Belgiens erste Adresse für klassische Ferrari
Seit einigen Jahrzehnten schon gilt die Garage von Jean-Pierre Ori in Brüssel als eine der ersten europäischen Adressen für Ferrari-Klassiker. Ori hatte in den 1950er und 1960er Jahren als Mechaniker für den belgischen Ferrari-Importeur Garage Francorchamps - den Rennstall der berühmten Ecurie Francorchamps - gearbeitet und dabei viel über die Sportwagen aus Maranello gelernt. In den 1970er Jahren, als sich niemand mehr für die Ferrari-Rennwagen der vergangenen Jahrzehnte interessierte, mache er sich selbstständig und betreute fortan jene cleveren Sammler, die sich nicht so schnell von ihren 250 GTs trennen wollten. Mittlerweile hat sich Jean-Pierre Ori zur Ruhe gesetzt - in der Garage von GiPi Motors ist er dennoch ein gern gesehener Gast, der den Motorenschraubern über die Schulter sieht und den Mechanikern mit seinem Wissen zur Seite steht. Jean-Pierre ist einer dieser Menschen, die ihre Arbeit mit voller Leidenschaft betrieben haben und deshalb niemals ganz aufgeben werden.
Ein würdiger Nachfolger
Als Jean-Pierre im Jahr 2003 offiziell seinen Drehmomentschlüssel an den Haken hängte, wählte er mit Christophe Van Riet einen würdigen Nachfolger. Christophe hatte mit 15 Jahren als Lehrling in Jean-Pierres Werkstatt angefangen und anschließend bei der Garage Francorchamps sein Wissen über moderne Ferrari erweitert. Gleichzeitig begann er eine Rennkarriere am Steuer des F355 Challenge und des nachfolgenden F360 Modena Challenge. So wunderte es kaum einen Kunden, als Christophe vor gut zehn Jahren die Werkstatt von Jean-Pierre übernahm, in GiPi Motor umbenannte und um eine eigene Rennsport-Abteilung erweiterte. Doch mit der Reparaturwerkstatt, den Aktivitäten im Motorsport und dem Handel war der Kalender mehr als gut gefüllt - ein Kompagnon musste her.
Vom Mechaniker zum Manager
Mit Kristoffer Cartenian, der zuvor bei Ferrari Maserati Antwerpen den Verkauf geleitet hatte, kam ein weiterer Mechaniker mit Rennerfahrung in die Führungsriege von GiPi Motor. Wir haben die beiden Namensvettern nach ihren automobilen Vorlieben befragt.
Einige Fragen an Christophe und Kristoffer
Herr Van Riet, Herr Cartenian - welches ist das erste Automobil, an das Sie sich aus Kindertagen erinnern?
Christophe Van Riet: Eine Testfahrt mit einem Ferrari Testarossa. Ich war damals neun Jahre alt.
Kristoffer Cartenian: Bei mir ist es der Triumph Spitfire meines Vaters. Und natürlich das Tretauto, mit dem ich als Kind unterwegs war.
Ist das Automobil für Sie eine Leidenschaft? Und wenn ja - wie wurde sie ausgelöst?
Christophe: Ja, es ist für mich eine große Leidenschaft und war es schon immer. Ich habe mich stets für die Schönheit der Autos, für ihre Mechanik, aber auch das Fahrerlebnis und den Rennsport begeistert.
Kristoffer: Eine zweihundertprozentige Leidenschaft. Für mich kam der Auslöser in den 1980er Jahren: in Form der Duelle zwischen Prost und Senna in der Formel 1, den Rallye-Rennwagen von Kankunnen, Sainz und Auriolin der Gruppe A sowie den Gruppe-C-Monstern bei den 24 Stunden von Le Mans.
Lieblingsmarken und denkwürdige Erlebnisse
Welche Begegnung ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Christophe: Als ich zehn Jahre als war, begleitete ich meinen Vater, der Uhrmacher ist, zur Vorstellung einer neuen Uhr. Dort traf ich Jacky Ickx.
Kristoffer: Der denkwürdigste Moment ist für mich ein Treffen mit Michael Schumacher im Jahr 2001 während des Finales der Ferrari Challenge.
Haben Sie sich schon immer für Ferrari begeistert - oder kam das Interesse erst während Ihrer Zeit bei der Garage Francorchamps?
Christophe: Ferrari war schon immer meine bevorzugte Marke - und zwar aus ganz verschiedenen Gründen: Die Renngeschichte ist einzigartig, ebenso die Bandbreite der Modelle, sowohl ästhetisch, als auch technisch. Aber natürlich mag ich auch andere Marken und Automobile.
Kristoffer: Ich begeistere mich für viele Automobile, die Vorliebe für Ferrari aber ist sicherlich ein Ergebnis meiner Zeit bei Francorchamps.
Fahrerlebnisse
Die Fahrt in welchem Ferrari konnten Sie bis heute nicht vergessen?
Christophe: Da gibt es einige, aber ich würde sagen im Ferrari BB512 LM - wegen seiner Leistung, seiner Agilität und seiner Effizienz auf der Rennstrecke.
Kristoffer: Bei mir ist es der Ferrari F40, er ist einfach bestialisch!
Haben Sie ein Lieblingsautomobil?
Christophe: Ja, den Ferrari 250 LM.
Kristoffer: Ich den Ferrari F40.
Kaufen Sie, was Ihnen gefällt!
Wenn Sie sich Ihr Traumauto aussuchen dürften, egal zu welchem Preis - was würden Sie wählen?
Christophe: Noch immer den Ferrari 250 LM.
Kristoffer: Einen Ferrari 250 SWB Competizione.
Verfolgen Sie bei klassischen Automobilen eine bestimmte Philosophie?
Christophe: Zunächst einmal sollte man nur Autos kaufen, die einem wirklich gefallen. Dann sollte man sie so oft wie möglich fahren. Zum Vergnügen, bei Rallyes und auf der Rennstrecke. Erst dann sollte man sich darüber Gedanken machen, ob sie eine gute Investition sind oder nicht. Es ist eigentlich eine Schande, dass sich die Prioritäten in den vergangenen Jahren für viele Menschen so sehr verschoben haben.
Kristoffer: Ich stimme zu: Kaufen Sie nur, was Ihnen auch wirklich gefällt!
Fotos: Rémi Dargegen for Classic Driver © 2014