
Das Halkin im Herzen des vornehmen Londoner Stadtteils Belgravia wurde vor 20 Jahren als Europas erstes Designhotel eröffnet. Damit wurde ein Trend begründet, eine Benchmark gesetzt, von der die Luxushotellerie nachhaltig geprägt worden ist.
Die Zahl 20 markiert für Menschen gemeinhin einen Zwischenstand: man ist zwar nur ein Jahr vom traditionellen Eintritt ins Erwachsenenleben getrennt, gleichzeitig aber auch keine hoffnungsvolle 18 mehr – das Alter, in dem heutige Teens offiziell die Reife erlangen. 20 kennzeichnet zugleich auch die Ordnungszahl des edelsten Metalls Platin und kostbarer Steine wie Smaragd oder gelber Diamant. The Halkin, ein Solitär unter den Hotels von London, feiert in diesem Jahr die zweite Dekade seines Bestehens und hat längst die Reifeprüfung als feines, kleines Hotel, das beständig sein hohes Niveau hält, bestanden.
Der Begriff Designhotel ist seither auch oft genug missbraucht worden. Jeder kennt den verzweifelten Umgang mit schwer verständlichen Armaturen oder kuriosen Möbeln, das Irrlichtern durch coole, labyrinthische Gänge, das den Wunsch nach sofortiger Abreise weckt. Im Halkin hingegen pflegt man den geradezu altmodischen Gedanken, dass der Kunde König ist. Und das Hotel ist der Ort, wo er verwöhnt wird, eingebettet in ein individuell gestaltetes, privates Ambiente und mit einer Hingabe zum Service, die selbst in dieser Klasse ihresgleichen sucht.
Schon wenn man die Lobby betritt, ist man umgeben von einer Palette zarter Farben und erlebt das gelassene Interieur als perfekte Kulisse für die Frequent Traveller aus der ganzen Welt, die in Samtfauteuils ihren Five o`Clock-Tee zu sich nehmen. Helles Holz, cremefarbene Wände, zartes Lila und Mauve, elegante Holztische mit Glassplatten für die Bar verdeutlichen den Luxus, die Ruhe und das subtil Verschwenderische, das an bestimmte Bilder von Matisse erinnert. Das Dekor ist zeitlos modern. Was wie ein Widerspruch wirkt, schenkt den Menschen Ruhe und Momente der Einkehr. Der Gast und nicht die Ausstattung ist in den Mittelpunkt gerückt worden. The Halkin hat Hotelgeschichte und Designgeschichte geschrieben. Somit ist dieses 20. Jubiläum ein ganz besonderes Ereignis.
Das Hotel ist ein Juwel im weitverzweigten Imperium der Unternehmerin Christina Ong aus Singapur. In jedes der 41 Gästezimmer hat sie seinerzeit allein über eine Million Euro investiert. Ausgestattet mit dieser fürstlichen Summe hatte das italienische Atelier Laboratorio Associati eine Handschrift für die Einrichtung entworfen, die gekonnt Moderne und Klassik verbindet, mit subtilen cremefarbenen Details und Badezimmern in schimmernd weißem Marmor. Kein Wunder, dass rund 60 Prozent der Gäste Stammkunden sind. Von ihnen kann ein Hotelier übrigens nur träumen, denn dazu zählen Künstler, Unternehmer, Führungspersönlichkeiten.

In dieser stillen Seitenstraße Belgravias atmet die Eleganz des Hotels so viel Understatement, dass es sich kaum von den anderen noblen Häusern in diesem aristokratischen Viertel unterscheidet. Eine Oase der Stille mit dem Charme des Geheimtipps, nur wenige Schritte vom Trubel Picadillys entfernt, ganz nah den Shopping-Verlockungen von Knightsbridge und Mayfair. Neben der Bar, die zu einem relaxten Drink nach Business oder Bummel einlädt, bietet das preisgekrönte Hotelrestaurant „nahm“ Thai-Cuisine des australischen Meisterkochs David Thompson.
Zunächst sah das Konzept, das 1987 von Laboratorio Associati – dem Mailänder Studio von Lorenzo Carmellini und Rocco Manoli – vorgestellt wurde, vor, nur das ursprüngliche Gebäude zu restaurieren. Die alte Fassade an der Halkin Street bestand aus verwittertem Backstein und dem berühmten grauen Portland-Kalkstein. Dahinter verbarg sich eine Parkgarage aus den dreißiger Jahren, herausgeputzt im damals beliebten neo-georgianischen Stil. Entstanden ist aber dann doch ein völlig neues Gebäude, das zwar etwas größer ausfiel als das Original, aber die alten Elemente und Materialien zitierte, wie zum Beispiel das tonnengewölbte Dach aus Kupfer, das an Palladios Basilika in Venedig erinnert und zugleich ganz typisch ist für die Dächer in Belgravia.
Außen blieb das Ensemble seinem speziellen Londoner Kontext treu. Anders das Interieur, das gemäß den Vorstellungen der Eigentümerin so individuell und außergewöhnlich entworfen wurde, dass es künftig ein Anziehungspunkt für verwöhnte Kosmopoliten aus aller Welt sein würde. „A home away from home“ heißt das Halkin-Prinzip des Wohlfühlens. Fern der Anonymität großer Hotelketten strahlen eben auch die öffentlichen Räume dieser exquisiten Herberge den unaufgeregten Luxus privater Rückzugsorte aus. Daß damals die Gestaltung jedes Zimmers schon über eine Million Euro kostete – vor 20 Jahren! – verdeutlicht, wie wichtig das private Ambiente im Gegensatz zum öffentlichen Auftritt war. Auf der fünften Etage haben die Zimmer sogar Tonnengewölbe, die mitten in der Millionenstadt geradezu verschwendirisches Raumgefühl erzeugen.

Jedes Element des Halkin wirkt komponiert im Hinblick auf das Ganze. Zum Beispiel das Sky Scape, ein Wandbild, das von dem italienischen Künstler Valentino Vago gemalt wurde. Oder die Marmor- und Terrazzoböden in der Lobby, deren Muster Michelangelos Campidoglio in Rom zitieren und deren Mosaikornamente alle öffentlichen Räume des Halkin zu einer visuellen Einheit verbinden. Nichts ist prätentiös oder nur auf vordergründige Wirkung bedacht. Das gilt selbst für die Hotelkorridore, die in schwarzem Holz in Wellenoptik ausgekleidet sind und die einzelnen Zimmertüren fast verschwinden lassen. Für die Innenräume hat sich Renato de Marco vom klassischen italienischen Design ebenso inspirieren lassen wie von Art Deco und Biedermeier. Zu diesem raffinierten Mix zählen aber genauso die Möbelklassiker der Moderne von Charles Eames, Le Corbusier oder die Entwürfe von B & B Italia.
Zum 20. Geburtstag hat das Halkin eine Reihe von attraktiven Packages geschnürt, maßgeschneidert die für Familien, Shopaholics und Gourmets, die dieses besondere Hotel für eine Übernachtung erleben wollen. Das Familienpaket lockt mit beispielsweise mit Schokoladenmalerei und dem Fertigen eigener Schokotafeln bei Rococo Chocolatier sowie einem viergängigen süßen Dessert-Menü in der neuen William Curley Bar in der Ebury Street. Das Gastronomie-Package bietet ein Abendessen im Halkin-Thai „nahm“ und eine süße Verführung bei Pierre Hermés Shop Macaroons & Chocolats. Für die Shopper gibt es eine individuelle Duftberatung bei der Parfum-Manufaktur Les Senteurs, eine Termin jeweils für sie und ihn beim Juwelier De Vroomen Juweilier und Tomtom Cigars sowie eine dreistündige Einkaufstour unter dem vielversprechenden Namen „Belgravia Sybarite“. Schließlich beheimatet Belgravia neben dem Ur-Designhotel auch die Geschäfte der feinen britischen Traditionsmarken.
Weitere Informationen erhalten Sie unter halkin.como.bz/.
Der Text ist ist eine Übernahmen aus der Sommerausgabe des Bentley Magazins.
Text: Julia Marozzi
Fotos: The Halkin