Keine Abgase, keine Schaltung, volles Drehmoment ab Start und lautlos bis 240 km/h: Das kalifornische Elektro-Bike Mission One soll ab sofort auch harte Motorradfahrer zur grünen Technologie bekehren. Sogar die Reichweite der Akkus scheint mit rund 240 Kilometern durchaus akzeptabel. Einige wichtige Fragen lassen die Entwickler dennoch offen.
Kalifornien ist seit langem ein Nährboden für technologische Kreativität. In den 80er und 90er Jahren wurde in Silicon Valley der Quellcode unserer digitalen Welt geschrieben, heute sind es vor allem die grünen High-Tech-Unternehmen, die wie Pilze nach einem „Grateful Death“-Konzert aus dem pazifischen Boden sprießen. Die Elektro-Autos von Tesla und Fisker dominieren bereits die internationalen Schlagzeilen, beim interdisziplinären Kreativ-Kongress TED in Long Beach wurde nun auch das erste ernstzunehmende Elektro-Motorrad enthüllt.
Hinter der Firma Mission Motors und dem lautlosen Superbike, der Mission One, steckt der ehemalige Tesla-Entwickler Forrest North. Zusammen mit Edward West und Mason Cabot, die auf Erfahrungen bei Ducati und Google zurückgreifen können, hat North das momentan schnellste Motorrad der Welt mit Elektromotor entwickelt. „Mit der Mission One schreiben wir das nächste Kapitel in der Geschichte des Motorrad-Designs“, so North im offiziellen Pressetext. „Wir schaffen ein völlig neues, emissionsfreies Fahrerlebnis, ohne beim Design oder der Performance Kompromisse eingehen zu müssen.“
Tatsächlich dürfte sich das Fahrgefühl der Mission One von anderen Motorrädern mit Verbrennungsmotor grundlegend unterscheiden. Das gesamte Drehmoment von 135 Nm ist ab Motorstart verfügbar und beschleunigt die Maschine in ungeahnter Geschwindigkeit nach vorne. Da die Gangschaltung wegfällt und es nur eine Übersetzung für jedes Tempo gibt, wird der Vortrieb noch radikaler ausfallen. Ob der Power-Boost wirklich fahrbar ist, und nicht nur für durchdrehende Hinterräder sorgt, steht allerdings zur Diskussion. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Mission Motors mit 240 km/h an. Wie sicher ein derart schnelles und dabei völlig lautloses Motorrad im Straßenverkehr sein kann, ist ebenfalls fraglich. Die Reichweite liegt bei 240 Kilometern. Bei Volllast werden die Lithium-Ionen-Akkus allerdings schneller entleert.
Für sportliche Fahrer stellt sich auch die Frage nach dem Gewicht der oftmals schweren Akkumulatoren, das sich negativ auf die Agilität der Maschine auswirken könnte. Mission-Designer Yves Béhar, der dem Motorrad sein ikonisches Design mit Achtzigerjahre-Zitaten verlieh, hat die Energiespeicher zumindest formschön versteckt. Ob die Fahrdynamik dem hohen Anspruch der Entwickler genügt, wird sich spätestens am 12. Juni beim TTXGP zeigen, wo die Mission One ihr Renndebüt feiert. Ab 2010 wird die Strom-Maschine in einer limitierten Prototypen-Edition von 50 Exemplaren angeboten, der Preis liegt zum aktuellen Dollar-Kurs bei 54.000 Euro. In diesem Sommer soll aber auch eine günstigere Serienvariante der Mission One vorgestellt werden. Wie die Bike-Community auf das stille Katapult reagiert, bleibt abzuwarten.
Weiter Informationen zur Mission One finden Sie unter www.ridemission.com.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Mission Motors
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