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Magazin

Träume von verbranntem Gummi beim Anblick dieser in Paris gezeigten Muskelprotze von Mercedes-Benz

Als die Band Suprême NTM 1998 über ‚Ma Benz' rappten, konnten französische Hip-Hopper von radikal aufgemotzten Mercedes der Tuner AMG, Koenig oder Carat Duchatelet nur träumen. Nun bietet Artcurial in Paris gleich fünf dieser breitbeinigen Kraftmeier zum Verkauf an.

 

Der Achtzigerjahre Flügeltürer

Wir wetten, dass Sie dieses Auto noch nicht gesehen haben. Es handelt sich um einen Mercedes-Benz 500 SGS „Gullwing” aus dem Jahr 1983 und damit um etwas wirklich Besonderes. Denn er ist eines von nur 57 Fahrzeugen, die vom heute nicht mehr existierenden norddeutschen Karosseriebauer SGS (Styling Garage) gebaut wurden. Der 500 SGS Gullwing basiert auf dem 500 SEC (C126) und galt als Hommage an den legendären 300 SL aus den 1950er Jahren. Er verfügt über Verstärkungen im Dach und an den Schwellern, um den Einbau der dramatischen Flügeltüren zu ermöglichen. Natürlich hatte der ganze Firlefanz seinen Preis; der Umbau entsprach angeblich dem Preis eines neuen 500 SEC. 

Dieses Exemplar ist eines der wenigen Fahrzeuge, die als Neuwagen über den kalifornischen Showroom von SGS in Beverly Hills ausgeliefert wurden. Mit einem Original-AMG-Karosseriekit und -Felgen hebt es sich von der ohnehin schon sehr exklusiven Kleinserie weiter ab. Wenn Sie den ultimativen Mercedes der 1980er-Jahre suchen, könnten Sie kaum etwas Besseres finden. Aber wie Sie sehen werden, gibt es im Retromobile Bauchladen von Artcurial noch viel mehr zu entdecken.

1000 Prozent Luxus

Carat Duchatelet bekommt selten die Anerkennung, die der Veredler aus dem belgischen Lüttich verdient. Aber das könnte sich ändern, wenn dieser Mercedes 1000 SEC Carat Duchatelet von 1984 auf der Retromobile ausgestellt wird. Als Inbegriff des Exzesses der 1980er-Jahre ist dieser 1000 SEC auf Basis eines C126-Coupés bis unter die Kotflügel vollgepackt mit exklusiven Optionen. Darunter ein Kühlschrank, eine Bar mit zwei Kristallkaraffen und dazu passenden Gläsern, ein Farbfernseher und Videorekorder sowie ein Radio-/Kassettendeck von Pioneer, das an eine HiFi-Anlage mit Equalizer angeschlossen ist. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist jedoch die prächtige Lederausstattung und die luxuriöse Holzverkleidung, für die Carat Duchatelet bekannt ist. Wenn Sie also den Rolls-Royce-Besitzern in Ihrer Umgebung das Gefühl geben wollen, ein wenig verarmt zu sein, gibt es nur ein Auto für diesen Job.

 

Der König der Autobahn

Koenig-Specials aus München, gegründet 1977, war zu seinen Glanzzeiten ein Tuner, dessen Mercedes- und Ferrari-Umbauten fast an Karikaturen grenzten. Beim Blick auf diesen „koeniglichen“ Mercedes 500 SEL Baujahr 1985 könnte Ihr innerer Achtjähriger Sie anflehen, einen solchen Wagen in Ihre Sammlung aufzunehmen. Der 500 SEL der W126-Serie war bereits ein sehr großes, sehr imposantes Auto, aber mit diesem vom Ferrari Testarossa inspirierten Bodykit bekommt das Prädikat Überholprestige eine neue Bedeutung. Natürlich ist der Innenraum genauso spektakulär wie das furchteinflößende Exterieur, mit einem Ozean aus rotem Leder, das dem örtlichen Kuhfriedhof von Koenig-Specials zu dieser Zeit zweifellos einige Grabsteine hinzugefügt haben dürfte. Wenn Sie ein Familienvater sind, dessen schlimmster Albtraum es ist, hinter einem Langsamfahrer auf der Überholspur festzuhängen, dann gibt es kein besseres Auto als dieses.

 

Säulenlose Perfektion

Als stolzer Besitzer eines C124 E320 Coupé habe ich mich natürlich in diesen Mercedes 300 CE 3.2L AMG von 1988 verliebt, zumal es sich um das allererste C124-Exemplar handelt, das mit dem 3,2-Liter-AMG-Motor ausgerüstet wurde. Dieses Modell wurde zwei Wochen vor dem Pariser Automobilsalon von 1988 vom AMG Importeur Sonauto als Neuwagen nach Frankreich geliefert. Während der Motor und das Getriebe noch in Affalterbach weilten, baute Sonauto schon einmal AMG-Komponenten wie den Kühlergrill in Wagenfarbe, AMG-Stoßfänger- und Felgen, verstärkte Bremsen, ein AMG-Vierspeichenlenkrad, reichlich Holzfurnier und den bis 300 km/h reichenden Tacho ein. Wenn man bedenkt, dass dies eines von nur 60 hergestellten Exemplaren mit 3,2-Liter-Motor ist und dazu das Showcar, mit dem der 300 CE 3.2L AMG auf dem Salon von 1988 am Sonauto-Stand der Welt vorgestellt wurde, ist dies ein AMG, den Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

 

Wide Body-Muskelprotz

Der 300 PS starke 560 SEC sollte in den 1980er Jahren mehr als genug Luxus und Leistung für jeden Kunden bieten – könnte man meinen… Aber das hielt die PS-Hexenküche von AMG nicht davon ab, das zu tun, was sie am besten können. Dieser Mercedes 560 SEC 5.6 AMG ‚Wide Body' von 1989 ist mit nunmehr 320 PS und knapp 500 Nm Drehmoment einer der bösesten Mercs seiner Zeit. Tatsächlich sieht dieses entchromte Breitbau-Coupé so unheimlich aus, dass es in Deutschland den Spitznamen „Schwarzer Dämon“ erhielt. Der elegante Innenraum ist ganz in Schwarz gehalten, mit elektrisch verstellbaren Recaro-Ledersitzen. Lediglich die lackierten Zierteile aus Wurzelnussholz und die Plakette „AMG The Super Mercedes Grossaspach“ bilden einen Kontrast zum nüchtern-düsteren Ambiente. Einschließlich der legendären Penta Fünfspeichen-Felgen gibt es nichts, was wir an diesem AMG ändern würden. Und mit nur 56.750 Kilometern auf der Uhr sieht es aus, als wäre es ein so gutes Exemplar, wie Sie es nirgendwo sonst auf der Welt finden werden.