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Magazin

Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett

Schon die Einladung zum Porsche-Event am Pfingstmontag ließ die Erwartungen ansteigen: „Bewegen Sie einen Sportwagen im Grenzbereich“, hieß es und ich kann nur sagen, es wurde Wort gehalten. Nach der Ankunft im „Michelin Driving-Center“ in Groß Dölln bei Berlin wurden wir zunächst nett vom Porsche Begrüßungskomitee empfangen und bekamen zugleich ein Paar Lederhandschuhe aus der Porsche Design Driver's Selection angepasst, die für einen besseren Grip am Lenkrad sorgen. Auf dem weiträumigen Gelände der ehemaligen russischen Kaserne sollte der Boxster über die alten Rollfelder und Landebahnen am Limit bewegt werden.

Dann wurden die Spielzeuge für den Tag an jeweils zwei Fahrer verteilt. Da beide Boxster Modelle, der Boxter (245 PS) und der Boxster S (295 PS) zur Auswahl standen, fiel die Wahl nicht schwer. Wir entschieden uns für einen roten Boxster S. Jetzt konnte die ca. 120 km lange Ausfahrt in Angriff genommen werden. Ein bereit gelegtes Roadbook half bei der Orientierung.

Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett

Das vorhergesagte, schlechte Wetter für das Pfingstwochenende verschonte uns 'Gott sei Dank' und wir konnten den Roadster oben ohne bei strahlendem Sonnenschein über die Teststrecke jagen. So ließ sich auch die wirklich optimal ausgesuchte Route durch die wunderschöne Uckermark noch besser genießen. Die Strecke führte die Fahrer über lang gezogene Landsstraßen und Alleen und auch einen etwas holperigeren Untergrund hatten die Verantwortlichen ausgesucht, vermutlich um das sehr gut abgestimmte Fahrwerk zu demonstrieren. Nach knapp einer Stunde waren wir leider schon wieder am Ziel angekommen und mussten die Fahrzeuge für eine eher ungewollte Zwangspause stehen lassen. Während der kurzen Auszeit hatten wir jetzt Gelegenheit, die Porsche Design Driver´s Selection Ausstellung im Inneren des Hangars anzusehen. Hier wurden die neuesten Lifestyle Accessoires, wie Koffer, Uhren oder sogar der Boxster für die Kleinsten präsentiert.

Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett

Für den 2. Teil des Tages stand das Fahrsicherheitstraining auf dem Programm. Wieder mit dabei: die Rennfahrerlegende Walter Röhrl. Er sollte uns heute noch zeigen, wie präzise sich ein Porsche mit Mittelmotor durch die Kurven zirkeln lässt. Aber zuerst stand eine andere Lektion an. Die Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt und man begab sich in der Kolonne fahrend zum ersten Checkpoint. Ein Fahrlehrer aus der Porsche-Sportfahrschule erklärte uns nüchtern die anstehende Aufgabe: Bei Tempo 240 km/h mit voller Kraft in die Bremsen treten. Das hörte sich für den ersten Moment doch etwas beängstigend an, war dann aber bei der Durchführung ein unbeschreibliches Gefühl. Diese Kraft, mit der man in den Gurt gepresst wurde, und die Tatsache, dass sich der Boxster trotz dieser auftretenden Kräfte noch immer gut beherrschen ließ, waren beeindruckend. Zum Ende der Übung wurde noch ein kleiner Elchtest in die Runde eingebaut, den der Porsche natürlich souverän meisterte.

Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett Porsche Boxster: Röhrl'sches Pylonenballett
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Als 2. Lektion war das Lastwechselverhalten des Boxster zu erproben. Auf einem großzügig gesteckten Slalomkurs, an den alten russischen Hangars vorbei, konnte man spüren, wie die elektronischen Regelsysteme den Wagen in der Spur hielten. Schade eigentlich - ein wenig mehr Driften hätte ruhig sein können. Dieses Vergnügen hatten wir allerdings kurz darauf als Beifahrer von Walter Röhrl persönlich. Nach Deaktivierung der „Fahrhilfen“ gab es kein Halten mehr. Mit Vollgas drückte sich der Boxster, meist in Schräglage, durch die Kurven. Der Motor dröhnte ohrenbetäubend im oberen Drehzahlbereich und es roch nach verbranntem Gummi. Nach drei Minuten war leider alles wieder vorbei. Eine unvergessliche Runde – ein Hoch auf Walter Röhrl.



Als vorletzte Disziplin sollte der Boxster auf nassem Untergrund getestet werden. Dabei mussten die aufgestellten Pylonen bei Tempo 80 km/h durchfahren werden, einmal mit aktiviertem PSM und einmal ohne. Die unfreiwilligen Pirouetten bei deaktiviertem Stabilitätsprogramm haben uns schnell gezeigt, was diese Hilfen in Gefahrensituationen Wert sein können. Die letzte Übung, ein so genannter „Schweizer Slalom“, sollte als abschließende Competition zeigen, wer aus unserer Gruppe der präziseste Fahrer mit dem genauesten Fahrstil war. Hier kam es darauf an, möglichst schnell und fehlerfrei die Pylonenreihe zu umfahren und das alles auf Zeit. Meine Zeit war akzeptabel, aber nicht überragend. Es gehört eben schon ein wenig mehr Übung dazu, um so einen Sportwagen richtig zu beherrschen. Abschließend bleibt zu erwähnen, dass sich dieser Tag in jeder Hinsicht gelohnt hat und ein Fahrertraining in dieser Form jedem Sportwagenfahrer unbedingt zu empfehlen ist.

Einen Bericht zum Porsche 911 Targa 4S Wintertraining mit Walter Röhrl finden Sie ebenfalls auf Classic Driver: Klicken Sie hier

Text: André Scheuermann
Fotos: Dirk Michael Deckbar


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