zurechtfinden muss.“  

Während einigen Fahrern dieser Faktor nicht gerade behagt, macht er für andere gerade die Würze des Rennens aus. Henry Humunen, einer der Fahrer des einzigen finnischen Teams am Start, muss sich mit seinem Shelby GT350 im Qualifying am Samstagabend mit einem ganz anderen Problem herumschlagen: „Bei unserem Auto fiel das Fernlicht aus, so dass ich unsere erste schnelle Runde nahezu blind zurücklegen musste. Es hat aber trotzdem Spaß gemacht!“

Das Rennen zeigt aber auch, wie grausam der Motorsport sein kann. So brach zum Beispiel bei dem aus der Pole Position gestarteten Ford GT40 von Oliver Bryant, Graham Bryant und James Cottingham nur acht Minuten nach dem Start eine Ventilfeder. Cottingham nimmt es trotzdem gelassen: „Zusammen mit der Tour Auto sind die Spa Six Hours das historische Rennen des Jahres. Hier dreht sich alles um die Atmosphäre, das Teamwork, die Kameradschaft und – am wichtigsten – das Ankommen!“ Müßig zu betonen, dass er im nächsten Jahr wiederkommen wird.

Ein weiteres Auto, dass – zumindest zeitweise –vom Glück verlassen wurde, ist der Aston Martin DP214 von Wolfgang Dietrich, Simon Hadfield und Michael Mallock. Zur Halbzeit strandete das Auto kurz nach Les Combes mit Elektronikproblemen. Worauf die Mechaniker quer durch den Wald zum Ort des Geschehens eilten und den Aston Martin wieder flottmachten. Am Ende sprang so noch Platz 75 heraus. 

Einer der wichtigsten Werte bei den Spa Six Hours ist jedoch die Kameradschaft. Auf der Strecke mögen sie sich Türklinke an Türklinke bekämpfen, doch hat man stets den Eindruck, dass sich Fahrer wie Mechaniker gegenseitig ein gutes Ende wünschen. Die große Menge, die bei jeder Ehrung für die verschiedenen Klassensieger applaudiert, zeugt ebenfalls eindrucksvoll vom Sportsgeist alter Schule.  

Es sind Werte wie diese, die Graf von Faber-Castell – einen der renommiertesten Anbieter von exklusiven Schreibgeräten und Accessoires – dazu veranlassten, erstmals als Titelsponsor des historischen Rennens in Spa aufzutreten. Natürlich kann man Parallelen ziehen zwischen der Handwerkskunst, dem Design, der Eleganz und dem klassisch-analogen Understatement der Füllfederhalter und der historischen Rennwagen. Doch liegt allem noch eine tiefere Bedeutung zugrund: Es mag sich bei den Spa Six Hours um ein hochoktaniges und aufregendes Rennen handeln, doch bietet solch ein Wochenende auch die Möglichkeit, einer technologisch rasant fortschreitenden Welt zumindest für einige Stunden zu entfliehen und zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Zwei oder drei Tage bei einem klassischen Autorennen zu verbringen ist durchaus zu vergleichen mit der Zeit, die man sich nimmt, um einen Brief per Hand zu schreiben, anstatt eine unpersönliche Nachricht über WhatsApp oder als E-Mail abzusetzen.

Graf Faber-Castell bringt es am Ende dieser wunderbaren Tage am Rande der Rennstrecke auf den Punkt: „Historischer Motorsport führt Menschen zusammen. Egal, ob ein junger Mann, der jahrelang auf einen MGB gespart hat und ihn hier erstmals einsetzt oder ein Rennveteran in einem auf Sieg fahrenden Ford GT40 – jeder Starter bei den Spa Six Hours genießt den gleichen Status.” Müßig zu betonen, dass wir das Datum für das Rennen im kommenden Jahr schon im Kalender eingetragen haben. Ganz analog, auf Papier und mit Tinte. 

Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2018

Unsere Berichterstattung von den Spa Six Hours 2018 wurde freundlich unterstützt von Graf von Faber-Castell.