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Aston Martin Vanquish S

Fünf Jahre nach seiner Einführung steht der Aston Martin Vanquish im Schatten der jüngeren Aston Martin Modelle – und das völlig zu Unrecht. Kein anderes Modell des britischen Sportwagenherstellers repräsentiert den Leitsatz „alt trifft neu“ besser als der Vanquish. Nicht zu vergessen, dass der Vanquish S der schnellste jemals in Serie produzierte Aston Martin ist. Es ist das letzte Modell, das im Stammwerk Newport Pagnell von Hand gefertigt wird. Und wer sich fragt, wie der erhebliche Mehrpreis gegenüber dem populären DB9 zu rechtfertigen ist, der sollte sich einige Tage hinter das Volant des Vanquish S setzten, um die Antwort zu finden.

Häufig sieht man den Vanquish nicht auf den Straßen, wurden seit 2001 doch nur rund 1500 gebaut und ausgeliefert. Die letzte Modellpflege des Sportlers vor gut zwei Jahren sollte ihm ein aggressiveres Auftreten verleihen, ohne die elegante Erscheinung negativ zu beeinflussen. Zu diesen kleinen Modifikationen gehören eine dezente Spoilerlippe und der neu gestalteten Kühlergrill. Neben den kosmetischen Veränderungen gönnte man dem Vanquish auch eine „Motorkur“ und steigerte die Leistung um 60 PS auf insgesamt 520 PS. Unter dem Motto „Sports Dynamics“ wurde auch das schon recht dynamische Fahrerwerk nochmals verbessert. Diese Veränderungen werden durch ein zusätzliches S in der Modellbezeichnung ergänzt. Der Vanquish S ist zwar etwas kürzer als der DB9, allerdings breiter und höher. Im Ganzen wirkt der Wagen muskulöser – er ist mehr Preisboxer als Athlet. Dafür aber eine elegante Erscheinung. Es ist genau die Art von Eleganz, die man beim DB7 sehnsüchtig vermisst hat.

Aston Martin Vanquish S Aston Martin Vanquish S

Im Vergleich zum avantgardistischen Interieur des DB9 erscheint der Innenraum des Vanquish S recht traditionell. Allerdings muss man berücksichtigen, dass Dank des Aston Martin Individualprogramms jeder Kunde selbst entscheiden kann, wie sportlich oder konservativ er seinen Wagen gestalten möchte. Die schwarze Lederausstattung unseres Pressetestwagens wird durch rote Applikationen etwas aufgelockert. Das gesamte Cockpitkonzept des Vanquish S ist sehr gelungen. Die Instrumentierung ist übersichtlich angeordnet und alle wichtigen Hebel, Knöpfe und Schalter sind gut positioniert.

„Er wird Ihnen gefallen“, sagte der nette Herr von Aston Martin, während er den in „Toro Red“ lackierten Vanquish S vom Transporter auf meine Auffahrt fährt. Und dieser weise Mensch sollte Recht behalten. Ich drehe den Schlüssel und drücke den Startknopf. Der Spaß kann beginnen!



Der Vanquish S ist ein Sportwagen, dem man noch abnimmt, dass es schwere Arbeit ist, hohe Leistung auf die Straße zu bringen – und das meine ich in einem ganz positiven Sinn. Er bemüht sich nicht, sein Leistungspotential zu verstecken, sondern er grollt es in die weite Welt hinaus. Das Klangerlebnis des startenden 12-Zylinders ist so beeindruckend, dass man es sich angewöhnt, den Wagen nur bei geöffnetem Fenster zu starten. Ich löse die Handbremse, lege mit dem rechten Schaltpaddel den ersten Gang ein und rolle mit einer angenehmen Selbstsicherheit von meiner Ausfahrt in Richtung Glück.

Es ist erstaunlich, wie das fast zwei Tonnen schwere Auto beschleunigt, selbst aus niedrigen Drehzahlbereichen. Lässt man den Gasfuss beherzt das rechte Pedal drücken, presst es einen in den Sitz und man glaubt zu ahnen, was G-Kräfte alles mit dem Körper anstellen können. Beeindruckend: Das Geschwindigkeitsspektakel, dem ich mich ausgeliefert sehe, findet zwischen 3.500/min und 7.000/min statt. Die Luft wird von einem Rennwagengeheule vom Schlage eines Ferrari Enzo erfüllt. Und ich höre mich im Geiste sagen: „Weiter, weiter, immer weiter!“

Die extreme Steifigkeit des Hi-Tech–Chassis aus Aluminium und die gut abgestimmte Aufhängung garantieren eine äußerst zuverlässige Straßenlage. Die Seitenführung ist bemerkenswert und erlaubt schnelle Kurvenfahrten. Bodenwellen werden gnadenlos ausgebügelt, nur bei kraterartigen Schlaglöchern wird das Aston Martin Flaggschiff aus seinem ruhigen Fahrwasser geworfen. Ich finde die Fahreigenschaften des Vanquish S können ohne weiteres mit denen des (erst kürzlich vorgestellten) Ferrari 575M Maranello mithalten. Meiner Ansicht nach sieht der Aston zudem einfach besser aus.



Für einen Sportwagen hat der Vanquish S einen großzügigen Kofferraum, der auch für größere Gepäckstücke genügend Platz bietet. Allerdings sollte man Ausflüge nur zu zweit planen, da die Notsitze wirklich nur für sehr kurze Strecken geeignet sind. Ohne Zweifel ist der Aston Martin Vanquish S ein komfortabler Reisewagen – auch für längere Strecken – doch muss man für seine Zeitplanung etliche Tankstopps in Kauf nehmen. Der Verbrauch ist zwar für einen 12-Zylinder relativ passabel, doch scheint der 80 Liter fassende Tank einfach zu klein.

Wenn ich jetzt den Vanquish S mit dem DB9, den ich im letzten Jahr für Classic Driver gefahren habe, vergleiche, muss ich sagen, dass mich der Vanquish aufgrund der Leistung und des Designs einfach mehr anspricht. Und da sich Aston Martin verpflichtet hat, den Vanquish S solange in Newport Pagnell zu bauen, bis keine Nachfrage mehr besteht, habe ich die Hoffnung, dass viele meine Meinung teilen. Übrigens: Momentan beträgt die Wartezeit für einen neuen Vanquish S rund neun Monate.

Text: Steve Wakefield
Fotos: Classic Driver


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