Parallel zum Formel 1-Grand Prix von Monaco fand in der Eifel die 38. Auflage des 24-Stunden-Rennens statt. Nachdem die letzten vier Jahre in Folge der Porsche GT3 R von Manthey Racing gesiegt hatte, holte dieses Jahr das BMW Werksteam im BMW M3 GT2 überraschend den Sieg. Classic Driver Fotografin Nanette Schärf war Tag und Nacht für uns an der Strecke.
Nach 24 Stunden, 154 Runden, 3.908,2 Kilometer und insgesamt zwölf Führungswechseln stand der Sieger fest: Der BMW M3 GT2 von BMW Motorsport. Das Münchener BMW-Werksteam konnte nach fünfjähriger Ruhezeit ein grandioses Comeback am Nürburgring feiern. Allerdings kam der Sieg für das Fahrerteam Jörg Müller, Augusto Farfus, Uwe Alzen und Pedro Lamy erst nach 22 Stunden in greifbare Nähe. Zunächst führte sieben Stunden lang das Siegerauto der letzten vier Jahre, der Porsche GT3 R von Manthey Racing. Dieser schied jedoch nach einem unverschuldeten Unfall in der Dunkelheit der Nacht aus. Danach übernahm der Porsche GT3 R Hybrid die Führungsposition im Feld, jedoch versagte letztlich die Technik des Hybrid-Porsche, und der BMW M3 GT2 konnte in Führung gehen. Dass der M3 GT2 letztlich den Sieg nach Hause fahren würde, damit hätte wohl niemand gerechnet.
Zum ersten Mal in der Geschichte des 24-Stunden-Rennens nahm ein Ferrari teil – und sicherte sich gleich den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Es war der Ferrari F430 GTC mit der Startnummer 43 vom Privatteam Hankook Farnbacher. Die Piloten Dominik Farnbacher, Allan Somonsen, Lehmann Keen und Marco Seefried beherrschten den italienischen Supersportler in bester Manier und steuerten ihr Team kurz hinter den Bayern ins Ziel. „Diese Platzierung ist ein toller Erfolg für uns“, freute sich Teamchef Dominik Farnbacher. „Wir haben ein gutes Setup gefunden und kamen mit dem exotischen Ferrari auf der Nordschleife einfach sehr gut zurecht.“
Die sonst so starken Audi R8 LMS-Modelle wurden fast alle durch Unfälle oder Defekte zurückgeworfen. Nur das Phoenix Racing Team erreichte mit dem dritten Rang eine akzeptable Platzierung. Der Audi R8 LMS mit der Startnummer 97 wurde von Dennis Rostek, Luca Ludwig, Marc Bronzel und Markus Winkelhock ins Ziel gesteuert. Die britische Sportwagenhersteller Aston Martin schickte seinen brandneuen, viertürigen Aston Martin Rapide zum Langstrecken-Härtetest in die „Grüne Hölle“. Dabei belegte der Renn-Rapide in seiner Klasse den bemerkenswerten 2. Platz und in der Gesamtwertung fuhr das Team auf Rang 34. Damit beweist der britischen Luxuswagenhersteller, welch sportliches Potential in der neuen Aston Martin-Limousine steckt.
Volkswagen ging mit drei besonderen VW Scirocco R-Cup Fahrzeugen an den Start. Seitlich gut lesbar waren die blauen Scirocco R-Cupfahrzeuge mit der Aufschrift „minus 80% CO2“ beklebt. Der Volkswagen Scirocco GT24-CNG ist momentan das wohl umweltfreundlichste Rennauto der Welt. Denn neben den stark reduzierten Abgaswerten ist Bioerdgas ein Kraftstoff, der aus organischen Abfällen gewonnen wird und damit jederzeit aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden kann.
Technikvorstand Ulrich Hackenberg war höchstpersönlich als Pilot im VW-Renn-Scirocco mit der Startnummer 116 beim 24-Stunden Rennen unterwegs. Zwar belegte sein Wagen nur Platz 72 in der Gesamtwertung, aber seine Kollegen Dieter Depping, Vanina Ickx, Nasser Al-Attiyah und Klaus Niedzwiedz brachten den Bioerdgas-Scirocco mit der Startnummer 117 auf den beachtlichen 16. Platz ins Ziel.
Letztes Jahr feierte der VW Scirocco R beim 24-Stunden Rennen seine Weltpremiere am Nürburgring. Dieses Jahr bildete der Wagen sogar erstmalig die Basis für eine eigene, neue Rennserie – den so genannten VW Scrirocco R-Cup. Er soll die Leistungsfähigkeit und Akzeptanz der umweltfreundlichen Technologie salonfähig machen. Auch wenn die drei Bioerdgas-Sciroccos nicht unter die ersten zehn im Gewinnerfeld gefahren sind, so haben die Wagen doch hohe Zuverlässigkeit und Ausdauer gegen Porsche, Ferrari und Co. bewiesen.
Beim 24-Stunden Classic Rennen am Freitag, dem 14. Mai, ging auch Team Classic Driver an den Start und konnte im Ford Fairlane, Baujahr 1964, den 9. Platz in der Gesamtwertung einfahren. Bei 160 teilnehmenden Klassikern ist das ein äußerst beachtliches Ergebnis. Vor allem, weil der 1,6 Tonnen schwere Fairlane gegen fast 600 Kilogramm leichtere Porsche RS und 928S antrat, die weitaus jünger waren. Gratulation an unser Team – auch für den souveränen Sieg in der Fahrzeugklasse bis Baujahr 1971.
Insgesamt erlebten rund 220.000 Fans eines der turbulentesten 24-Stunden Rennen der letzten Jahre, das geprägt war durch viele Führungswechsel sowie Aus- und Unfälle, bei denen glücklicherweise keine Person zu Schaden kam. Der Pilot eines Lotus Exige Cup-Rennwagens etwa rettete sich mit einem gewagten Sprung aus seinem brennenden Fahrzeug, während dies sich noch im rollenden Zustand befand. Rennleiter Walter Hornung sprach von einem „absolut bemerkenswerten Sportereignis, bei dem nach 24-Stunden drei verschiedene Marken auf den ersten vier Plätzen standen.“ Auch die sehr wechselhaften Witterungsverhältnisse machten das diesjährige Rennwochenende wieder zu einem spannenden Motorsportevent in der Eifel, das sich mittlerweile als größte Rennveranstaltung Europas etabliert hat.
Als besonderes Schmankerl finden Sie bei uns den Link zum Film: „24h Hours in 19500 Frames“, gedreht von den Brüdern Tim und Nick Hahne. Weitere Infos zum Renngeschehen sowie die kompletten Ergebnislisten aller Rennen finden Sie unter www.24h-rennen.de.
Text: Tassilo C. Speler
Fotos: Nanette Schärf
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