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Techno-Classica 2011: Messerundgang

Essen in 20 Gängen. Bereits vor dem Schlusswochenende kann die 23. Techno-Classica, die noch bis zum 3. April 2011 sämtliche 20 Essener Messehallen belegt, als voller Erfolg verbucht werden. Der Zuspruch für klassische Fahrzeuge ist bei erwarteten 180.000 Besuchern ungebremst – national wie international. Und die Techno-Classica hat sich weltweit als der renommierte Treffpunkt von rollendem Kulturgut etabliert. Wir präsentieten die Höhepunkte einer Show, die längst so viel bietet, das ein Tag alleine für einen Rundgang kaum reicht.

Was für ein Fest-Essen! Tausende Menschen schieben sich durch die weitläufigen Hallen. Die Stimmung ist ausgelassen. Lack und Chrom auf rund 3.000 Fahrzeugen blinken. Rund 2.500 Fahrzeuge stehen zum Verkauf. „Zu sehen sind viele und seltene Fahrzeuge, die man so konzentriert kaum anderswo findet“, preist Messemacher Anton Leon Franssen das diesjährige Angebot auf der Auftakt-Pressekonferenz. Essen sei das Barometer der Klassikerszene.

„Die seltensten Marken, die besten Autos, die größten Händler, das fachkundigste Publikum“, so faßt ein britischer Enthusiast seinen Eindruck zusammen. Genau das ist die Techno-Classica, mittlerweile die 23. Ausgabe. Sie ist auf Liebhaber von Automobilen so anziehend, wie ein Magnet auf rohes Eisen reagiert. Und die Enthusiasten kommen aus allen Ecken der Welt nach Essen. Die „TC“, wie sie pragmatisch abgekürzt wird, das ist unzweifelhaft der internationale Saisonstart ins Klassikerjahr.

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Die Techno-Classica ist auch deswegen für viele Besucher attraktiv, weil sich nahezu alle bedeutenden Automobilhersteller auf eine Teilnahme verständigt haben und aus der Werksperspektive sehr professionell ihre Historie darstellen. Das war nicht immer so. Doch längst haben die Hersteller erkannt, dass die eigene Geschichte mehr als nur bloße DNA, sondern vielmehr ein erheblicher Imagefaktor ist und einen wertbildenden Treiber für Unternehmen darstellt. „Zukunft braucht Herkunft“, so bringt es Michael Bock, Leiter Mercedes-Benz Classic und Geschäftsführer des Mercedes-Benz Museums auf den Punkt.

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In diesem Sinne nutzen Audi und BMW die Messe. Pärchenbildung aus Alt und Neu ist hier eines der großen Themen. „Wir präsentieren eine Sammlung spektakulärer historischer Renntourenwagen und Rennmotorräder und stellen die entsprechenden Serien-Pendants unter dem Titel „Renn-Serie“ gegenüber“, erklärt Peter Kober von Audi. Zu sehen ist hier beispielsweise ein Audi Coupé GT / Tourenwagen Gruppe 2. Bei BMW sind 75 Jahre 328 und 50 Jahre Neue Klasse zwei Hauptthemen. Manfred Grunert erklärt: „Mit der Neuen Klasse erhielt BMW das typische Markengesicht. Dieser Evolution geht unsere Sonderschau nach. Außerdem zeigen wir den BMW 6er alt und neu. Der klassische 6er ist übrigens das Serienauto mit der bisher längsten Bauzeit unserer Marke.“

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Mini huldigt dem 50. Mini Cooper Geburtstag mit einer großen Auswahl historischer Mini und Mini Cooper Fahrzeuge. Erstmals präsentiert sich auch die zur BMW Group zählende Marke Rolls-Royce in Essen via Händler Procar Rolls-Royce Motor Cars Cologne. Ein „Chinese-Eye“ und der aktuelle Ghost parkieren hier in asketischer Eintracht nebeneinander.

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Bei Mercedes-Benz in Halle 1 steht das 125. Jubiläum des Automobils im Zentrum des Geschehens. Zwölf ausgewählte Automobile repräsentieren Meilensteine des automobilen Fortschritts. Zu den gezeigten Exponaten zählen etwa der Benz Patent-Motorwagen von 1886, das erste Automobil der Welt, oder der Mercedes Simplex von 1902, das erste moderne Automobil mit Niederrahmen, Frontmotor und Heckantrieb. Ferner zu sehen gibt es den 300 SL, den nimmermüden Ponton, kultigen Strich-Acht oder das Q-Car 450 SEL 6.9, die Über-S-Klasse der Baureihe W116. Um den exklusiven Stand gruppieren sich zahllose Clubs und Händler mit ihren Sternenwagen. Sehenswert!

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Stuttgarter Wechsel: zu Porsche in Halle 3. Hier stehen zwei Themen im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Revive the Passion“ restauriert Porsche Classic derzeit für den Porsche Club of America ein 911 T Coupé. Weiterhin geht es um das Jubiläum „25 Jahre Porsche Excluive & Tequipment“. Hier stehen besondere Individualisierungsstücke zur Schau. Ein Blick hinüber zu Ferrari: Hier bieten Ferrari Eberlein und Ferrari Classiche exklusive Einblicke in die Welt des Cavallo Rampante. Auch Volvo ist mit einem skandinavisch kühlen Stand vertreten. Unser Kompliment für die pfiffige Präsentation zum 50. Geburtstag des Volvo P 1800.

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Auch das Meilenwerk hat in Halle 3 Quartier bezogen. Martin Halder, Meilenwerk Gründer, beschreibt seinen Messe-Eindruck so: „Ich erlebe ein enorm interessiertes wie fachkundiges Publikum. Das Interesse scheint gegenüber dem Vorjahr nochmals gewachsen. Außerdem ist die Kaufbereitschaft hoch. Gesucht wird Qualität.“ Auch auf das aktuelle Meilenwerk-Projekt in Zürich hat Halder hervorragende Resonanz erhalten. Erwartungsgemäß zeigen sich gerade schweizer Messegäste in hohem Maße interessiert. In Essen diskutierte Martin Halder sein Vorhaben unter anderem mit Niklaus Lundsgaard-Hansen, Präsident des Schweizer Automobilclubs.

Zurück zu den Herstellern: Alfa Romeo und Fiat sind ebenfalls nach Essen gekommen. Die Geschichte des vierblättrigen Kleeblatts, des „Quadrifoglio Verde“ ist der Aufhänger der Italiener. Rennwagen auf dem Alfa Museum in Arese setzen Akzente. Bei Fiat ist es zweifelsohne der Rekordwagen aus dem Jahre 1924 mit dem vielsagenden Namen „Mephistoteles“, der Erstaunen erntet. Opel wiederum hat den Raketenwagen nach Essen gebracht – im kommenden Jahr feiert die Marke 150-jähriges Bestehen. 110 Jahre Motorsport stehen bei Skoda schon in diesem Jahr an. Bentley und Bugatti wiederum konzentrieren sich auf das „Paaring“. Bei den Briten parken der Bentley Eight und der aktuelle Mulsanne Seite an Seite.

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Eberhard Kittler von Volkswagen Classic nennt die Besonderheiten der Wolfsburger: „Wir gehen das Thema Cabriolet an, zeigen Teile der großartigen Karmann-Sammlung. Außerdem finden Sie eine Golf 1 Cabrio-Studie ohne Überrollbügel und das neue Golf 6 Cabrio.“ Auch das Showcar Cheetah auf Käfer-Basis haben die VW-Männer nach Essen gebracht. Zudem kommt dem beliebten „Bulli“ eine weitere Sonderausstellung zu. Otto Ferdinand Wachs von der Autostadt weist auf das Thema Design hin: „Automobil-Design ist unser Schwerpunkt in 2011. Wir haben bemerkenswerte Exponate aus unserem Wolfsburger Zeithaus in die Halle 7 auf das Messegelände Essen gebracht.“ Auch Marken wie Citroen, Ford und Porsche sind mit eigenen Markenständen in Essen vertreten.

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Neben den Herstellern ist es die Restaurierer-Elite, die über ihre Projekte anhand verschiedener Exponate berichtet. Auf den Freigeländen locken die privaten Schnäppchenmärkte. Wer hier sucht, findet. Mit etwas Glück. Denn es gehört bei der Fahrzeugwahl ein wenig Kompromißbereitschaft in punkto Ausstattung, Farbe, Laufleistung und Zustand dazu. Das aber macht den Bereich spannend. Natürlich dürfen auch Motorräder und Nutzfahrzeuge in Essen nicht fehlen. Genauso wenig wie die zahlreichen Clubs, die im Obergeschoß der Hallen 8 und 9 ihre Passion ausstellen. Unzählige Ersatzteilstände, Automobilia und Accessoires runden die 23. Techno-Classica ab. Auch ein kleines „Skandälchen“ gibt es zu berichten: Thiesen mußte die Mercedes-Sterne und Schriftzüge beim angebotenen Renntransporter auf Geheiß des Automobilherstellers abdecken, da es sich bei dem Transporter um eine Replik handelt. Das jedoch verschwieg Thiesen nicht. Und: der Transporter im Stuttgarter Museum ist auch „nur“ ein Nachbau. – Erkenntnis: ohne kleine Scharmützel geht es offensichtlich nicht. Thiesen jedenfalls beschert dies Stuttgarter Weisung eine kleine „Sonderkonjunktur“ – alle wollen das Exponat sehen. In der Summe überwiegen in 2011 ganz klar Begeisterung und Freude am automobilen Kulturgut.

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Stefan P. Eck vom Ausstellungsunternehmen SIHA sieht einen klaren und ungebrochenen Trend zum klassischen Fahrzeug: „Eine Allensbach-Studie hat gezeigt, dass alleine in Deutschland rund 15 Millionen Menschen dem Oldtimer wohlgesonnen sind. 4,3 Millionen Menschen interessieren sich sogar ganz besonders für Oldtimer. Und über 500.000 Automobile und Motorräder wälter als 30 Jahre waren per 1. Januar 2010 in Deutschland zugelassen.“ Hier ist die Techno-Classica ein wichtiger Marktplatz. Denn in Essen sind nicht nur Sehleute unterwegs. Auch gut situierte Kaufleute haben sich eingefunden. Die Techno-Classica gilt als umsatzstärkste Klassikermesse.

Fahrzeuge mit teils siebenstelligen Kaufsummen wechseln hier ihre Eigentümer. Aber auch viele Alltagsklassiker und Youngtimer finden noch auf dem Messegelände neue Liebhaber. Unser Classic Driver Marktbericht gewährt hier einen aktuellen Einblick in das Marktgeschehen. Abschließend noch ein echtes Schmankerl: Burkhard Wendt vom gleichnamigen Kunsthandel hat drei historische Vincent Motorräder nach Essen gebracht. Die „Comet“, die „Rapid“ und die „Black Shadow“ gibt es nur im Paket zum Preis von 185.000 Euro. Und sind bereits verkauft Das Verrückte ist: in Essen zählen auch solche Deals zur Tagesordnung.

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Text & Fotos: Mathias Paulokat