
Metallvergoldung: Die Rückbesinnung zu Sachwerten zeichnete die diesjährige Techno Classica Messe aus. Mit rund 165.000 Besuchern reüssierte die 21. Ausgabe der Oldtimer-Weltmesse auf dem Niveau des Vorjahres. Classic Driver bittet noch einmal zum virtuellen Rundgang.
Automobiler Dreisprung: nach Bremen und Stuttgart nun der Klassiker: Essen, die Techno Classica. An fünf Messetagen öffneten Hallen und Freigelände im Gruga-Park. Die 20. Ausgabe der Leitmesse setzte im Vorjahr hohe Maßstäbe – die Neuauflage Anfang April 2009 wurde trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihrem Anspruch gerecht.
Rund 165.000 Besucher strömten nach Essen, knapp 250 Clubs und Interessenvereinigungen zeigten Präsenz. Die Händler verkauften größtenteils zu ihrer Zufriedenheit, obschon echte Begeisterung analog der Vorjahre aufgrund der erzielten Verkäufe nicht bei allen aufgekommen ist. Der Trend zum „Garagen-Gold“, wie es AvD-Präsident Rudolf Graf von der Schulenburg formulierte, ist zwar vorhanden, selektiert indes fein säuberlich nach Zustandsnoten.
Gesucht wird derzeit durchweg Hochwertiges. Denn nur originale und sehr gute Fahrzeuge eignen sich als Anlagegut und versprechen Werterhalt oder sogar einen Wertzuwachs. Dabei gilt auch hier klar das Motto: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“ Die automobile Metallvergoldung verlangt Reputation, weit verzweigte Netzwerke und Expertise bereits in der Fahrzeugbeschaffung. – Genau hierin liegt das Metier der Classic Driver Händler. Die Techno Classica in Essen ist ihr Salon.
Das Team vom Mercedes-Benz Classic Center in Fellbach berichtete gegenüber Classic Driver gleich von mehreren 300 SL Verkäufen. Die Eberhard Thiesen KG präsentierte gemeinsam mit Thiesen Berlin ihr gewohnt reichhaltiges Angebot mit absoluten Pretiosen, darunter auch den gelben Bizzarini 5300 GT America, den wir Ihnen jüngst im Klassiker-Portrait servierten. Bereits am Fachbesuchertag meldete Thiesen erste Verkäufe. C.F. Mirbach zeigte in Essen mit mehreren Ständen Präsenz. Neben hochwertigen Vorkriegsfahrzeugen waren auch ausgesuchte Youngtimer im Angebot. Steenbuck hatte erwartungsgemäß ebenfalls besondere Exponate nach Essen gebracht, erwähnenswert waren hier beispielsweise ein makelloser BMW 507 Roadster und ein Pininfarina Spider. „Der 4,5-Liter Bentley hat eine ganz besondere Historie. Er wurde im zweiten Weltkrieg in Einzelteile zerlegt, um nicht requiriert zu werden“, berichtet Jörg Steenbuck. Die Rarität rief bereits zum Messebeginn Kaufinteressenten auf den Plan.
Classic Driver Händler Movendi aus dem Düsseldorfer Meilenwerk zeigte feine Glanzstücke von der Insel, darunter einige Aston Martin Klassiker. Auch Houtkamp B.V. hatte Britisches dabei. Eine kurze Anreise aus Recklinghausen hatte Michael Olu Brinkert. Sein Angebot ist ebenfalls dauerhaft bei Classic Driver publiziert. Italienisch feurig ging es erwartungsgemäß bei Eberlein Ferrari Kassel zu. Gleich neben Ferrari Classiche und der 250 GT SWB Präsentation zeigte Eberlein unter anderem einen begehrenswerten Ferrari 365 GTB/4 „Daytona“. Weitere Classic Driver Händler mit Techno Classica Präsenz und virtuellem Showroom in unserer Datenbank: CMC Classic Motor Cars, Bratke Exclusive Cars, Fusco Automobile, Royal Falcon Classic Cars und Selected Classic Cars. Ob Alfa Romeo, Cisitalia, Ferrari oder Maserati - schnell ging es bei Michael Starke aus Münster zu. Die noch verfügbaren Renn-Raritäten finden Sie ebenfalls bei uns im Showroom.
Großzügig fuhr auch die Gallery Brummen vor – hier fand sich für jeden Geschmack das richtige Fahrzeug. Der gesamte noch verfügbare Bestand ist bei uns in der Datenbank eingestellt. Eines der Highlights der diesjährigen TC war die große Coys Auktion am Samstagnachmittag. Während hier über Sportwagen, großen Coupés und Limousinen der Hammer fiel, freute sich Mini-Spezialist Mengers aus Oldenburg gleich am Fachbesuchertag über den Verkauf seines feuerroten Mini Moke. Wie immer gut besucht: der Teilemarkt und die private Fahrzeugbörse auf den Freiflächen rund um die Messehallen. Weitere Messe-Fundstücke: die faszinierenden Restaurationsprojekte von Racing Green aus Wales – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fahrzeughandel. Weiter nach Frankfurt: hier wird in der Hanauer Landstraße ein Projekt in die Tat umgesetzt, das nicht ohne Grund an die erfolgreichen Meilenwerke erinnert. Klassikstadt nennt sich das Vorhaben; wir werden berichten.
Zu den Fahrzeugherstellern: hier waren es einmal mehr die runden Geburtstage und Jubiläen, die zu Sonderschauen lockten. Audi feierte den 100. Geburtstag nach Gründung durch August Horch mit einem Display ausgewählter Fahrzeuge wie dem Audi Front Typ 225 Roadster von 1935 oder dem Audi Sport quattro S1 Pikes Peak von 1987. Die Auflage des Miniatur-Jubiläumsmodells von 333 Exemplaren war bereits am ersten Messetag restlos vergriffen.
Mercedes-Benz beeindruckte in 2009 durch Gediegenheit und Größe. 4.500 Quadratmeter maß der Stand in Halle 1 unter dem Motto „Willkommen bei Mercedes-Benz Classic“. Zwei besondere Anlässe hatte Mercedes diesmal im Gepäck: „75 Jahre Silberpfeile“ und die Evolution der E-Klasse wurden geschmackvoll dargereicht. Daneben erfreute die sehr vielseitige Mercedes-Clubszene die Besucher mit ganz besonderen Exponaten – vom Unimog, über die unverwüstliche G-Klasse, Ponton und Heckflosse, bis hin zum 300 SL und zum 129er Roadster. Auffällig dabei: Auch die Fahrzeuge der noch jungen Baureihe W 124 genießen bei Mercedes-Kennern längst unangefochtenen Kultstatus. Solidität und zeitloses Design setzten hier in den 80er und 90er Jahren Maßstäbe.
Bei BMW, deren Oldtimer-Sparte jetzt nicht mehr „Mobile Tradition“, sondern neudeutsch „Group Classic“ heißt, dominierten klar die Clubs die Halle 12 in Essen. Daneben weckte eine Sonderschau zum Thema „80 Jahre BMW Automobilbau“ Interesse. Am 22. März 1929 startete BMW mit dem aus der zuvor übernommenen Dixi-Werken stammenden 3/15 PS DA 2 den Serien-Automobilbau. Erfrischend kam die BMW-Roadster Reihe in Essen an, die mit dem neuen BMW Z4 ihren jüngsten Spross vorstellte. BMW Z1, Z3 und der Z8 setzten hier jeweils Akzente. Classic Driver wird die Roadster-Galerie demnächst in einem Klassiker-Bericht detaillierter vorstellen.
Die ur-britische Marke Morgan aus Worcestershire feiert in 2009 ihr 100-jähriges Bestehen. Händler Flaving aus Unna sorgte für Präsenz in Essen und führte die gesamte Palette der offenen und knorrigen Briten vor. Peugeot führte in Essen die großen „Löwen-Cabriolets“ aus. Enttäuschung bei vielen Auto-Aficionados verursachte indes die Absage von Porsche. Für dennoch zahlenmäßig hohe Fahrzeugpräsenz der Stuttgarter sorgten die zahlreichen Händler.
Die Autostadt aus Wolfsburg lud zu einer Zeitreise in die Markengeschichte des Konzernverbundes ein. Unter den Exponaten fanden sich ein Bugatti 15 aus dem Jahr 1912. Hiermit gedenkt das Wolfsburger Zeithaus der Autostadt auch dem Beginn der Bugatti-Produktion in Molsheim 1909. Bugatti zählt seit 1998 zum VW-Konzern. Ein Bentley 3 Litre von 1924 in der Speed-Variante wies auf den 90. Geburtstag der Marke Bentley in diesem Jahr hin: 1919 legte der legendäre Bentley-Dreilitermotor mit Vierventil-Zylinderkopf und Doppelzündung den Grundstein für die Geschichte der ebenfalls 1998 in den VW-Konzern integrierten britischen Marke Bentley. Anziehend wirkte auch der giftgelbe Lamborghini Miura von 1966. Und natürlich durfte beim VW Auftritt auch nicht die Demokratisierung des Sportwagens fehlen: Diese ermöglichte der erste Golf GTI im Giugiaro Design. Lesen Sie auf Classic Driver, wie die neuzeitliche Kultivierung dieses Plebiszit für mehr Sportlichkeit ausfällt. Stichwort: Fahrbericht! Und notieren Sie derweil die Termine für die 22. Ausgabe der Techno Classica in 2010. Diese findet im kommenden Jahr vom 7. bis zum 11. April statt.
Text & Fotos: Mathias Paulokat
ClassicInside - Der Classic Driver Newsletter
Jetzt kostenlos abonnieren!