Mit dem Alfa Romeo C52 „Disco Volante“ hatte die Carrozzeria Touring Superleggera 1952 die aerodynamiche Epoche des Sportwagendesigns eingeläutet – und Ikonen wie den E-Type stark geprägt. Zum 60. Jubiläum haben die Mailänder ihrer fliegenden Untertasse nun eine grandiose Hommage gewidmet.
„Retro“ ist eines der Reizworte, bei dem selbst die unterkühltesten Automobildesigner emotional werden: Nach den Nostalgie-Orgien der Neunziger- und Nullerjahre hat die Kreativbranche genug von vergangenheitsverliebten Ikonenaufgüssen, denn meist reicht die Kopie sowieso nicht an den Charme des Originals. Dass gute Ideen aber durchaus auch ein zweites Mal gelingen können, demonstriert die traditionsreiche Karosseriebau-Manufaktur Touring Superleggera mit auf dem Genfer Salon. Vorbild für den gezeigten One-Off-Sportwagen ist der 1952 präsentierte Alfa Romeo C52, der wegen seiner futuristischen Flunderform schnell „Disco Volante“, also fliegende Untertasse, getauft wurde. Louis de Fabribeckers, der bereits bei den Bespoke-Modellen A8GCS Berlinetta, Bellagio und Flying Star den Zeichenstift führte, hat die Ikone mit großem Verve und viel Sensibilität für Proportion und Details ins neue Jahrtausend geführt. Und angesichts der dramatischen Linienführung, der kurvenreichen Silhouette, des muskulösen Hecks und schöner Details wie der angeschnittenen vorderen Radhäuser muss man wirklich zugeben: Selten ist eine Wiederbelebung so gut gelungen!
Die Idee – und vor allem die finanzielle Rückendeckung – für das Projekt, kam von einem solventen Automobilenthusiasten, dessen Herz für die Disco Volante von 1952 schlägt und der sich selbst und der Jüngerschar zum Jubiläum ein Geschenk machen wollte. Als Basis diente der Alfa 8C, dessen leichtes und stabiles Chassis, der 450 PS starke V8-Motor sowie die Elektronik übernommen wurden. Geschaltet wird sequentiell über ein Transaxle-Getriebe, Doppelquerlenker und ein elektronisch gesteuertes Differential sollen für präzise und agile Fahrdynamik sorgen. Noch handelt es sich bei der in Genf gezeigten, zweisitzigen Berlinetta um ein Modell im Maßstab 1:1, doch auf den für Herbst geplanten Prototypen soll eine streng limitierte Kleinserie für Anhänger der maßgeschneiderten Karosserie folgen. Was eine neue Disco Volante kosten soll, verrät Touring noch nicht – doch eine halbe Millionen Euro sollte man wohl mindestens einplanen, um in den exklusiven Kreis der Besitzer aufgenommen zu werden. Im Vergleich zu einem der ultra-seltenen Orginale geradezu ein Schnäppchen.
Wir haben Designchef Louis de Fabribeckers in Genf zu seiner Kreation befragt – das gesamte Interview lesen Sie hier.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Carrozzeria Touring