Vom 8. bis 10. August 2008 war es wieder soweit: Jedes Jahr, seit 1973, startet der Oldtimer Grand Prix am Nürburgring. Immer wieder ein Glanzlicht für die ganze Familie. Erinnert wird an große Zeiten des Motorsports, in denen es um Erfolge, aber auch häufig um Leben und Tod ging. Zigtausende zog dieses Festival des Motorsports auch in diesem Jahr in die Eifel.

Mit auf der Rennstrecke: Zeitzeugen glorreicher Tage unter dem großartigen Ingenieur und Motorsport-Manager Jochen Neerpasch – der mit dem M1, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert, eine Legende schuf. Immer wieder schön, sehen und hören zu können, wie die M1 Procars von BMW im Rudel anderer Boliden, wie Porsche 911 RSR, Porsche 935, De Tomaso Pantera, Chevrolet Corvette, ihre Runden ziehen. Zuschauer, die sich am Boxenausgang positioniert haben, wurden vom Gebrüll der Achtzylinderrennmotoren förmlich umgeblasen.



Tim Meinrenken (Thiesen) im gefürchteten De Tomaso Pantera Gruppe 4, Baujahr 1972, war einer der üblichen Verdächtigen. Aus den ungedämpften Abgasrohren entlud sich die pure Gewalt des knapp 6,0-Liter-Renntriebwerks. Nur die mattschwarze Corvette von Timo Scheibner aus Frankfurt konnte das Gebrüll noch übertreffen. Herrlich auch die Feuerspucker unter den Porsche 935 und BMW M1 Procars, die am Ende der Geraden beim Runterschalten Stichflammen aus dem Auspuff warfen.

„Fast forward“ ging es bei der Master Sportscars-Serie, in der Legenden wie Porsche 906 und 907 oder Ford GT40 unterwegs waren. Nicht schöner, aber dafür noch schneller und eindrucksvoller präsentierten sich die „Big Banger“ des Orwell SuperSports Cups. In der Klasse A gingen Rennflundern mit über acht Litern Hubraum an den Start. Die zahlreichen McLaren, aber auch Porsche 917 und Lola sorgten für ehrfürchtige Mienen und weiche Knie am Streckenrand.

Eine der schönsten Klassen war die der 2-sitzigen GT-Rennwagen bis Baujahr 1960/61, wie Ferrari 250, Maserati 300 S, Aston Martin DBR1 oder ein einsamer Mercedes-Benz 300 SLS „Special“. Leider fiel der klassische Le Mans-Start aufgrund der momentan fehlenden Haupttribüne aus.

Spätestens als die Single-Seater/Monoposti der Klasse „Historic Grand Prix Cars“ an den Start rollten, war der Enthusiasmus für historischen Motorsport am Siedepunkt. Hier waren Vorkriegsfahrzeuge wie der Maserati 4CM ebenso wie modernere Formelfahrzeuge der Fünfzigerjahre, wie der berühmte Maserati 250F, im Einsatz. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement diese frühen Rennwagen pilotiert werden. Hohe Geschwindigkeiten und rasante Kurvenfahrten gehören zum guten Ton. Und die Damen und Herren, die am Volant drehen, haben dies oft schon getan, als ihre Renner als Neuwagen ausgeliefert wurden.

Beim AvD Historic Marathon auf dem Gand-Prix-Kurs und der Nordschleife zeigte einmal mehr das gräfliche Gotcha-Team im türkisblauen Jaguar E-Type, Baujahr 1962, wie man im britischen Sportwagen elegant an der großen Konkurrenz vorbeifährt. Während bei der Nürburgring-Trophy 100 überwiegend Alfa, BMW und Porsche an den Start gingen, feierte Opel seine ganz eigene Show: Anlässlich des Firmenjubiläums „40 Jahre Opel GT“ wurden zahlreiche bedeutende Opel-Fahrzeuge in einem gesonderten Showlauf auf den Kurs gerollt.

Während die Vintage-Cars ihre Kurven drehten, präsentierten die Clubs und Hersteller im Infield die Historie ihrer Marken – bis hin zu den aktuellsten Modellen. Darunter auch der ILOC (International Lamborghini Owners Club), der gemeinsam mit Bach Premium Cars die Modellpalette vom 400 GT bis zum Gallardo 560-4 ausrollte. Porsche veranstaltete an diesem Wochenende eine Charity-Aktion: Per Kran konnten Besucher im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft gehen. Der Erlös dieser Aktion ging diesmal an die Babyklappe. Aus 65 Metern Höhe bot sich ein herrlicher Panoramablick über das Renngeschehen.

Allerorts wurde geschraubt und gemacht, um die Boliden mit viel Liebe anzuschieben und röchelnd zum Laufen zu bringen. Bei einigen Formel 1-Boliden der damaligen Zeit ist das gar nicht so einfach. Angemeldet werden konnten Fahrzeuge bis zum Jahrgang 1965. Eine der größten Attraktion des OGP war wie immer das offene Fahrerlager.

Das Wetter am schönen Nürburgring mit seiner einzigartigen Burg: Wie immer wechselhaft bis schön. Und so kamen die Besucher aus aller Welt, hauptsächlich aus Europa und bleiben in diesem Jahr nicht selten noch bis zum kommenden Wochenende, an dem das legendäre 1000km Rennen stattfindet – das einzige Rennen der europäischen Le Mans-Serie auf deutschem Boden.

Wir danken dem ILOC (International Lamborghini Owners Club) und Bach Premium Cars, die das Classic Driver Redaktions-Team am Lamborghini-Stand mit koffeinhaltigen Getränken versorgten!

Text: Dr. Susanne Roeder / Jan-Christian Richter
Fotos: Nanette Schärf