Regenschauer, herbstliche Temperaturen und Streckenturbulenzen konnten dem 8. Hamburger Stadtpark-Revival nicht seinen Charme rauben. Zum hanseatischen Renn-Klassiker waren in diesem Jahr erstmals über 350 Fahrzeuge der Kategorien Motorräder, Renngespanne und Automobile angetreten und lieferten den Zuschauern entlang des 1,7 Kilometer langen Stadtkurses eine gelungene Show. Hauptakteur des historischen Stadtpark-Rennens war erneut Audi, der unter anderem Rennlegende „Strietzel“ Stuck im ehemaligen Dienstwagen Audi V8 DTM auf die Strecke entsandte. Classic Driver war dabei und liefert Ihnen, wie versprochen, die schönsten Impressionen.

Hamburger Schietwetter zur achten Ausgabe des Stadtpark-Revivals, so kündigte es die Wettervorhersage bereits unter der Woche an. Und wer am Samstagmorgen, pünktlich zum Startschuss um 8.30 Uhr, schon auf den Beinen war, sah sich dieser bestätigt. Zum Glück verwandelte sich der Dauerregen relativ zügig in einen Mix aus Sonne, Wolken und vereinzelten Regenschauern. Die Rundstrecke blieb jedoch feucht, so dass leichte bis mittel schwere Blechschäden zum Programm gehörten.

Besonders schlimm traf es einen Golf I, der sich erst nach genauerem Hinsehen als einer von nur zwei existierenden Golf I von Günther Arzt aus Hannover entpuppte. Arzt war Ende der Siebziger durch seine spektakulären Umbauten bekannt geworden – so wie diesem Nordstadt Golf 928 mit einem 240 PS starken V8 aus dem Porsche 928. Auch einen orange farbenen Dodge Challenger, der zuvor noch kraftstrotzend über den Asphalt bollerte, traf es an diesem Samstag hart. Der Besitzer übte sich mit den Worten „jetzt habe ich im Winter wenigstens was zu tun“ in Selbstironie.

Dass es trotz nasser Strecke auch anders ging, bewies die Mehrheit. Darunter auch das Dreiergespann im Dienste der groß angelegten 100. Geburtstagsfeier Audis: angeführt von Hans-Joachim Stuck, der mit seinem Audi V8 DTM-Rennwagen die Geschwindigkeit vorgab. Dahinter ein Ur-Quattro mit kurzem Radstand in der unbespoilerten Rallyeversion und ein Audi R8 Le Mans. Im letzen Jahr hatte Rennass „Strietzel“ Stuck mit dem Audi 90 IMSA für Furore gesorgt, diesmal scheuchte er seinen ehemaligen DTM-Dienstwagen mit geschätzten 200 km/h souverän über die Hamburger Saarlandstraße.

In den Beduinenzelten abseits der Strecke präsentierten sich derweilen Bekannte aus der Hamburger Klassiker-Szene. Allen voran die Stammgäste Thomas König und Oliver Schmidt von Prototyp, deren ausgestellte Sammlung noch größer als in den Jahren zuvor erschien. Sie waren abwechselnd am Stand oder im Feld der Klasse 5 „Rennwagen“ hinterm Steuer des roten Cisitalia D46 „One-Seaters“ oder des skurrilen Mathé-Rennwagens mit Porsche-Motor anzutreffen. Ebenfalls auf der Strecke zu sehen war das vermutlich ungewöhnlichste Gefährt der gesamten Veranstaltung: Die Neumann-Neander Fahrmaschine, eine Mischung aus Automobil und Motorrad des Jahres 1935.

Neben Prototyp zeigte die Hamburger Sektion von Mirbach einige schöne Klassiker und Youngtimer in seltener Couleur: Einen Renault Alpine mit dunkelgrauer Lackierung oder einen mintfarbenen Porsche 924. Nicht ganz unerwartet war Porsche beim Hamburger Stadtpark-Revival prominent vertreten. Der Porsche Club Hamburg etwa, der gerade ein Wochenende zuvor das Porsche Deutschland treffen erfolgreich in der Hansestadt verrichtet hatte, servierte kühle Getränke zwischen schmackhaften Porsche-Klassikern wie 993 Cup und Porsche 356 A. Auch Classic Driver-Händler E. Thiesen war mit begehrenswertem Geschütz anzutreffen – und das sogar auf der Strecke: Mike Tetzlaff startete standesgemäß im italienischen Designkleid mit amerikanischem Unterbau, kurz Bizzarini GT 5300 America.

In der Klasse der GT-Wagen machte wieder einmal eine Meute Fiat 500er mit Abart-Genen auf sich aufmerksam. Die Zuschauer konnten Augen und Ohren nicht trauen, als klar war, dass das dumpfe Grollen tatsächlich aus dem Heck des Abarth 1000 TCR entwich. Der flinke Wagen von Reinhold Köster aus Herford hätte beim Rennen vermutlich um jeden Konkurrenten eine Ehrenrunde drehen können und den Lauf dennoch gewonnen. Unter den GT-Wagen tanzte ein weiteres Gefährt in jeder Weise aus der Reihe: Der Ford Galaxie von 1963, eine klassische amerikanische Limousine im XXL-Format mit V8-Bigblock-Motor. Gegen die vergleichsweise winzigen Porsche 911 Carrera, Lancia Appia Sport Zagato und Fiat 500 im Feld wirkte der V8-Schlitten wie ein einsamer Großsaurier. Für alle galt jedoch die gleiche Regel: Wer zu sehr am Gas hängt, wird von den Streckenposten mit schwarzer Flagge ins technische K.O. geleitet – eine Erklärung dafür, dass der ein oder andere Sportwagen plötzlich nicht mehr auf der Strecke zu sehen war.

Höhepunkte gab es auch bei den zwei- und dreibeinigen Gefährten. Ohnehin sind die Rennmotorräder und -gespanne die eigentlichen Repräsentanten des historischen Stadtparkrennens. Denn bei den internationalen Rennen, die zwischen 1934 und 1952 tatsächlich um den Hamburger Stadtpark stattfanden, traten viele Jahre nur Motorräder und Gespanne an. Prominent vertreten war die Zweiradsparte an diesem Wochenende durch Motorradlegende Egon Müller, der während seiner Karriere unglaubliche 785 Siege und 65 Knochenbrüche verbuchen konnte. Am Sonntag fuhr „Egon“ auf trockener Strecke spektakuläre Runden auf seiner Sandbahnrennmaschine und bewies, dass er mit 60 Jahren kein Stück vernünftiger geworden ist. Dazu einige Zahlen: 185 km/h auf der Saarlandstraße, 160 km/h nur auf dem Hinterrad, Benzinverbrauch: 80 Liter auf 100 km!

Rückblickend war das 8. Hamburger Stadtpark-Revival trotz Wetterturbulenzen eine gelungene Veranstaltung. Nach einem leicht regnerischen Samstag lockte der Sonntag mit gemäßigtem Wetter und besten Streckenbedingungen für rasante und sichere Läufe. Der historische Hintergrund in Verbindung mit der Attraktivität Hamburgs und der guten Organisation haben das Stadtpark-Revival zum festen Termin in der Szene gemacht, das war allerorts spürbar. Ferner zeigen Veranstaltungen wie das Stadtpark-Revival, die Hamburg-Berlin-Klassik und das Porsche Deutschland Treffen, wie groß der Zuspruch der Hanseaten für derartige Events ist. Bleibt nur zu hoffen, dass es demnächst Nachschub gibt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.motorevival.de.

Text & Fotos: Jan Richter