Die „Muletto“ genannten Testesel, mit denen bei Ferrari die Technik neuer Modelle erprobt wird, verlassen eigentlich nur selten die heiligen Werkshallen von Maranello. Beim Classic Driver-Händler Modena Motorsport steht nun ein solch geheimer Versuchswagen zum Verkauf: In der Karosserie des Muletto M3 wurde der V12-Antrieb des Ferrari Enzo entwickelt.
Auf den ersten Blick wirkt der Prototyp mit Chassis-Nummer M3 wie ein von ungelenk verbastelter Ferrari 348 mit gestrecktem Radstand und angedockter 355er-Heckpartie. Doch aus entwicklungstechnischer Sicht ist der im Jahr 2000 in Maranello gefertigte „Muletto“ der rechtmäßige Vorgänger des legendären Ferrari Enzo. Auch der Ferrari 599 GTB Fiorano hat von den Erprobungsfahrten des „Esels“ profitiert. Bei Ferrari ist es üblich, neue Antriebe zunächst in vorhandenes Karosseriematerial einzukleiden. Der Designprozess erfolgt separat. Im Falle des Enzo-Prototypen wurde eine modifizierte Version des Formel-1-Motors F 140 A eingebaut, mit dem die Scuderia Ferrari im Jahr 1991 bei Grand Prix Rennen angetreten war. Das V12-Triebwerk leistete 680 PS, also 30 PS mehr als der später in Serie verbaute Enzo-Motor. Die Kraftübertragung erfolgte über eine Sechsgangschaltung mit Lenkrad-Paddels, das Gewicht des Prototypen lag bei 1.365 Kilogramm.
Der Classic Driver-Händler Modena Motorsport in Langenfeld hat den „Muletto“ direkt ab Werk in Maranello erworben, ein Fabrikzertifikat bestätigt die Echtheit des Ur-Enzos. Laut Händler handelt es sich bei Chassis-Nummer M3 um den einzigen fahrtüchtigen Enzo-Erprobungswagen, der die Fabrik verlassen hat. Der Preis für das einzigartige Sammlerstück liegt bei 750.000 Euro – rund 90.000 Euro über dem einstigen Listenpreis des in Kleinserie gefertigten Ferrari Enzo. Weitere Informationen zu dem Auto finden sich im Classic Driver Automarkt.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Modena Motorsport