Wer keinen Porsche fuhr, fiel auf. Über 2.500 Automobile der Marke Porsche bestimmten das Geschehen. Beim achten Porsche Club Day in Dinslaken herrschten Uniformität und Vielfalt zugleich: Uniformität, weil ausschließlich Porsche-Fahrzeuge auf den Rundkurs der Trabrennbahn einfuhren. Und Vielfalt, weil alle Typen der Marke zugelassen waren: vom Porsche-Schlepper bis zum topaktuellen Turbo-Modell. Alles Porsche! Und neue Rekorde!
Mit Pferdestärken kennt man sich in Dinslaken am Niederrhein recht gut aus. Schließlich nennt die beschauliche Stadt eine über die Landesgrenzen bekannte und gut frequentierte Trabrennbahn ihr eigen. Doch rund 500.000 PS auf einen Schlag bringen auch absolute Vollprofis in Wallung – insbesondere, wenn die Pferdestärken aus einem Stall kommen. Zucht-Provenienz: Zuffenhausen. Der Anlass: der internationale Porsche Club Day der Porschefreunde. Am 1. Mai eines jeden Jahres laufen auf der Dinslakener Rennbahn ausschließlich Vollblüter von Porsche ein – jeder, der einen echten Porsche besitzt, vom Porsche-Schlepper über Speedster, 356er Ur-Coupé bis hin zum neuen 911 ist hier gern gesehen. 2009 wartete mit der achten Ausgabe des internationalen Treffens auf. Porsche Demokratisierung in Reinkultur.
Automobile Leidenschaft kennt viele Facetten. Ferraristi schwören auf die Ferrari Racing Days, romantisch veranlagte Nostalgiker lieben das Goodwood Revival Meeting und die Haute volée schätzt den Concorso d´Eleganza Villa d´Este. Porschefreunde lieben offensichtlich ihren alljährlichen Club Day am 1. Mai. Dann herrscht in Dinslaken Ausnahmezustand und europaweit die wohl größte Porsche-Dichte – vom Hersteller-Werksgelände in Stuttgart Zuffenhausen einmal abgesehen.
Auch wir vom Classic Driver Team wollten es wissen. Im Jahr 2006 waren wir schon einmal zu Gast, fingen einige Bildimpressionen ein und waren überzeugt, dass diese Veranstaltung mit knapp 2.000 Fahrzeugen das Potential für Mehr bietet. Die Ausgabe 2008 stellte dann mit insgesamt 2.325 Porsche-Fahrzeugen auch einen echten Guinness-Weltrekord ein. Das weckt Erwartungen.
Wohlbehalten ist unser malachitgrüner Boxster S mit der Kennung S – GO 2141 von seinem Targa Florio Ausflug zurückgekehrt. Kurz entschlossen habe ich den 310 PS starken Boxster S ab Berlin gechartert. Und über das On-board Navigationssystem den Tiefflug aus der Hauptstadt nach Dinslaken beantragt. 543 Kilometer – einmal die Deutschland-Diagonale in der Gestalt der Bundesautobahn Zwei. Das geht im Nachtprogramm in wenigen Stunden und im PDK-geschalteten S mit einer Tankfüllung. Redaktionskollege Jan-Christian Richter entscheidet sich für einen Cayman S und die direkte Anfahrt von Stuttgart.
Am nächsten Morgen rollen wir gegen 7.30 Uhr beinahe zeitgleich in der Bärenkampalle von Dinslaken ein. Frühnebel dunstet in der Kastanienallee an der Trabrennbahn. Doch wir sind nicht die ersten Gäste. Ein paar Dutzend klassische 911er haben sich bereits auf dem Turf eingefunden. Ingo Rübener vom Club Day Organisationsteam begrüßt und empfiehlt uns die Ehrenrunde auf der frisch geharkten Piste der Rennbahn. Am frühen Morgen sei dies schließlich ein besonderes Vergnügen – ähnlich wie der erste Abschlag beim Golf über den taubenetzten Fairway. Recht hat er.
Wenig später rollt bereits das komplette Starterfeld der Porsche Diesel-Schlepper in Dinslaken ein. Insgesamt 69 historische Porsche-Traktoren; vom kleinen „Junior“ bis zum großen „Master“ – eine Attraktion und ein neuer Rekord. Einer der Traktoren stammte sogar aus der Schweiz; er fuhr mit gültiger Torgauer Zulassung vor. Auch der blaue VW-Bulli Servicewagen aus Bremen unterstützt die beinahe durchgängig rote Eisen-Kavallerie. Mit der höher kletternden Sonne steigt auch das Besucheraufkommen. Langsam aber zuverlässig bildet sich ein durchgehender und edler Porsche-Stau am Eingangstor. Was für eine Parade: Porsche 356, 911 aller Baureihen, 914, 944, 928, Boxster, Cayman, Cayenne, 911 GT2 und GT3 warten auf Einlass.
Eine weitere Attraktion in Dinslaken ist das Spalier der 964er Jubiläumsmodelle „30 Jahre Porsche 911“. Aus den Benelux-Ländern, Frankreich und Großbritannien sind 66 „Jubi-Porsche“ angereist, um hier erneut eine Guinness-würdige Weltrekord-Kette zu formieren. Bei dem Fahrzeug handelt es sich um einen Porsche 911 des Typs 964 Carrera 4, welcher 1993 zum 30-jährigen Jubiläum des Neun-Elfers in einer streng limitierten Auflage von weltweit nur 911 Stück aufgelegt wurde. Besonderes Kennzeichen der „Jubi-Modelle“ ist deren exklusive Sonderfarbe Viola-Metallic nebst umfangreicher Ausstattung.
Auch Steffen Imhoff zeigte mit seiner faszinierenden automobilen Kunst Präsenz – genauso wie das Classic Driver Team, welches mit einer Motiv- und Verlosungsaktion großes Interesse erntete. Pünktlich zum Mittagszenit kocht bei bestem Maiwetter auch die Stimmung in Dinslaken. Das Grün, der Rundkurs, die Auslaufzonen – alles steht voller Porsche. „Wir haben die Kapazitätsgrenze erreicht“, zieht Ingo Rübener ein kurzes Zwischenfazit. „Und vermutlich einige neue Rekorde aufgestellt.“
Für alle Interessierten: Wir empfehlen den Classic Driver Automarkt, Rubrik Porsche, als weitergehende Lektüre. Rund 1.000 Porsche-Fahrzeuge stehen hier für Sie bereit. Mehr Informationen zum Club Day unter: www.porschefreunde-1mai.de
Ein 360°-Panorama vom Porsche Club Day 2009 finden Sie hier.
Text: Mathias Paulokat
Fotos: Mathias Paulokat, Jan-Christian Richter
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