1970 Mercedes-Benz SL Pagode
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Year of manufacture1970
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Car typeConvertible / Roadster
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Chassis number113.044-10-016778
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Lot number69
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Reference numberHG_Oct24_54
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ConditionUsed
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Location
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Exterior colourOther
Description
Münchner Auslieferung
Seit 1977 beim zweiten Besitzer
Seit damals lückenlos dokumentiert
Topmotorisierung mit Schaltgetriebe
Mit originaler Hardtop-Kiste
Matching Numbers
Ende der 1950er Jahre begann man sich in Stuttgart mit einem Problem zu befassen, für das es eigentlich keine Lösung gab. Es galt das Superlativ, das Überauto, den Mercedes aller Mercedes abzulösen, den 300 SL. Und als wäre das nicht Aufgabe genug, sollte auch für dessen kleinen Bruder, den 190 SL, ein Nachfolger her, und das in einer Gestalt. Friedrich Geiger, seines Zeichens Leiter der Versuchsabteilung und selbst Autodidakt der Formensprache, holte sich zwei junge Zeichenkünstler, den Franzosen Paul Bracq und den Italiener Bruno Sacco, in seine Mannschaft und überantwortete den Jungspunden das Himmelfahrtskommando.
Die technische Basis lieferte die profane, neue Heckflossen-Generation, deren Unterbau einfach um 30 cm gestutzt und deren Motor auf 2,3 Liter aufgebohrt und mittels Einspritzung auf 150 PS frisiert wurde. Ein gestrafftes, gleichsam sportliches wie komfortables Fahrwerk und fast fertig war der Alleskönner. Insassenschutz hieß die Fleißaufgabe, mit Bela Barenyi hatte man schließlich den Knautschzonen-Fetischisten an Bord.
Paul Bracq war federführend und nach mehreren Anläufen stand im März 1963 der 230 SL in seiner fertigen Hülle am Automobilsalon in Genf. Die war von klarer Linie, unaufgeregt und dennoch zeitlos elegant. Oder gerade deshalb. Das feste Coupédach vermochte hingegen etwas zu irritieren. Ging doch dessen Wölbung entgegen der bekannten Richtung.
Noch am Messestand war jegliche Nostalgie verflogen, schienen die Vorgänger vergessen, solch ein Hype entstand um den 230 SL. Andere waren vielleicht stärker, schneller, teurer, doch traf der neue SL den Zeitgeist punktgenau. Jeglicher Zweifel ob der Unlösbarkeit der Aufgabe war verflogen, der Erfolg vom ersten Moment an gewiss, trotz des standesgemäßen Preises von DM 22.000.
Ende 1966 folgte der 250 SL. Vier Scheibenbremsen, mehr Hubraum, mehr Drehmoment bei gleicher Leistung. Ersteres hätte es getan, denn der Motor lief rau und war nicht vollgasfest. Nach nur einem Jahr kam die Erlösung in Form des 280 SL, der finalen Ausbaustufe des Alleskönners. Der schöpfte aus 2.778 ccm Hubraum ganze 170 PS, was die Fahrleistungen gegenüber 230 und 250 SL deutlich verbesserte. Allein der Antritt von 0 auf 100 km/h gelang zwei Sekunden schneller.
Bruno Sacco nannte die Pagode rückblickend einmal einen Schritt in die falsche Richtung. Zu nahe am 190 anstelle des 300 SL sei er gewesen. Diesen Fehltritt hätten viele wohl gerne gemacht.
Dieser Mercedes-Benz 280 SL in silbergrau metallic (DB 180), ausgestattet mit dunkelblauem blauem MB-Tex-Interieur (135) und dunkelblauem Verdeck (744), einem Viergang-Schaltgetriebe, Servolenkung (422), einem Quersitz im Fond (565) und verchromten Zierleisten am Hardtop (600), wurde am 25. März 1970 auf einen Münchner Baustoffhandel zugelassen und war fortan das Fahrzeug der Chefin.
1976 wollte ein Student aus den Landkreis Rosenheim sich mit einer kleinen Erbschaft ein neues Auto kaufen. Während der Vater vehement auf einen W123 drängte, hielt der Sohn nach einem gebrauchten SL Ausschau. Die Mercedes-Werkstatt seines Vertrauens betreute auch diesen 280 SL, doch die Chefin winkte umgehend ab, sie würde ihren Mercedes nicht verkaufen. Enttäuscht machte sich der Student auf die Suche nach einem anderen Exemplar, während der Vater immer noch auf eine vernünftige Limousine hoffte. Im Herbst 1976 war ein anderer SL gefunden und gekauft und der Haussegen hing gehörig schief. Noch schiefer hing er, als im Frühjahr 1977 sich die Chefin meldete und ihren Mercedes nun doch zum Kauf anbot. Das ließ sich der Student nicht entgehen und stand nun mit zwei SL und 15.540 DM weniger da. Nicht schlecht im Alter von knapp 27 Jahren. Der Verkauf des Erstgekauften rückte den Haussegen ein Stück wieder gerade, den Zweitgekauften besitzt er 47 Jahre später noch, denn beim Studenten von damals handelt es sich um den Einbringer von heute.
Tatsächlich sind im originalen Pappdeckelbrief erst zwei Einträge zu finden. Ein dicker Ordner zum Fahrzeug beginnt mit dem Kaufvertrag vom 4. März 1977 und beinhaltet jede einzelne Rechnung, die es seit damals zum Fahrzeug gibt. Daraus lässt sich etwa eine Neulackierung im Jahr 1982 herauslesen, deren Qualität noch heute vollends zu überzeugen weiß. In den 1980er Jahren wurden auch die Sitze anstelle von dunkelblauem MB-Tex in blauem Leder erneuert und dabei eine Sitzheizung nachgerüstet. Die wurden seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht, denn der SL befand sich da zumeist am Zweitwohnsitz in Verona. Von seinem Aufenthalt im Süden zeugen auch etliche Aufkleber von Teilnahmen am Gran Premio Nuvolari, die die Frontscheibe zieren.
Genauso archiviert sind die TÜV-Berichte und über die Jahre einige Gutachten, die Wert und Zustand festhielten. Selbstredend ist auch die originale Datenkarte erhalten, genauso wie die originale Kiste zum Hardtop. Zusammengefasst lässt sich kurz und knapp festhalten: es wird nicht leicht ein zweiter SL mit einer solchen Historie und Dokumentation zu finden sein. Und genauso außergewöhnlich wie diese ist auch der Erhaltungszustand, in dem sich der 280 SL heute noch präsentiert. Man sieht ihm über 50 Jahre Autoleben in keiner Weise an. Der einzige Fehler, den man vielleicht finden könnte, ist, dass dieser einzigartige Alleskönner von einem Mercedes noch nicht Ihnen gehört. Noch nicht!