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Sand, Wind und salzhaltige Luft satt beim diesjährigen Petro Surf Festival

Wenn Sie etwas gegen Sand auf den Teppichen Ihres luftgekühlten Porsche hatten, dann war das Petro Surf Festival 2023 definitiv nicht nach Ihrem Geschmack. Mit dem Wechsel des Austragungsortes vom Hafen Munkmarsch zur legendären „Samoa Bar“ vermählten sich gelungen die Welten Surfen und Autofahren.

Es war ein gutes Wochenende auf Sylt. In der nunmehr fünfjährigen Geschichte des Festivals war das Wetter nie so bilderbuchmäßig wie bei dieser Auflage. Drei Tage lang beschenkte Fortuna Ken Hake und Co. mit ihrer Huld. Als die Porsche-Enthusiasten die Insel mit Beschlag einnahmen, schien unser Leitstern wie die thermonukleare Einheit, die die Sonne eigentlich darstellt und die Temperaturen waren im angenehmen Spektrum zwischen 20 und 30 Grad so wohlerzogen wie ein Kind der singenden Von Trapp-Familie. Das ist hier nicht immer der Fall. Schließlich liegt die Insel nicht weit von der Küste Dänemarks in der Nordsee und zieht starken Wind und Regen wie magisch an. Salzige Seeluft soll gesund sein, allerdings weniger, wenn sie mit 50 Stundenkilometer gegen das Gesicht peitscht.

Folglich wurde nicht beklagt, dass Mützen und Steppjacken in den Koffern auf den Hotelzimmern ruhen mussten und wir zusammen mit allen Teilnehmern die urlaubsreife Atmosphäre auf diesem langgestreckten Eiland genossen, die jemand einmal passend als „deutsche Hamptons“ beschrieb. Ihre natürliche Schönheit mit einem Hauch des Mondänen umweht, macht den Ort zu einem begehrten Ziel der Schönen, Mächtigen und Reichen. Deswegen ist ein Besuch immer ein besonderes Erlebnis, auch dann, wenn es sich nicht um Autos dreht. Da wir beim Thema sind: In diesem Jahr wurden ein paar Veränderungen an der Festival-Struktur vorgenommen wie beispielsweise mehr Events am Freitag und als Auftakt ein Gokart-Rennen auf einem kleinen Kurs auf der dänischen Insel Rømø, eine andere Insel, die für ihre riesigen Strände, auf die Autos auffahren dürfen, berühmt ist.

Porsche-Menschen lieben einen guten Wettkampf, auch wenn sie so relaxed wie alle Petro Surf-Teilnehmer wirken. Sie mussten nicht zweimal gebeten werden, ihre modifizierten Autos in allen Formen, Modellbezeichnungen, Größen und Farben – inklusive einiger sehr reizvoller „Outlaw“-Konversionen und mindestens zwei feinen 2.7 RS Carrera – abzustellen und den ganzen Nachmittag damit zu verbringen, an den Rundenzeiten zu feilen. Als willkommene Geste der Organisatoren zusammen mit Breitling als einem der Sponsoren, erhielten alle Gokart-Fahrer spezielle Rennoveralls mit dem von Künstler Stevie Gee entworfenen Festivalplakat als Aufdruck auf der Rückseite.

Das Dinner wurde anschließend auf der Fähre von Rømø nach List serviert. Es ist jedes Mal ein fantastischer Anblick, wenn alle Autos auf ein Schiff gefahren werden. Fünf Reihen mit Elfern aus allen Baureihen sowie einigen 356 und 944, die ebenfalls ein Gastspiel gaben. Zu unseren Favoriten zählten ein sehr ursprünglicher, patinierter 356 Speedster, Elmar Maria Heinrichs gelbes G-Modell in kompletter Petro Surf-Livree und die „Porsche-Queen von Kapstadt“ höchstpersönlich – Michelle Hambly-Grobler mit ihrem burgunderroten 930 aus der wohl selben Ära mit passendem Surfbrett auf dem Dach, Entenbürzel-Spoiler und einigen geschmackvollen Gulf-Sticker. Michelle, die ein 911-Tatoo auf ihrem Unterarm trägt, erzählte, dass sie eine komplette Sammlung an V8-Muscle Cars verkaufte, um hier Porsche zu kaufen, nachdem sie das Vergnügen hatte, einen Carrera RS von 1973 zu fahren. Der vom „Transsyberia“ inspirierte Cayenne der ersten Generation, den das Petro Surf-Team schuf, fiel uns ebenfalls sofort ins Auge. Nach ungefähr einer Stunde erreichte die „Ferry Porsche“ den Hafen von List und das war der Schlussstrich unter einem ereignisreichen Tag.

Normalerweise dauert Petro Surf drei Tage, denn Sonntag ist dem Surfen gewidmet. In diesem Jahr wurde auch dieser Wettbewerb auf den Samstag verlegt, denn das gute Wetter bescherte einen Stunde um Stunde schwächeren Wellengang. Es war schön, die in Reih und Glied auf dem Parkplatz der Samoa Bar abgestellten Autos hinter sich zu lassen und die paar Meter durch die Dünen zum Strand zu schlendern, um die Expertise all jener zu bewundern, die sich für diesen Wettstreit angemeldet hatten. Einer der Surfer war übrigens ebenfalls Porsche-Besitzer – am Steuer eines feinen 924 war er von den Niederlanden hergefahren und erfüllte somit einen Dreiklang aus Land, Luft und See.

Auf dem Festivalgelände konnte man nicht nur die versammelten Autos betrachten, mit Freunden ein Bier oder einen Rosé genießen, gemäß dem Eventmotto „Es dreht sich alles um die Menschen“, sondern auch PS-Andenken und von Autos inspirierte Kunstwerke kaufen, darunter auch abstraktere Werke von unserem Freund Thomas Marecki alias Marok. Marok ist nicht nur eine legendäre Street Art-Persönlichkeit, sondern auch ein leidenschaftlicher Petrol Head, der eine Reihe von Autos besitzt, die vom 930 Turbo, mit dem er nach Sylt reiste, über einen Ferrari 360 bis hin zu einem elektrischen Lotus Esprit der ersten Generation reicht. Der Shapers Club hatte ebenfalls einen Auftritt und fertigte sehr coole bunte Porsche-Embleme aus Epoxidharz, die jeder mit nach Hause nehmen konnte. Wir haben das jedenfalls gemacht.

Der Tag klang wie immer mit kleinen Gruppen aus, die sich von der Porsche-Familie absonderten, um die Mondlandschaft dieser reizvollen Insel zu erkunden. Als sich die Sonne am Horizont senkte, ergaben sich die schönsten Möglichkeiten für Sundowner-Motive mit Auto.

Als alles vorbei war, brauchte es wie üblich eine kleine Weile, um das Salz von der Haut und den Haaren zu waschen. Es wird eine Idee länger dauern, den ganzen Sand aus den Autos, der Kleidung und den Schuhen zu befördern. Aber was viel mehr zählt, sind die Erinnerungen an PS 23, die unvergesslich sein werden. 

Fotos: Filip Blank